Um 5:30Uhr Morgens mit dem ersten Licht geht es los. Das Wetter spielt mit - schwachwindig und weder Regen noch Gewitter. Die Tide schiebt uns auch mit 1-2 Knoten gen Westen. Unser AIS zeigt heute 1216 Schiffe - doch wie ein guter Freund sagt: Den Range runterschalten und schon sieht man nur noch die paar Schiffe in der Umgebung. Die Fahrt durch die Straße von Singapur und den Hafenbereich klappt dann auch problemlos.
Durch den Hafen von Singapur muss man normal nicht, aber wir haben geschnibbelt um ein paar Meilen zu sparen. So sind wir quer zwischen Inselchen und Ankerfelder gefahren. Bei der guten Sicht kein Problem.
Dank des Tidenstroms sind wir schon am frühen Nachmittag jenseits des Hafens und in dem schmalen Fahrwasser zwischen Singapur und Malaysia. Während auf der malaysischen Seite üppiges Grün und ein paar Fischerdörfer ähnlich denen in Indonesien dominieren, ist auf der Seite von Singapur ein gewaltiger Zaun und Warnschilder zu sehen. Überall patrouillieren Polizeiboote, um ungebetene Eindringlinge fern zu halten. Das ganze erinnert an die alte DDR Grenze. Wir fahren auf der malaysischen Seite entlang. Ursprünglich wollten wir ankern und den Rest der Strecke am nächsten Tag fahren. Es ist aber so früh, daß wir es noch bis in die Danga Bay Marina schaffen und noch vor den Nachmittagsgewittern sicher vertäut sind. Darauf trinken wir ein Bierchen - und das an Bord der Nicone, die wir nach ein paar Wochen hier wiedertreffen. Prost!
Die Nongsa Point Marina ist unser Ziel. Von dort aus kann man auch Ausreisen. Die Formalitäten werden ein paar Tage brauchen. Aber es gibt kaum Schwell, Strom und fließend Wasser am Steg, einen Pool und ein bezahlbares Restaurant.
Die Skyline von Singapur kann man auch schon sehen. Von unserem Liegeplatz sehen wir die Schiffe, die durch die Straße von Singapur fahren, aufgereiht wie Perlen an einer Kette. Die Meisten so 150 - 250 Meter lang. Es sieht aus wie auf einer voll befahrenen Autobahn. Nur - unser nächstes Ziel ist Malaysia und liegt auf der anderen Seite dieser Autobahn. Und es gibt keine Brücke. In ein paar Tagen müssen wir da durch. Als wir das AIS Gerät einschalten sehen wir 926 Schiffe in der Umgebung. Und das sind nur die Großen, die einen AIS Positionssender haben. Segelboote und Fischer sehen wir auf dem Gerät nicht. So viele Schiffe gibt es sonst nirgends auf der Welt. Die Fahrt nach Malaysia wird spannend. Nur gut, daß wir das bei Tageslicht machen können. Und hoffentlich ohne Sichtbehinderung durch Regen oder Gewitter.
Hier wollen wir eigentlich unseren Indonesienaufenthalt ausklingen lassen und mit der Sail Indonesia ausklarieren. Aber: Der Ankerplatz geht ja gar nicht. Die Wellen kommen ungeschützt in die Bucht und wir können kein Auge zu tun. Die Hotelanlage am Ufer hat gleich 8 Restaurants, Golfplatz und und und, aber keines der Gerichte in keinem der Restaurants liegt auch nur annähernd in unserer Preisklasse. Hier müssen wir ganz dringend wieder weg!
Eigentlich könnte man ja in einem Tag zu unserem Port of Exit im Norden von Bintan fahren. Aber das Wetter ist nicht günstig - Nordwind. Und wir müssen nach Norden. Ausserdem steht der Wind genau in die Ankerstelle. Da machen wir lieber nur einen kleinnen Hüpfer und warten, daß der Nordwind nachlässt oder dreht. Vor nächster Woche können wir eh nicht ausklarieren und nach Singapur.
Die Riau Gruppe sind die letzten Inseln, zu denen wir in Indonesien fahren wollen. Auf dem Wege passieren wir tatsächlich eine Tonne mit Licht, Solarzellen und allem was dazu gehört. Unsere erste in Indonesien. Man merkt die Nähe Singapurs mit seinem starken Schiffsverkehr. Hinter Pulau Kepik verbringen wir die erste Nacht. Hier herrschen Mangroven vor. Viele Inseln, Ortschaften, Mobilfunktürme. Hier kommen auch die Schlepper mit den riesigen Schuten voll roter Erde her - die wird hier im Tagebau abgebaut. Wo immer man hinschaut gibt es Schlepper und Schuten, mal unterwegs, mal vor Anker.
Als wir losfahren ist noch alles windstill und trocken. Doch kaum aus der Ankerstelle erwischt uns ein heftiges tropisches Gewitter. Keine Sicht mehr. Sintflutartiger Regen. Blitze und Donner überall. Dazu Böen bis 35 Knoten. Carsten zieht den Kürzeren und Ölzeug an. Hören kann man auch nichts mehr, so prasselt der Regen. Etwas beunruhigend ist, daß durch das Gewitter auch unsere Elektronik aussteigt. Wir fahren quasi Blind und Taub. Das ganze dauert eine knappe Stunde. Dann lässt Wind und Regen nach. Nach einer weiteren Stunde ist alles wieder so ruhig, als wäre nichts gewesen.
Der viele Wind bringt uns aber schnell voran und so sind wir am frühen Nachmittag in Mesanak. Wegen des weitläufigen Riffes ankern wir recht weit vom Strand entfernt, dennoch ist es ruhig. So erreichen uns vielleicht weniger der aufdringlichen Insekten. Auf dem Wege sehen wir überall im Wasser solch merkwürdige Bambuskonstruktionen. Häuser auf Stelzen mit einem großen Netz. Irgendwas zum Fische fangen. Bestimmt. Aber wie klappt das? Kein Wunder, daß wir hier in Indonesien keine Fische fangen, wenn man solch aufwändiges Gerät braucht.
Heute geht es zurück zu Euch in den Norden: Die Überquerung des Äquator steht an. Direkt neben der Insel Blading geschieht der historische Moment. Nach zweieinhalb Jahren kommt die forty-two zurück in dir nördliche Hemisphäre.So richtig wissen wir aber nicht, ob wir uns darüber freuen sollen. Zu viele schöne Orte und Erlebnisse verbinden wir mit dem Süden.
Auch unser heutiger Ankerplatz bei der Insel Kentar liegt noch nahe am Äquator. Kids aus dem nahen Dorf finden sich in ihren Booten ein in der Hoffnung auf ein paar Bonsches. Einer ist pfiffiger - er hat Tauschware dabei. Gegen Kokosnüsse und den besten Limetten, die wir seit Ewigkeiten gesehen haben, bekommt er Malbücher und Luftballons. Die Mohea läd zur Feier ein. Immerhin haben sich fünf Boote eingefunden. Abends machen ausschwärmende fliegende Ameisen der Feier ein abruptes Ende. Alle flüchten zurück auf ihre Boote.
Wir haben keine Lust mehr auf Nachtfahrten, deshalb segeln wir noch einen langen Schlag zur Insel Lingga (zwei Nächte). Ab dann sollten wir in Tagesetappen nach Malaysien kommen. In dieser unmittelbare Nähe zum Äquators ist das Wetter schwül-heiß, kaum Wind, viele Gewitter. Die ganze Nacht über Wetterleuchten. Kein ideales Segelwetter. Dabei bekommen wir ärgerlicherweise keinen Regen ab. Unser Wassermacher streikt und wir brauchen wirklich Wasser zum trinken, duschen und spülen. Es regnet überall - nur nicht bei uns. Solange wir keinen ordentlichen Regenguss ab bekommen, heißt es also Wasser sparen.
Am zweiten Tag hätte ein Dampfer unsere forty-two fast versenkt. Er heißt Yuedean 53 (BYDU) und fährt mit knapp 14knoten über dreimal so schnell wie wir. Zunächst sieht es so aus, als würden wir problemlos vor ihm durchfahren. Sicherheitshalber sprechen wir per Funk mit dem Wachhabenen. Doch der will uns auf seinem Radar nicht erkennen können. Ich gebe Position, Geschwindigkeit und Kurs durch und erkläre, daß wir unter Segel fahren. Damit haben wir Vorfahrt und er muß ausweichen, obwohl er 20 Mal so groß ist wie wir. Mit unserem knallroten Spinnacker sind wir auch ohne Radar nicht zu übersehen.
Die Yuedean 53 ändert auch prompt ihren Kurs - und zwar exakt auf einen Kollisionskurs mit uns. Wir versuchen erneut mit dem Wachhabenen zu sprechen, doch nach der Aussage "I will keep speed and course (ich werde Kurs und Geschwindigkeit beibehalten)" kommt keine Antwort mehr. Warum macht er das? Ein 190m langer Frachter kriegt noch nicht mal einen Kratzer, wenn er uns rammt. Von uns würde nur ein bisschen Plastikmüll in der Java-See übrig bleiben. Also springe ich zum Bug und berge den Spinnacker. Motor an. Kurs 60 Grad nach Steuerbord. Nach diesem Brems- und Ausweichmanöver zieht die gewaltige Bordwand der Yuedean 53 knapp vor uns vorbei. Puh - nix passiert. Und was macht der Dampfer? Er geht auf seinen alten Kurs zurück. Ganz offenbar ist er vorsätzlich auf Kollisionskurs gegangen. Vielleicht um den scheiß Seglern eins auszuwischen und mal zum schwitzen zu bringen? Kann es das Ego eines Wachhabenden auf einem Dampfer mit was-weis-ich wie vielen Pferdestärken nicht verkraften, daß er einem kleinen Fliegendreck wie uns auf dem Wasser ausweichen muß? Wir wissen es nicht. Zum Glück sind nicht alle so. Oft genug weicht uns auch ein Großer aus und ist nicht genervt, wenn wir ihn per Funk ansprechen um unsere Sicherheit zu gewährleisten.
In Piatu begrüßt uns eine ruhige und einsame Ankerstelle mit Strand und Sand. Nur ein paar Fischer queren die Bucht auf dem Wege zum nächsten Dorf in der benachbarten Bucht. Wir können uns von der Überfahrt ausruhen, im Wasser abkühlen und die hiesigen Korallen und Fische beschnorcheln. Am Strand wachsen so etwas wie Weihnachtsbäume. Wäre eine schöne Stelle für Weihnachten. Doch bis dahin planen wir schon in Thailand zu sein.
Auf der anderen Seite der Insel Belitung ist schon der nächste offizielle Stopp der Sail Indonesia. Wir ankern jedoch schon 10sm vorher in einer gut geschützten, dennoch weitläufigen Bucht ohne dem Trubel der Menge. Hier wollen wir erst einmal Ruhe bekommen, bevor wir uns auf die nächsten Etappen machen, die wieder länger sind und über Nacht gehen.
Nach drei Tagen und zwei Nächten kommen wir auf der Insel Belitung an. Die Ankerstelle vor Manggar ist sehr schaukelig, also fahren wir trotz der schwierigen und flachen Einfahrt in den nahen Fluß. Hier liegen wir sehr ruhig, wenn es auch wegen des fehlenden Windes etwas heißer ist. Die meisten anderen Boote trauen sich nicht hier hinein. Die Micromegas II hat es aber doch geschafft, ankert dann aber zu nahe an unserer forty-two. Als wir wieder an Bord kommen ist die Micromegas verlassen das Boot treibt ständig auf uns zu. Es besteht dauernd Kollisionsgefahr und wir müssen die Boote mehrfach voneinander abstoßen. Per Funk rufen wir die anderen Boote, die tatsächlich die Crew der Micromegas ausfindig machen. Sobald sie wieder an Bord sind ankern sie etwas weiter weg und alles ist gut.
Hier im FLuß sehen wir das erste Mal auch eines der Fischerboote mit den verrückten Auslegergestellen von Nahem, mit denen wir uns in der Nacht in der Java-See herumschlagen müssen. Am Bug unterhalb des Gestelles haben sie starke Lampen montiert, die die Fische des Nachts anlocken sollen. Aber wie sie die Fische (oder sind es Tintenfische) dann fangen ist uns immer noch rätselhaft.
In Manggar gibt es wieder großen Bahnhof für die Sail Indonesia. Die Leute hier haben echt was auf die Beine getellt. Jeden Tag kann man einen Ausflug machen, es gibt Shuttle Busse für uns, wo man uns hinfährt wo immer wir wollen (Supermarkt, zurück zum Boot, Geldautomat,...). Es gibt Freibier, jeden Abend Dinner. Sogar 100l Diesel gibt es kostenlos für jede Yacht. Warum, wissen wir nicht - wir nehmen es aber gerne. Die ganze Zeit ist Party und Veranstaltungen am Strand. Und alles für uns umsonst. Scheints nimmt Manggar die Anwesenheit der Boote zum Anlass eine Festwoche zu veranstalten.
Wir Partymuffel sind aber immer schon bei Sonnenuntergang zurück an Bord. Aber auch wir genießen die herzliche Art der Menschen hier ungemein. Anders als in dem touristischen Bali oder dem christlich geprägtem östlichen Landesteilen geht es den Menschen hier nicht um persönlichen Vorteil. Niemand fragt uns nach irgendwelchen Geschenken etc. Im Gegenteil. Wir werden beschenkt, zu Kaffee in einem der vielen Kaffeehäusern eingeladen und und und. Sie sind neugierig und viele Kontakte mit Europäern haben sie sonst nicht, anders können wir uns das nicht erklären.
Einen Ausflug machen auch wir mit. Es gibt zwar keine großartigen Sehenswürdigkeiten in Belitung, aber da einige Indonesier mitkommen ergeben sich interessante Gespräche. Wir besuchen einen Staudamm, den die Holländer hier anno dazumal gebaut haben, eine Batik-Kooperative und ein Literaturmuseum. Richtig gelesen - interessanterweise gibt es hier auf dieser abgelegenen Insel das einzige Literaturmuseum Indonesiens. Der Schriftsteller Andrea Hirata ist hier in Belitung geboren und sein Haus ist jetzt ein (privates) kleines Museum. Sein Buch Die Regenbogentruppe handelt von dem Kampf der Jugendlichen um eine bessere Schulausbildung und ist in mehrere Sprachen übersetzt worden. Das Buch ist sogar verfilmt worden. Die in den Film verwendete Schulkulisse seht ihr in dem Bild rechts. Wir mussten zu unserer Schande gestehen, daß uns das alles komplett fremd ist.
Tags darauf fährt Mercedes mit in eine Schule um einen Vortrag über uns zu halten. Aber Segeln und das Leben auf Booten ist zu weit entfernt vom Lebensalltag der Jugendlichen. Sie haben einfachere Fragen wie was wir zum Frühstück essen, wie es uns auf Belitung gefällt und welchen Kinofilm sie als letztes gesehen hat. Mercedes wurde ununterbrochen gefilmt, musste Autogramme verteilen und unsere Internetadresse verraten. Jetzt fühlt sie sich selber wie ein Filmstar!
Hier wollten wir eigentlich einen längeren Stopp einlegen, weil es hier gute Schnorchelmöglichkeiten geben soll. Die Inseln sind auch wunderschön - ein Palmen- und Strandparadies. Leider konnten wir keinen guten Ankerplatz finden - alles viel zu tief. So wurde es nur ein kurzer Stopp zum Ausruhen und weiter geht es.
Die Hälfte der Strecke nach Bawean können wir segeln, für den Rest muß der Motor ran. Vorbei geht es an jede Menge Fischer, die in der flachen Java-See oft vor Anker liegen. Im Gegensatz zu den mehreren tausend Meter tiefen Gewässern um Bali ist es hier mit knapp 50m etwa so flach wie in der Nordsee. Auch Dicke Pötte sehen wir wieder viele. Der nächste Morgen grüßt mit Flaute und Dunst. Himmel und Wasser sind nicht zu unterscheiden.
Bawean hat eine ideale Ankerstelle. Guter Halt auf 3-5m Sand und Schlick in einer ruhigen Bucht. An der Stirnseite ein kleines Dorf mit 3 Moscheen (die alle fast gleichzeitig zum Gebet rufen), ein paar Tante Emma Läden und einer Grundschule. Wir bekommen sogar Diesel von einem Fischer, für den bisher günstigsten Preis von 7000Rp pro Liter. "No Mafia in Bawean" sagt er. Und als ich die Banknoten verwechsele und Tante Emma anstelle 2.000Rp versehentlich 20.000Rp für eine Flasche Wasser gebe (immerhin 15ct), lacht sie nur und macht mich auf meinen Irrtum aufmerksam. Es sieht nach einem heilen kleinem Dorf aus. Der Fischer hat recht: "No Mafia in Bawean".
Am Strand treffe ich eine Schulklasse mit ihrer Lehrerin. Sie unterrichtet lieber am Strand, weil die Kids das so lieber haben. Die wollen ein Foto mit mir und am liebsten Fußball spielen als sie hören, daß ich aus Deutschland komme. Doch ich muß sie enttäuschen - Fußball und das in der Hitze ist einfach nicht drin.
Die Schüler sprechen leider kein englisch, obwohl sie das lernen. Oder sie trauen sich einfach nicht, gibbeln und kichern nur. Aber mit der Lehrerin komme ich ins Gespräch. Sie ist Muslimin mit Kopftuch, das Gesicht bleibt aber frei. Sie stammt aus Jawa, hat gerade ihr Architekturstudium beendet und macht ein freiwilliges soziales Jahr als Lehrerin auf dieser kleinen Insel. Von Berührungsängsten als Muslimin gegenüber mir fremden Deutschen keine Spur. Von mangelndem Selbstbewusstsein auch nicht. Ich sollte meine noch aus Deutschland stammende Vorstellung von islamischen Frauen doch wohl gewaltig revidieren.
Hinter der Insel Raas können wir eine Nacht ankern - leider auf hartem Korallengrund. Ein Fischer kommt vorbei und verkauft uns zwei indonesische Langusten. So eine Sorte haben wir noch nie gesehen. Sie schmecken aber wie gewohnt.
Am Morgen haben wir über 20 Knoten Wind und der Anker hat sich an den Korallen verhakt. Die Ankerwinde arbeitet bis die Überstromsicherung herausfliegt. Zum Tauchen ist es zu tief - wie kommen wir hier wieder weg? Letztendlich können wir die Ankerkette kurzstags holen und den Anker mit Motorkraft ausbrechen. Glück gehabt. Jetzt können wir die 140sm bis zur nächsten Insel in Angriff nehmen.
Um 6:00Uhr Anker auf und nach Java segeln. Dabei queren wir Selat Bali, die schmale Wasserstraße zwischen Java und Bali. Hier pfeift es wieder mit 25Knoten. An der Nordostecke Javas haben wir auf Google Earth eine mögliche Ankerstelle ausgemacht. Mit Blick auf einen Vulkan und geschützt durch eine Insel und ein paar Riffen. Die Einfahrt ist sehr schmal, doch bei hohem Sonnenstand ist sie gut auszumachen. Der Anker fällt dann auf 7m vor einem idyllischen Strand. Um uns herum flache Korallenriffe, auf denen Fischer den ganzen Tag hüfthoch im Wasser stehen und angeln. Am nächsten Morgen wird durch die flach stehende Sonne von den Riffen nichts mehr zu sehen sein. Dann heißt es ganz langsam fahren und dem bei der Einfahrt vom GPS aufgezeichneten Weg genau zurück verfolgen.
Die Eröffnung des Festivals haben wir noch miterlebt, doch länger mögen wir die Menschen und die Musik nicht. Also fahren wir weiter, erst einmal Tagestouren. Die Teluk Gundul liegt nur 20sm gen Westen und ist frei vom Tourismus. Auf dem Wege pfeifen nach anfänglicher Flaute 25-30 Knoten Wind von den Bergen (eine Art Föhnsturm - siehe Bild). Aber am Ankerplatz ist es ruhig - man lässt uns auch in Ruhe.
Gestern haben wir eine Tour durch den Norden von Bali gemacht. Und wir können nur feststellen: Bali ist anders! Das liegt daran, daß 90% der Einwohner Hindus sind. Überall gibt es Statuen, jedes Haus hat eine Stelle, wo täglich kleine Opfer gegeben werden. Vor jedem Laden sieht man Blumen und Reis mit Räucherstäbchen liegen. Wohl, um dem Gott des Kaufmannes gnädig zu stimmen. Auch der Tourismus, den es ja hier schon länger gibt, hinterlässt seine Spuren. Und das für uns auch durchaus im positiven Sinne. So gibt es viele westliche Waren zu kaufen (Mercedes hat Quark bekommen! Auch wenn auf der Packung Frischkäse leicht stand) und viele Menschen können englisch oder sogar deutsch. Eine echte Erleichterung wenn man Kühlflüssigkeit für einen Motor oder ähnliches kaufen will. Ob die vergleichsweise sauberen Straßen auf den Einfluß durch den Tourismus zurückzuführen sind, wissen wir nicht. Angenehm ist es allemal.
Wir haben bisher so gut wie keine Vorstellung vom Hinduismus. Kennen nur die Schlagwörter wie Reinkarnantion (Wiedergeburt). Jetzt haben wir gelernt, daß es gar keinen einheitlichen Hinduismus gibt, sondern das es sich um eine Art Sammelbezeichnung verschiedener, ähnlicher religiöser Ansichten und Lehren handelt. Hier in Bali ist den Menschen zum Beispiel wichtig, daß sie immer wieder in die gleiche Familie wieder geboren werden. Die Familie hat daher einen sehr hohen Stellenwert. Oder die vielen Götter im Hinduismus, die angebetet werden. Die stellen die verschiedenen Aspekte des einen Gottes dar. Auch im Christentum werden neben dem "dreieinigen" Gott verschiedene Heilige, Jünger, Maria etc. angebetet.
Aber wir möchten keine religiöse Abhandlung schreiben, sonder nur unsere Eindrücke wiedergeben. So durften wir einen Tempel besuchen. Uns hat erstaunt wie ähnlich die vermittelten Bilder denen des Christentums sind. Anstelle von Kerzen werden Räucherstäbchen angezündet. Es gibt Darstellungen von einem kleinen Jungen mit Heiligenschein, der von einer Gruppe Gläubiger angebetet wird. In den Gotteshäusern gibt es viel goldenen Prunk und Statuen. Auch viele häßliche Wächter und Gargoyls. Schön fanden wir die eher verwinkelte Bauweise und die vielen Blumen und Gärten in den Tempelanlagen. Uns scheint, daß das Bedürfnis der Menschen nach Religiösität in den unterschiedlichen Erdteilen einen ganz ähnlichen Ausdruck gefunden hat.
Heutzutage verehren die Indonesier aber scheints die Götter der moderne Mobilkommunikation. Jeder scheint mindestens eines zu besitzen und ununterbrochen zu benutzen. Wo immer man ist kann man meist gleich mehrere der notwendigen Türme sehen.
Später und höher in den Bergen besuchen wir Kaffee- und Gewürzplantagen, schauen uns die prächtigen Reisterassen mit ihren durchdringenden hellen Grüntönen an und baden in heißen Quellen. Halt ein ganz normales Touriprogramm auf Bali. Schön ist es. Und auch preislich ist hier alles im Lot. Ein gutes Essen mit Getränke gibt es für 10Euro (für uns beide zusammen). Das Auto mit Fahrer hat uns den Tag 40 Euro gekostet.
Am 21. September wird das Lovina Festival + Sail Indonesia eröffnet. Das sind die jährlichen fünftägigen Festtage, die so gelegt wurden, daß sie mit der Ankunft der Sail Indonesia zusammenfallen. Mitlerweile sind über 40 Boote an der Ankerstelle und es wurden munter Tribünen und Fahnen am Strand aufgebaut. Uns schwant böses, als wir die Veranstaltungstafel sehen: Tanz und Musik bis spät in die Nacht. Und wir ankern ganz nahe am Strand! Die Eröffnung ist aber toll. Viele bunt geschmückte Tanz- und Musikgruppen geben eine Probe ihres Könnens. Vor allem die Kostüme sind prächtig und farbenfroh. Als jedoch der erste Redner kommt verschwinden wir auf ein-zwei Bier. Die Reden können hier stundenlang dauern...
Da haben wir uns zu früh über unsere Mooring vor dem Resort gefreut. Nachts gibt´s es ein schabendes Geräusch, einen Ruck und 3 Sekunden danach piept der Ankeralarm (Ja, der läuft bei uns auch an einer Mooring - jetzt wissen wir auch warum). Die Mooringleine, bestimmt 40mm stark, ist gerissen und wir treiben mit den ersten 10m davon in Richtung Riff. Keine Zeit zum überlegen. Motor an, Mooringleine kappen, Boot klarieren, irgendwann aufwachen und doch durch die Nacht. Nur jetzt mitten durch die Fischer und FADs. Irgendwann kriegen wir das Radar so eingestellt, daß es diese Bambusflöße angezeigt - das beruhigt ein bisschen. Beunruhigend jedoch bleibt, wie viel Radarechos sehr spät auftauchen. Mit eigenem Augen sehen wir keines der FADs oder Boote, nur die Kleckse auf dem Radar.
Die Ankerstelle vor Lovina Beach ist gut, leider kommt etwas Schwell hinein. Doch mit einem Heckanker reduzieren wir die Schaukelei. In Bali gibt es viel mehr Touristen als weiter östlich. Auch die Lebensweise und die Häuser und alles ist anders. Die östlichen Inseln sind christlich - Bali ist vom Hinduismus geprägt und weiter im Westen sollen die Moslems den Ton angeben. Durch den Tourismus gibt es auch mehr englisch sprechende Leute und Waren. Sogar einen Carrefour Supermarkt gibts hier! Auch wenn er nicht mit dem in Tahiti vergleichbar ist.
Lovina Beach ist für seine guten Restaurantes und das Dolphin watching (Delfine gucken) bekannt. Auf dem Bild hier sieht man gerade eine Gruppe Bleichgesichter, die wahrscheinlich sonnenverbrannt von solch einer Tour zurück kommen. Und rechts der Beweis, daß Mercedes doch Bier trinkt! Allerdings nur Bintang zero, das tatsächlich nicht nach Bier schmeckt sondern eher wie Berliner Weiße ohne Duhn.
Normalerweise ist es eine Tour über Nacht, wenn man von Lombock zu unserem nächsten Ziel in Balis Lovina Beach fahren will. Nachmittags fährt man los und ist 80 Meilen später am nächsten Morgen da. Nur ist Nachts segeln entlang der Küste von Indonesien nicht so witzig - dank der vielen Fischer und FADs. Das sind Fish Attracting Devices oder auf Deutsch FischAnlockungsFlöße. Jedenfalls sind vor der Küste Indonesiens jede Menge solcher Bambusflöß verankert, natürlich unbeleuchtet, unter denen sich Fische sammeln sollen. Warum die Fische so blöd sind wissen wir nicht, kommen doch die Fischer in der Nacht um sie just bei diesen Flößen zu fangen. Also muß man Nachts so mindestens fünf Meilen von der Küste entfernt segeln, will man an Deck kein Kleinholz haben.
Doch genau dort fährt die Berufsschifffahrt. Die Wasserstrasse Selat Lombock zwischen Bali und Lombock ist eine der meistbefahrendsten in Asien. All die Supertanker aus dem Persischen Golf, die zu groß für die Straße von Malacka sind, fahren hier durch. Das AIS ist voll von Tankern über 300m. Aber auch ohne AIS wussten wir schon längst, daß wir wieder im Bereich der internationalen Berufsschiffahrt sind. Auf dem Not- und Anruf Funkkanal 16 ist der Teufel los. Und zwar vorwiegend Unfug. Jede Menge Phillipino Monkeys und Pass Ups, wenn ihr wisst, was wir meinen. Fürchterlich.
Wo also sollen wir lang mit unserer kleinen forty-two? Wir dachten da hätten wir eine tolle Idee. Wir schauen auf Google Earth und finden in Tagestourentfernung fünf! potentielle Ankerplätze entlang Balis Nordostküste. Also sausen wir am Morgen los um die Selat Lombock bei Tageslicht zu befahren und sowohl der Großschifffahrt als auch den Fischern Nachts zu entgehen. Die Tropicali findet die Idee auch ganz toll und kommt uns hinterher. Kaum sind wir in der Wasserstrasse brist es auf 20-25-30 Knoten Wind von der Seite auf. Wie war das mit der dauernden Flaute hier noch? Stattdessen Reff 3 und rauschende Fahrt. Den Tankern fahren wir mit 6-7 Knoten nur so um die Ohren und sind ruck-zuck an der Küste von Bali. Hier schalten wir auch wieder Kanal 16 aus. Welch eine Wohltat für die Ohren. Aber nicht verraten!
Die erste potentielle Ankerstelle ist die Bucht von Jambelo. Sieht aus wie ein kleiner Wassersport-Urlaubsflecken mit Restaurant, Bar und allem was dazugehört. Doch leider ist es zu tief zum ankern. Eine unbenutzte Mooring ist dort - und die hat uns die Tropicali weggeschnappt, die noch schneller als wir unterwegs war. Da hilft nix - weiter. Doch die nächsten Plätze taugen auch nichts. Zu tief. Eine freie Mooring ist nur Bindfadendick. Ein kleiner Hafen ist für einen Frachter ausgebaggert und es gibt keine Möglichkeit für uns dort fest zu machen. Also doch über Nacht? Doch was ist das. Vor einem Resort schaukelt ein Ausflugsboot und neben dem Ausflugsboot ist eine weitere bislang unbenutzte Boje. Da binden wir uns fest! Wenn uns jemand vertreiben will, soll er. Haben uns eh schon auf über-Nacht-Segeln eingestellt. Doch so ist besser. Die Bleichgesichter aus dem Resort schauen gelangweilt mit ihrem Drink in der Hand zu uns herüber. Es werden Fotos gemacht. Vielleicht hat ein deutsches Bleichgesicht unsere Flagge erkannt. Wir genehmigen uns jetzt jedenfalls auch einen Sundowner - im Gegensatz zu den Leuten im Resort können wir den Sonnenuntergang nämlich sehen. Und gelangweilt haben wir uns heute auch nicht. Bestimmt nicht. Wir sind rechtschaffend müde, wollen in die Koje. Denn morgen geht es bei Sonnenaufgang (hoffentlich nicht früher) schon wieder weiter nach Lovina Beach.
Nach einem langen (Motor)Tag sind wir auf Gilli Aer angekommen, einer kleinen Urlaubsinsel an der Nordwestküste von Lombock. Für kleines Geld bekommen wir eine Mooring und schon können wir das Inselchen erkunden. Es gibt keine Autos - nur Fahrräder und Pony-Karren. Auch ansonsten erinnert die beschauliche Atmosphäre und Ruhe an Juist. Nur die Schnellfähren von und nach Bali machen viel Radau und kennen nur eine Geschwindigkeit.
Es gibt jede Menge Restaurants und Bars. Offenbar haben viele Italiener hier ein neues Zu-hause gefunden - Pizza und Gelato gibt es oft und in guter Qualität. Die Restaurants liegen fast alle direkt am Strand und man lümmelt sich in kleinen schattigen Hütten, wartet mit einem Cocktail auf das preiswerte und leckere Essen. Nur bei den sanitären Anlagen muss man einige Abstriche machen.
Ein langweiliger heißer Motortag an die Nordostspitze von Lombock. Wir liegen in einem kleinen Loch im Riff hinter dem Inselchen Lawang mit Blick auf den mächtigen Vulkan von Lombock - immerhin 2300m hoch.
Abendessen gibt es auf dem großen Katamaran Kularoo. An Bord angekommmen bekomme ich doch tatsächlich ein Geburtstagsständchen inklusive Schokoladenkuchen mit Kerzen. Mercedes hat also nicht dicht gehalten. Wir sind zu acht und haben immer noch jede Menge Platz. Es gibt Fisch, frittierte Kartoffelecken, Salat und später Kir Royal mit unserem letzten Cassis (noch aus Deutschland). Eine würdige Geburtstagsfeier inmitten von Nirgendwo.
Um der erneuten Schaukelei am Nachmittag und des Nachts zu entrinnen, fahren wir in die nur 20sm entfernte Bucht Putopaddu auf Sumbawa. Die Einfahrt ist sehr schmal und verwinkelt - hier kommt keine Welle hinein. Aber auch kein Wind. Es ist heiß. Doch am Abend wird es abkühlen und wir freuen uns auf eine ruhige Nacht.
Ich überrede uns zu einer Fahrt über Nacht bis an die Nordküste von Sumbawa. So vermeiden wir schlechte Ankerstellen und Landfall in der Abenddämmerung. Stattdessen kommen wir direkt, wenn auch müde, schon am nächsten Morgen zur Insel Medang. Der Wind soll hier im Norden der Inseln schwach sein und wir stellen uns auf viele Motorstunden ein - doch entgegen der Voraussagen können wir den Großteil der Strecke segeln. Am Morgen binden wir sogar ein Reff ins Großsegel. Etwas später gar das zweite. Fünf bis sechs Windstärken von Vorne bringen uns ans Ziel.
Die Strecke ist stark befahren - meist sind 3-4 Schiffe um uns herum. Leider viele ohne dem elektronischen Erkennungssystem AIS - gibt es da nicht eine Ausrüstungspflicht? An eine ruhige Nachtwache ist nicht zu denken.
Mitten in der Nacht sehen wir Lichtschein über dem Horizont wie von einer entfernten Stadt. Aber da ist doch nur Wasser! Oder? Radar an - was ist das da? Doch das Radar zeigt nichts. Jetzt sind wir beide wach und können nur abwarten. Taucht hier Atlantis wieder auf? Bald werden aus dem Lichtschein viele helle einzelne Lichter und dann sind wir mitten in einem Gewusel von kleinen Fischerbooten, die ihre Beute mit hellen Lichtern anlocken. Mehrere dutzend Boote sind über viele Seemeilen verteilt. Dem Radar geben diese flachen, hölzernen Boote kein Echo. Nicht nur unser Navigationslicht geht in dem gleißenden Schein unter, auch die Großschifffahrt ist kaum zu sehen. Die können wir mit dem Radar deutlich ausmachen. Dagegen sind wir uns sicher, daß die Großschiffahrt uns mitten in den Fischern nicht oder nur schlecht sieht. Trotz Radarreflektor und vorgeschriebener Beleuchtung sind wir daher sehr auf der Hut. Was nützt es uns, daß wir als Segelboot theoretisch Vorfahrt haben. Oft genug schalten wir unsere Decksbeleuchtung ein, wenn uns ein Fischer zu Nahe kommt - so hat er eine bessere Chance uns auch zu sehen. Genau wie Passagier- und Frachtschiffe fahren wir im Zickzack durch die vielen Boote - die haben halt Vorfahrt (Fischer) und umfahren will und darf man sie nicht. Es ist das erste Mal, daß wir große Pötte sehen, die nicht wie auf Schienen geradeaus, sondern nervös wie ein Mückenhaufen hin und her fahren.
Die Ankerstelle hat wieder einmal fantastisch klares Wasser, Korallen, guter Haltegrund auf 4m Sand. Wir bekommen Besuch von einem 20 jährigen jungen Mann, der hier auf der Insel wohnt und in der Bucht fischen geht. Er kommt um etwas englisch zu üben - das ist auch nötig, die Verständigung ist leider sehr holperig. Leider, leider kommt Nachmittags Seewind auf und die sonst geschützte Stelle wird schaukelig. Erst am frühen Morgen beruhigt sich das Wasser. Morgends gehts deshalb bei ruhigem Wasser auf die Jagt. Mercedes hat zwischen den Korallen versteckt Hummer entdeckt. Doch es ist gar nicht so einfach sie aus ihren Höhlen heraus zu bekommen. Auch sind die meisten noch zu klein. Kein Jagdglück also.
Scheiß Schaukelei! Woher kommt nur der Nordschwell? Weit und breit kein Wind zu sehen. Aber egal - weg und weiter. Aber wohin? Knapp 8 Meilen weiter ist eine Bucht, die etwas besseren Schutz verspricht. Doch hier finden wir keinen Ankerplatz. Alles zu tief oder zu flach. Als Alternative bietet sich die südliche Bucht von Gilli Banta an. Das sind nur 10 Meilen weiter. Doch die Wetterkarten zeigen Südschwell und die Tide ist falsch. Wir versuchen es dennoch. Mit 3-5 Knoten Strom gegen an kämpfen wir um jede halbe Meile. Teils geht es nur mit 0.5 Knoten voran. Zum Glück ist kein Schwell aus Süden zu bemerken. Endlich können wir in die Bucht einschwenken und werden belohnt. Ankern in aller Ruhe auf 6m Sand. Seeadler, Fischreiher, Korallen mit einem riesigen Pufferfisch. Ein kleines Paradies.
Ein Komodo Waran schwimmt durch die Bucht - die Biester können also tatsächlich schwimmen! Doch diese hier sind noch sehr klein. Später beobachten wir, wie einer von zwei Vögeln in die Flucht geschlagen wird. In ein paar Jahren wird das anders sein. Auch hier wieder jede Menge Plastikmüll. Es ist zum heulen. Wie sollen wir dem je wieder Herr werden?
Ein Großteil der Sail Indonesia Flotte ist inzwischen in Labuan Bajo eingetroffen. Es wird voll an den Ankerstellen der Stadt. Die Festivitäten sollen auch in den nächsten Tagen stattfinden. Zeit für uns zu verschwinden und wieder eine ruhige Bucht mit klarem Wasser und Korallen zu suchen. Die Insel Gilli Lawa liegt vor Komodo rund 20sm in Richtung Bali, dem nächsten großen Zwischenziel.
Gili Lawa ist ein versunkener Vulkan über dessen Überreste man schnorcheln und tauchen kann. Wir machen an einer Mooring fest, doch es gibt zu viele Wellen und wir schnorcheln nur zum Strand. Das Wasser ist viel wärmer als weiter im Süden in Rindja - ist das chinesische Meer wärmer als der indische Ozean? Wir schnorcheln dennoch mit unserem dünnen Anzügen - haben immer noch Sonnenbrand auf den Waden von letztem Mal.
Wir sehen viele kaputte Korallen, aber auch Bereiche mit gesunden. Keine Ahnung wo das her kommen kann. Vieleicht starker Schwell in der Regenzeit? An Umweltverschmutzung können wir nicht glauben. Außer dem allgegenwärtigen Plastikmüll können wir nichts feststellen.
Die Ausflugsboote bringen ihre Taucher mit großen Schlauchbooten zu den schönsten Stellen über dem Vulkankrater. Am Nachmittag wird der Schwell immer stärker und wir legen wieder ab. Die Bucht eben im Süden verspricht besseren Schutz vor den Wellen. Doch auch hier werden wir gut durchgeschaukelt.
Die Lop To hatte die Idee das Visum bereits hier in Labuan Bajo zu verlängern. Bei der Einreise bekommt man nämlich nur ein 60-Tage Visum. Alles was mit Bürokratie zu tun hat, ist in Indonesien sehr sehr kompliziert und langwierig. Da lebt man in Deutschland vergleichsweise im Schlaraffenland. Befreundete Segler haben 10 Tage und die Hilfe eines teuren Agenten benötigt, um die Visaverlängerung in Bali zu bekommen. Wir haben es hier versucht. Ohne Agenten und nach nur 3 Tagen (und vielen Stunden Wartens im Büro der Immigration) hatten wir die Verlängerung. Super! Jetzt können wir bis Ende Oktober herum fahren wie und wo wir wollen.
Die Tage haben wir natürlich auch genutzt um uns den Ort genauer anzusehen und unsere Vorräte an Obst und Gemüse aufzufrischen. Das Straßenbild ist geprägt von einer vielzahl kleiner Läden, unendlich vielen Mofas und jede Menge Gerümpel und Müll. Doch es ist seit unserem letzten Besuch etwas sauberer geworden - es gibt Gerüchte nachdem der Präsident tatsächlich noch zur Sail Indonesia nach Labuan Bajo kommen soll. Auch wird eine neue Uferpromenade gebaut. Wenn man sich die Baustelle anschaut kann man sich vorstellen, das das hier mal echt schön werden wird.
Auf dem Bild hier sieht man eines der vielen Trinkwasseraufbereitungs Geschäfte. Das Leitungswasser ist hier nämlich nicht trinkbar. Oft haben diese Läden viele Solarzellen auf dem Dach und filtern so sauberes Trinkwasser. Verkauft wird es in Pfandflaschen von 18 Litern zu 22000 Rp = 2Euro.
Seit zwei Jahren haben wir mit Helmut von der Lop To immer wieder über Funk gesprochen, haben uns aber noch nie gesehen. Jetzt liegt die Lop To keine 20sm entfernt und wir fahren hin, um sie endlich persönlich kennen zu lernen.
Wir sind wieder nach Padar gefahren - es ist einfach eine tolle Stelle um zu verweilen. Leider gibt es auch hier viel Müll an der Hochwasserlinie. Hier scheinen es vor allem Schuhe zu sein. Das Bild rechts zeigt die Ausbeute von nur 5m Strand!
Für die WDR Lokalzeit haben wir hier Bilder mit der Tasse gemacht. Die werden wir dem WDR demnächst zuschicken. Ob sie sie zeigen werden?
Die Fahrt in den Süden von Rindja zu der Bucht, die wir das erste Mal zwar gesehen, aber nicht besucht haben, wird spannend. Die Strömung wird an einigen Stellen richtig hefig. In der Durchfahrt zwischen Padar und Rindja haben wir fast 12 Knoten Fahrt über Grund, davon sind 9 Knoten die Strömung. Es gurgelt und wirbelt wie in einem Waschbecken, aus dem man den Stöppsel gezogen hat. Mit Ruder hart Backbord und Steuerbord versuchen wir unsere forty-two in der Mitte des Kanals zu halten, bis wir am anderen Ende wieder herausgespült werden. Auf dem Bild links kann man auch gut sehen, wie schlecht die Seekarten in der Gegend sind. Nach den Seekarten wären wir über Land gefahren. Sind wir aber nicht. Wir benutzen zusätzlich zu den Seekarten Satellitenbilder von Google Earth (rechts) Die hellblaue Farbe im Wasser wird übrigens durch die Verwirbelungen verursacht. Man kann die Strömungen also sogar aus dem Weltall sehen..
Geankert wird auf idealen 5m Tiefe und reinem Sand. Leider kommt allerdings etwas Schwell in die Bucht und lässt uns schaukeln. Der Strand ist Rot-Weiß-Schwarz. Die umgebenden Felsen sind pittoresk. Jetzt fehlen nur noch die Warane - vieleicht kommen die Morgen früh.
Google Earth hat hier einen schönen Strand gezeigt. Die Seekarte Tiefen von 5-10m. Also nichts wie hin. Doch wie so oft ist die Realität anders. Harter Korallengrund mit nur 1m, dann steil abfallend. Wir schmeißen also den Hauptanker auf 1m und bringen den Heckanker auf 17m aus. Der Aufwand ist leider nötig, denn der Wind hier tagsüber auflandig, Nachts ablandig. Doch nachdem die Anker einmal richtig sitzen, haben wir hier ein schönes, ruhiges Plätzchen.
Gemüse und Obst ist alle, wir müssen in den nächsten Ort mit einem Markt. Am Westende von Flores liegt Labuan Bajo - dort ankern wir etwas außerhalb und wollen morgen die Zivilisation besuchen...
Die Inselkette, zu denen auch die Inseln des Nationalparkes Komodo gehören, trennen den Indischen Ozean vom chinesischen Meer. Durch unterschiedliche Wasserstände und Tiden gibt es hier daher fast unberechenbare und starke Strömungen. Auf dem Wege nach Padar sind wir da durchgefahren - zum Glück in die richtige Richtung.
Wir ankern hinter der Insel Padar direkt zwischen den Korallen. Für den Anker haben wir einen Sandflecken gefunden und die Kette mit Fendern vom Boden angehoben, damit die Korallen nicht kaputt gehen. Hier ist das Wasser kristallklar und der Strand ist durch rote Korallen rosarot!
Fast um die Ecke, nur 12sm entfernt hat sich das Landschaftsbild verändert. Immer noch auf der Insel Rindja sind die Berge zu sanften Hügeln geworden, die mit Gräsern und vereinzelnen Büschen und Palmen bewachsen sind. Dem Nationalpark sei Dank gibt es auch hier keine Ortschaften und keine Anzeichen von Zivilisation - noch nicht einmal Telefonempfang. Wir ankern in einer tiefen, gut geschützten Bucht vor einem kleinen Strand und Steilküste. Wir fühlen uns sauwohl hier. Leider ist unsere Zeit begrenzt, aber ein paar Tae wollen wir es hier noch aushalten. Hier gibt es auch wieder überall Korallengärten - ihr dürft Euch also wieder auf jede Menge Unterwasserbilder freuen!
Der Ankerplatz, an dem wir heute angekommen sind, heißt Lehoc Uwada Dasami ganz im Süden des Komodo Nationalparkes. Umgeben von hohen Bergen liegt man in einer Art Fjord. Die Gegend ist völlig abgeschieden, außer mit einem Boot kommt man hier nicht hin. Am Ufer an den wenigen Stränden bekommen wir einen ersten Eindruck von den Tieren des Parkes: Wildschweine, ganze Gruppen von Affen und Rehen, und natürlich den berüchtigten, endemischen Komodo Waran. Das sind die größten lebenden Echsen (bis 3m) und leider gefährliche Raubtiere. Nicht nur, daß sie schneller laufen können as wir. Sie wagen sich auch an Beute, die deutlich größer ist als sie selber. Dazu beißen sie einfach ins Bein und warten ein paar Tage ab, bis man an dem Gift und den Bakterien im Speichel der Warane elendig eingegangen ist. Gut abgelagertes Aas fressen sie eh am liebsten. Vom Dingi aus kommen wir nahe an sie heran - doch irgendwo haben wir gelesen, daß die Biester auch gute Schwimmer sind...
Ganz alleine sind wir allerdings nicht. Es kommen Ausflugsboote mit Toursten vorbei, die, wie wir vermuten, eine mehrtägige Rundreise durch den Nationalpark machen. Diese Boote sind umgebaute ehemalige Frachtsegelboote, die schmuck azusehen sind. An den Stränden findet man wie bisher überall in Indonesien jede Menge Plastikmüll, der aus dem Meer angetrieben wird. Die Indonesier schmeißen alles ins Meer, was nicht mehr gebraucht wird. Müllabfuhr gibt es nicht. Schade!
Abgesehen von dem Plastikmüll ist das Wasser klar und sauber. Wir gehen auf Erkundungstour durch die Buchten und Strände, immer auf der Hut vor den Waranen. Auf einem Strand finden wir zufällig eine Nautilus. Bisher die schönste und besterhaltenste, die wir je gefunden haben.
Es ist zu weit, um an einem Tag in den Komodo Nationalpark zu kommen. Deshalb versuchen wir entlang der Nordküste von Sumba einen Platz für die Nacht zu finden. Das ist gar nicht so einfach bei Wind von Südost und Schwell aus Südwest. Schließlich ankern wir hinter dem Kap Tanjun Sasar, geschützt gegen den Wind, aber nicht gegen den Schwell. Leider ist der Ankergrund schlecht und es besteht die Gefahr, daß wir mitten in der Nacht Anker auf gehen müssen. Doch von hier aus ist es nur noch eine Tagesfahrt bis nach Rindja, der südlichsten Insel des Komodo Nationalparkes. Die Alternative zu dem Ankerplatz hier wäre uns eine Nacht auf See treiben zu lassen. Da hoffen wir lieber, daß der Anker hält.
Der Küstenabschnitt hier ist völlig menschenleer. Die langen Wellen brechen sich gleich an dem endlos langem Strand vor uns und leuchten in der Abendsonne türkis auf. Ein Ausblick, den wir öfter haben könnten.
Nachts riechen wir Rauch. Ein Buschfeuer! Die Flammen züngeln langsam über den Hügel auf uns zu. Sorgen müssen wir uns nicht machen - schließlich ankern wir auf dem Wasser. So ist das Feuer für uns nur ein spannendes Schauspiel. Allerdings mit Asche an Deck, die wir mit ein paar Eimer voll Seewasser beseitigen müssen.
Waingapu ist ein Fischerort und der Fährhafen der Insel Sumba. Nach Zwei Nächten auf See kommen wir Morgens an. Den Rest der Sail Indonesia Flotte haben wir abgehangen, segeln nur noch zusammen mit der "Moin". Viel Platz ist nicht, aber schließlich ankern wir zwischen der Hafenmole und einem Riff auf 12m Wassertiefe. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen von allen möglichen und unmöglichen Booten. Vor allem die flachgehenden, hölzernen Lastkähne mit den Seitenrudern, die auch noch segeln können, finden wir interessant. Hinzu kommen die kleinen Auslegerboote der Fischer mal mit, mal ohne Motor und vieles anderes, was irgendwie schwimmt. Indonesien ist halt ein Inselstaat und Boote sind wichtiger als Autos.
Auf dem Basar (Markt) wollen wir unsere Obst und Gemüsevorräte auffüllen. Es sind gerade die Feiertage nach Ende des Ramadans, aber es sind immer noch genug Stände offen, damit wir uns eindecken können. Leider gibt es keine feststehenden Preise, sondern wir müssen sie aushandeln. Und natürlich versuchen die Marktleute unsere Unwissenheit auszunützen und uns ein paar extra Rupien abzuknöpfen. Das richtige Feilschen müssen wir noch lernen.
Wir segeln die Westküste von Roti entlang bis nach Ba'a. Es ist ein schönes Segeln immer nahe an der abwechslungsreichen und schönen Leeküste. Kurz vor dem Ort Ba'a finden wir eine kleine geschützte Ankerbucht.
Die erste Tour innerhalb Indonesiens ist nur ein kurzer Tagestripp zur Nachbarinsel Roti. Aber er hat es in sich. 20-25 Knoten Wind und starke Strömung machen uns zu schaffen. Hat man uns nicht erzählt, in Indonesien müsste man meist motoren? Für die nächste Woche ist jedenfalls keine Wetteränderung angesagt, doch für die folgenden längeren Strecken kommt der Wind dann mehr von hinten.
Unser Ankerplatz liegt zwar etwas weit vom Ufer, aber wir bewundern seit langem einmal wieder wirklich klares Wasser und Korallen. Eine Wohltat für Augen und Seele. Was haben wir das vermisst!
Das Bild oben zeigt einen Teil der Sail Idonesien Flotte vor Anker in Kupang. Am frühen Morgen kam Land in Sicht, aber erst am Mittag fiel der Anker in Kupang. Grund war eine starke Gegenströmung und Gegenwind zwischen den Inseln Timor und Semau. Das soll zu dieser Jahreszeit normal sein, hören wir. Auch am Ankerplatz ist es windig und rollig.
Das Bild ganz links zeigt Teddys Bar, mit großem Bahnhof für unsere Flotte, rechts ist eine Moschee. Es ist Ramadan - es tönt also oft und auch nachts. Allerdings angenehm. Der Sänger hat eine tolle Stimme und die Lautsprecher sind nicht übersteuert. Hier ein kurzer Eindruck. Die Musik aus Teddys Bar bis in die frühen Morgenstunden stört da schon mehr.
Die Einklarierung erfolgt erst am nächsten Tag. Doch dann arbeiten sich gleich drei Boote der Behörden durch die vielen neu angekommenen Boote. Innerhalb kurzer Zeit verschwinden die vielen gelben Quarantäne Flaggen. Wir dürfen an Land, nur um dort noch einmal Behördenkram zu erledigen. Unglaublich, wie viele Kopien von Crewliste und Ausklarierungsbestätigung man braucht. Zum Glück sind Fotokopien hier spottbillig. Doch zum Sonnentergang sind wir wieder an Bord und jetzt offiziell in Indonesien einklariert.
Es ist wuselig in Kupang - das sind wir seit Panama nicht mehr gewöhnt. Das Stadtbild ist geprägt von vielen Menschen, Mofas, Minibussen, kleinen Läden, viel viel Plastikmüll und jede Menge Plakate über die Sail Komodo.
Australien ist Geschichte - Südostasien ist angesagt. Doch zunächst ist die Überfahrt von knapp 500 Meilen angesagt. Nach Durchzug eines starken Hochdruckgebietes soll der Starkwind pünktlich zu unserer Abfahrt abklingen. So wird es seit langem einmal wieder eine ruhige und entspannende Überfahrt. Vollzeug, Spinnacker, ruhige See, keine Regenböen. So machen auch längere Überfahrten Spass, auch wenn wir einige Stunden den Motor haben laufen lassen. Es gibt wieder Sonnenauf- und -untergänge ohne Ende.