Heute geht es "los". Über die Pfütze zur Karibik. Ausklariert bei Zoll und Einwanderungsbehörde haben wir schon. Alles problemlos, freundliche Leute und ohne "Bakschisch". Wir wollen nach Antigua, English Harbour. Das sind etwa 2100 Seemeilen und wir rechnen mit einer Überfahrt von ca. drei Wochen. Wir werden also zu unserem ersten Hochzeitstag unterwegs sein, aber hoffentlich Weihnachten in der Karibik feiern können.
Heute vor dem Ablegen haben wir noch genug zu tun, und das ist gut so. So können wir nicht zu viel nachdenken.
Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist gut. Ständig Ost bis Nordost 4-5 Windstärken. Was später kommt? Wir müssen es einfach nehmen wie es kommt. Jedenfalls haben wir die "richtige" Jahreszeit für die Überfahrt, Stürme sind nicht zu erwarten.
Heute laufen auch wieder die "Mirmel" und die "Saili" aus, die gleichen Boote mit denen wir schon zusammen von Gomera hierher gefahren sind. Wir werden wieder versuchen mit denen in Funkkontakt zu bleiben.
So, jetzt ruft die Arbeit, wir melden uns wieder nach unserer Ankunft in Antigua.
Was soll ich von knapp einer Woche Aufenthalt in Mindelo berichten? Uns gefällt es sehr gut hier. Die Marina ist ein sehr guter Ausgangspunkt um die Stadt und die Insel zu erkunden. Sie ist nicht billig, bietet aber ein sicheres und gut funktionierendes Refugium mit Strom, Wasser, Internet, Duschen, kleinem Laden und und und.
Unmittelbar vor der Marina ist man in der City von Mindelo, der zweitgrössten Stadt der Kapverden mit ca. 60000 Einwohnern.
Eine der Sorgen der Segler hierher zu kommen ist, dass man sich hier nicht für die Überfahrt in die Karibik versorgen kann. Das ist aber nicht richtig. Zwar gibt es keinen grossen Supermarkt wie der CarreFour in ST.Cruz de Teneriffa, aber jede Menge kleiner Supermärkte, wo man zwar nicht alles, aber vieles kaufen kann.
Gas gibt es sehr günstig an der Tankstelle gleich um die Ecke zu tauschen. Viele "Chinesen" haben Haushaltswaren, Plastikschüsseln, eine Ferreteria hat alles an Werkzeug, was man braucht. Mehrere Obst-, Gemüse- und Fischmärkte, inklusive einem mitten in der City, die mehr Sorten Obst haben die wir nicht kennen als die wir kennen. Milch (Marke Frischli), Eier, Aufschnitt, Kekse, Dosen - alles vorhanden. Vieleicht nicht in der Auswahl wie in Hamburg, aber in einer der einer Stadt von 60.000 Leuten voll angemessen. Banken und Postämter sowie Gesundheitszentren und Apotheken gibt es auch.
Wir haben in mehreren Lokalen Fisch und Meeresfrüchte gegessen und waren über die günstigen Preise sehr erstaunt. Auch haben wir nicht eine Kakerlake oder Ratte gesehen, weder auf den Strassen noch in irgendwelchen Läden, noch nicht mal an den Mülltonnen. Alles war angenehm sauber und überhaupt nicht wie uns teilweise vorher erzählt wurde.
Angst vor Überfällen hatten wir nicht im geringsten. Überall ist Security und alle sind freundlich und hilfsbereit.
Mit dem Van sind wir ans andere Ende der Insel gefahren und haben dort einen kleinen Spaziergang durch ein kleines Dorf gemacht. Unterwegs kamen uns ein paar Frauen entgegen, die an einem Brunnen Wasser für ihr Heim geholt haben. Ansonsten liefen uns kleine schwarze Schweine und viele Hühner über den Weg. Wann der nächste "Bus" fuhr wußten wir nicht und haben uns deshalb an den nächsten Kreisverkehr gestellt und gewartet. Nach einer halben Stunde kam dann wieder ein Van und nahm uns für ungefär einen halben Euro pro Nase zurück in die Stadt.
Parallel dazu gibt es die "afrikanische" Seite.
Ein ganz paar Fotos gibt es in der Bildergalerie < a href="/b/20090902_MadeiraCapVerden/index.html">hier.
Hier sehr Ihr die Seekarte von den Kanarischen Inseln zu den Kapverden. Wir fahren von Gomera nach São Vincente. Auf direktem Wege sind das 804 Seemeilen. Da wir natürlich nicht genau geradeaus fahren und auch schon wegen des Wetters manchmal einen kleinen "Umweg" fahren, ist die tatsächliche Strecke länger. Wir rechnen im Mittel mit 4 Knoten Fahrt und 100 Seemeilen pro Tag, also mit 8 Tagen. Das kann aber je nach Wind beträchtlich anders sein.
Donnerstag 12. November 2009 AbfahrtNachdem wir den Windschatten von Gomera verlassen haben, segelte es zunächst ganz gut. Aber seit ca. 2 Stunden ist der Wind weg - natürlich entgegen der Vorhersage. Jetzt motoren wir ein Stück - der Haken ist nur, wir wissen nicht ob und wann wir wieder Wind zum Segeln bekommen. Jedenfalls haben wir nur genug Diesel für ca. die Hälfte der Strecke bis zu den Kapverden mit. Segeln müssen wir also so oder so. Freitag 13. November 2009 Flaute in der NachtWir haben fast Neumond - und das bischen Restmond ist gerade (5:00 morgens) aufgegangen. Der Mond liegt hier sowas von auf dem Rücken, ist schon ungewohnt. Warum ich morgens um 5 Uhr hier vor dem Rechner sitze und schreibe? Was soll ich sonst tun - Mercedes schläft und ich habe Wache - nur zu bewachen gibt es hier nicht viel. Das Radar erzählt mir das genau ein anderes Schiff ca 6 sm östlich von uns ist. Ich denke das ist die Mirmel. Den ganzen Tag hatten wir keinen Wind. Wir entscheiden uns langsam zu motoren. Bei 1500U/min braucht der Motor nur knapp 1 Liter pro Stunde und so kommen wir bei dieser glatten See mit 4 Knoten voran. Eigentlich müssten wir uns treiben lassen und auf den Wind warten. Doch der soll hier laut Wetterbericht dann von vorne kommen. Also tuckern wir nach Süden und versuchen diesem Gegenwind ein Schnippchen zu schlagen. Gegen Abend halten wir das Motorgetucker nicht mehr aus und lassen uns ein paar Stunden treiben. Die Wasseroberfläche ist so glatt, dass sich Staub und Getier auf seiner Oberfläche niederlassen. Unter unserem Schiff haben sich ein paar Fische versammelt. Einer schwarzgelb gestreift, ein anderer gefleckt. Sie verlassen den Schutz des Bootes um Kleinstlebewesen auf der Wasseroberfläche und im Wasser zu jagen. Wie die es schaffen die ganze Zeit mit uns mitzuschwimmen ist mir ein Rätsel. Einmal sehen wir sogar einen Manta durchs Wasser ziehen. Nur so 20 Meter hinter uns und knapp unter der Oberfläche. Wie immer schwer zu fotografieren, doch das da auf dem Bild ist wirklich ein Manta. Samstag 14. November 2009 Segeln macht Freude!Der böse Freitag der 13. ist Vergangenheit und zum Glück ist nichts passiert. Am frühen Morgen kommt ein bißchen Wind und wir können den ganzen Tag segeln. Die Sonne scheint (wie immer), es gibt ein paar Passatwolken -> einfach relaxen. Mittags gibt's nur einen Salat - den aber auf den eigens konstruierten kardanisch aufgehängten Cockpittisch. Irgendwann Nachmittags haben wir die ersten 200 Seemeilen geschafft. Ein guter Grund die spanische Gastlandflagge zu streichen und sich einen Länderschluck zu genehmigen. Kurz vor Sonnenuntergang packen wir den Spinnacker ein - diesen die Nacht über stehen zu lassen ist uns noch zu unheimlich. Dafür sind wir hier mit der Segelei im Atlantik bei Nacht und so einfach noch nicht routiniert genug. Abends gibt es einen Film. Es läuft "Australien". Nach der Hälfte geht der Computer aus - kein Strom mehr. Aber jetzt ist es richtig dunkel, ohne Mond und nur die Milchstrasse leuchtet uns. Wir geniessen es auf dem Rücken im Cockpitt zu liegen, den Sternenhimmel anzuschauen, Satelliten zu zählen und auf Sternschnuppen zu warten, während die "forty-two" langsam gen Süden segelt. Sonntag 15. November 2009Heute am Sonntag wird richtig gefrühstückt mit gekochtem Ei, Milchshake und Croissantes. Ihr fragt Euch warum wir nicht draussen Frühstücken? Wir sind doch immer draussen - frische Luft und Sonne kriegen wir wirklich genug. Leider schläft der Wind ein und auch der Spinnacker hängt irgendwann nur noch wie ein schlaffer Sack herunter. Also alles wieder einpacken und motoren - hat auch was Gutes, so können wir den Laptop für die zweite Hälfte von "Australien" heute Abend wieder laden. Wir haben heute Mittag 300 Seemeilen hinter uns - so weit wie einmal quer über die Nordsee. Und noch gut 500 Meilen vor uns. Nachts gab es wieder Meeresleuchten. Das ist so als würden unter Wasser Lichtbomben explodieren. Überall verstreut sieht man die, wenn das Meer sehr ruhig ist und natürlich gerade kein Mond scheint - sonst ist es zu hell. Sogar einen leuchtenden Kalmar haben wir gesehen. Die locken durch ihre Biolumineszenz ihre Beute an. Montag 16. November 2009 BergfestHeute kurz nach Mittag gabs Bergfest - die Hälfte der Strecke zu den Kapverden ist geschafft. Zu allem Überfluss ist jetzt auch noch Wind gekommen - genau von hinten und so segeln wir recht zügig voran. Erst setzen wir gar den Spinnacker und machen bis 8 Knoten Fahrt - hier auf dem Bild mit zwei Reffs im Gross zu sehen. So steht der Spinnacker besser und wir gehen nicht so sehr auf die Geige (entschuldigt bitte das Seglerlatein). Aber bald ist der Wind zu stark und das steuern wird Mercedes auf Dauer zu anstrengend (ich habe die Pinne ausserhalb des Hafens seit La Coruña nicht mehr angefasst). Also wieder herunter mit dem Ding und schon fährt unsere Windsteueranlage uns wieder. Ich tippe an der Homepage und Mercedes schläft. Sie bereitet sich auf die Metereoitennacht vor. Irgendjemand hat uns erzählt, dass in der kommenden Nacht besonders viele Sternschnuppen zu sehen sind. Wir haben schon angefangen uns unsere Wünsche aufzuschreiben, damit wir sie nicht vergessen. Denn mehr Sternschnuppen als hier, wo das nächste künstliche Licht mehrere hundert Seemeilen entfernt ist, kann man wohl nirgends sehen. Dienstag 17.November 2009DAS war eine Metereoitennacht! Die Wunschliste von gestern Abend ist restlos aufgebraucht. Mittags setzen wir erneut den Spinnaker. Das läuft so gut, dass wir uns entschließen das Segel die ganze Nacht stehen zu lassen. Mittwoch 18. November 2009Es wird Zeit sich langsam mit der Ankunft auf Mindelo zu beschäftigen. Leider sieht die Hochrechnung so aus, dass wir es so gerade nicht mehr schaffen werden am Donnerstag Abend anzukommen. Im Dunkeln wollen wir aber auch nicht in den uns unbekannten Hafen. Also entschließe ich mich so langsam zu fahren, dass wir erst Freitag morgens ankommen. Leider müssen wir dazu so viel Segelfläche verringern, dass das Schiff nicht mehr stabil segelt, sondern in der Welle fürchterlich rollt - an einen gesunden Schlaf ist so nicht zu denken. Die Nacht wird anstrengend. Donnerstag 19.November 2009Nix besonderes, reine Bordroutine bei rollendem Schiff. Wir finden einen fliegenden Fisch an Deck und versuchen Ihn als Köder für unsere Angelversuche zu benutzen. Das klappt leider nicht - der Köder wird gefressen, aber an der Angel hängt nichts. Freitag 20. November 2009 Ankunft in MindeloDas Timing klappt super. Im Morgengrauen segeln wir in die Passage zwischen den Inseln Santo Antao und Sao Vincente ein. Jetzt sind es noch 15 Meilen bis in den Hafen. Diese letzten Meilen werden sehr windig - aber dafür ist diese Passage bekannt und wir sind entsprechend vorbereitet. Das Anlegen im Hafen klappt trotz sehr viel Wind dank der freundlichen Hilfe der Hafenleute problemlos. Unsere Mitsegler, die Mirmel und die Seili sind auch wohlbehalten im Hafen. Die waren schneller und schon gestern hier. Was wird uns wohl hier auf den Kapverden erwarten? Die Bücher reden von armer Bevölkerung mit einem gemischten portugiesischen und afrikanischem Ursprung. Tourismus soll es nur wenig geben, dem entsprechend schwierig soll die Infrastruktur sein. Aber mittlerweile soll es frisches Gemüse und Obst geben. Man soll sich einfach mit frischem Wasser und Diesel versorgen können. Wir sind gespannt... |
Alle Vorbereitungen sind durch - wir fahren morgen los und verlassen Europa. Es sind 800 Seemeilen bis zu den Kapverdischen Inseln. Das längste Stück, das die forty-two je ohne anzuhalten gesegelt ist. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist gut - vielleicht ein bisschen wenig Wind. So werdet Ihr also nix zu lesen haben hier die nächsten Tage. Wir rechnen mit 8-12 Tage Überfahrt. Aber vielleicht können wir zumindest unsere Position schicken. Die könnt Ihr Euch unter folgender Adresse anschauen:
http://www.winlink.org/dotnet/maps/PositionReportsDetail.aspx?callsign=DL4TWO Wir melden uns von den Kapverden (Mindelo) wieder.
Und für alle die, die unsere spanische Mobiltelefonnummer haben, die geht ab morgen dann natürlich auch nicht mehr
Monika ist heute mit der Fähre nach Teneriffa und dann weiter nach Düsseldorf geflogen. Hier auf Gomera ist es derzeit sehr windig, so dass die Fähre sicher der bessere Weg ist, als das wir sie rübersegeln.
Gomera ist sehr abwechslungsreich und wirklich schön. Ich schreibe deshalb, und weil Gomera viele Leute sicher nicht so richtig kennen, etwas mehr. Gomera hat keinen Massentourismus wie Teneriffa und Gran Canaria, daher auch keine entsprechenden Attraktionen und auch keine Hotelburgen. Durch die hohen Berge (ca 1400m) im Zentrum der Insel gibt es viele Wolken und grüne Natur im Norden. Das Zentrum ist ein Naturschutzgebiet mit Wäldern und vielen, teils sehr anspruchsvollen Wanderwegen. Aber es gibt auch Strände und eine unheimliche Fülle von Fischen, teils schon direkt im Hafenbecken. Alles sehr relaxed. Quer durch die Insel kommt man mit Bussen oder Mietauto - die leider nicht so günstig wie z.B. auf Lanzarote sind.
Die weitere Überfahrt nach Gomera ist eher eine Katastrophe. Mehrere Wellen laufen hier durcheinander, der Wind ändert Richtung und Stärke spätestens nach 10 Minuten, kommt aber meist stark von vorne. Strömung gibt es auch - natürlich auch von vorne. So kommen wir deutlich später als gedacht und um etliche Liter Diesel erleichtert auf San Sebastian an. Hier haben wir Glück - im eigentlich überfüllten Hafen bekommen wir einen sehr guten Platz. Es ist halt manchmal doch von Vorteil ein kleineres Schiff zu haben.
Gleich Abends findet ein Treffen aller TransOcean Mitglieder statt, die hier im Hafen liegen. In der Eisdiele hinter dem Hafen. Wir lernen so gleich die Crews von 5 anderen Booten kennen.
Hier funke ich das erste mal mit den Seelotsen aus Kiel. Da gibts auf Kurzwelle (10:00 UTC auf 14.313KHz) Wetter und Klönschnack für die Atlantiksegler. Für mich als blutiger Anfänger im Amateurfunk eine gute Übung und ein netter Kontakt.
Teneriffa wird dominiert durch einen riesigen Vulkankrater, dem Teide (höchster Berg Spaniens mit 3718m), doch der versteckt sich meist hinter Wolken. Wir bekommen nur einen kleinen Teil einmal kurz zu sehen. Und am südlichen Flughafen kommen wir vorbei. Hier ist richtig viel los. Wir sehen die Flugzeuge auf dem Flughafen herumrangieren, starten und landen. Gerade Mercedes kann sich daran richtig begeistern.
Las Galletas ist ein kleiner Hafen neben einem kleinem Ort, der schon vor dem Tourismus da war. Vom Meer aus kann man reine Touristenorte und solche wie Las Galletas sofort unterscheiden. Hier im Hafen wird wieder mit Heckmooring angelegt. Wir machen uns also mit dem Bug am Steg fest und mit dem Heck an Leinen, die mit schweren Ketten im Hafenbecken verbunden sind. Da diese Leinen die ganze Zeit im Wasser liegen, sind sie entsprechend spackig und ekelig. Handschuhe und - nach dem Belegen der Leine am Boot - eine Bootswäsche sind angesagt. Wie man so bei viel Wind an- und ablegen soll ist mir ein Rätsel, aber das können mir sicher die verraten, die im Mittelmeer gechartert haben. Da ist diese Methode ja Standard.
Abends ruft Mona an und erzählt uns, daß sie die praktische Prüfung zu Ihrem Segelschein bestanden hat. Herzlichen Glückwunsch! Wir haben ein bißchen daran schuld, daß Mona und Siggi Ihr Motorboot verkauften und jetzt Segelscheine machen und sich ein Segelboot kaufen wollen. Wir freuen uns immer über Anrufe und EMails von zu Hause.
Intreressant war der Wind an der Leeküste von Fuerteventura. Die Berge der Inseln lenken den Wind stark ab. Zuerst Ostwind, also Rückenwind - er wehte um die Ostküste herum. Dann von jetzt auf gleich dreht er auf Nordwest und legt auf 6 Windstärken zu - der Wind saust durch ein Tal über Fuerteventura herunter. Minuten später Flaute, dann wieder NW6, schliesslich SW4. Erst als wir aus der Abdeckung der Insel heraus sind kommt er wie vorhergesagt aus NNE 4-5. Im Hafen liegend kann man hier jedenfalls nicht vorhersagen wie das Wetter draußen ist. Ohne Wettervorhersage ist man verloren.
Gran Canaria haben wir ausgelassen - sind einfach daran vorbeigefahren. Aus den Häfen dort hört man nur überfüllt, kein Platz mehr. Alles wegen der ARC, der Atlantic Rallye for Cruisers. Ein organisiertes (und teures) über den Atlantik segeln von über 200 Segelbooten. Die ARC startet von Las Palmas auf Gran Canaria aus, deshalb sind schon jetzt alle Häfen hier voll. Das wollen wir uns nicht antuen. Ausserdem bekommen wir Ende Oktober auf Teneriffa Besuch. Monika (meine Cousine) kommt für eine Woche. Und viel vorzubereiten für die Atlantiküberquerung gibt es auch. Alles das hoffen wir in Santa Cruz machen zu können.
Wir segeln dicht an der Kulisse von Las Palmas vorbei - welch ein Lichtermeer. Plötzlich gibt es Alarm vom Radar. Ein Schiff soll ganz in der Nähe sein - auf Kollisionskurs. Aber es ist nicht zu sehen. Erst nachdem es noch viel näher gekommen ist sehen wir, wie der Schiffskörper die Lichter von Las Palmas abdeckt. Noch später sind die Positionslichter aus dem Lichtermeer heraus auszumachen. Die PACIFIC VOYAGER zieht kurz darauf dicht hinter uns vorbei.
Ich (Carsten) habe auf dieser Überfahrt das erste mal einen fliegenden Fisch aus dem Wasser springen und etliche Sekunden durch die Luft fliegen sehen. Sogar Haken können die schlagen um ihren Feinden zu entgehen. Nur Fotografieren kann man die leider nicht - so schnell ist keine Kamera bereit.
Bis Gran Tarajal ist es nur ein Katzensprung - und der Ort ist eine echte Erholung. Einmal keine Touristen, ein ganz normaler Ort mit spanischen Einwohnern, einem Hafen, natürlich trotzdem einen Strand, mit Fischern und und und. Hier gibt es die beste Bäckerei, die wir bisher in Spanien gefunden haben. Mit Graubrot, Kuchen, alles frisch und lecker. Gestern war Nationalfeiertag - darum ist auch heute hier alles geschlossen. Eigentlich logisch - wenn man einen Tag feiert kann man doch den nächsten Tag nicht arbeiten. Warum haben wir Deutschen nicht so clevere Ideen?
Wir sind an den Steg gefahren, wo nicht ausschliesslich deutsche Boote liegen - ich kann so ein Cliquentum nicht leiden. Ein kurzer Plausch mit dem Nachbarn (irgendwo aus England) und schon wussten wir über alles wichtige Bescheid. Leider gibt es Mietwagen nur im Nachbarort und leider ist der relativ teuer. Er soll 30 Euro den Tag kosten - mehr als das Doppelte wie in Lanzarote. Jedenfalls werden wir uns von hier aus in den nächsten Tagen die Insel anschauen.
Puerto Calero soll der vornehmste und teuerste Hafen auf den Kanarischen Inseln sein. Tatsächlich ist er sehr vornehm und hat sogar goldene Festmacher. Aber er ist gar nicht so teuer wie befürchtet, die Leute sind sehr kompetent, hilfsbereit und freundlich. Wir haben nichts zu meckern. Leider braucht man hier ein Auto um irgendwas ausserhalb des Hafenbereiches zu unternehmen. Aber da es keine Waschmaschinen gibt, waschen wir unsere Bettwäsche von Hand und haben genug zu tun.
Man darf hier trotz Naturschutzgebiet Tauchen und Schnorcheln. Und es lohnt sich. Jede Menge bunter Fische schwimmen hier herum. Da wird sofort die Maske und der wasserdichte Fotoapparat ausprobiert. Schon ein tolles Erlebnis.
Wir haben genug von dem lauten Funchal, wollen wieder einen ruhigen, beschaulichen Ort finden ohne abendliche Karaoke. Also auf zu den Kanaren. Graciosa (nördlich von Lanzarote) verspricht ein solch ruhiger Ort zu sein. Aber es sind nur schwache Winde angesagt. Egal - hatten wir auch noch nicht, ablegen.
Doch von Flaute ist nichts zu merken. Im Gegenteil. Das Wetter ist instabil und böig. Sogar eine Wasserhose sehen wir. Falls uns die erwischt, können wir richtig Probleme kriegen. Das ist zwar unwahrscheinlich, aber wir proben den Ernstfall. Alles was Windangriffsfläche bietet wird weggeräumt oder richtig festgebunden. Auch die Solarzelle wird demontiert und unter Deck gebracht. Großsegel bergen, Fock reffen, uns selber fest gurten. Aber die Wasserhose ist friedlich - nach ein paar Minuten verschwindet sie wieder. Jedenfalls können wir bis in die Nacht hinein gut segeln, erst in den frühen Morgenstunden kommt die Flaute.
Flauten haben auch Ihre Vorteile. Ohne Wellen kann man das Getier auf dem Wasser viel besser ausmachen. Und so sehen wir die ersten Wale aus der Nähe, die wollen sich aber nicht so richtig fotografieren lassen. Und Schildkröten wie bei Findet Nemo. Von Weitem sehen sie aus wie kleine schwarze Punkte auf der Wasseroberfläche. Die paddeln ganz langsam und friedlich durchs Wasser. Manche erschrecken sich und tauchen kurz ab.
Und bei Flaute sieht das Meer wieder ganz anders aus. Nie spiegelglatt wie ein See, tagsüber total blau (daher Blauwassersegeln), abends eher ölig. Bei Sonnenauf- oder untergang spiegeln sich die Wolken und die Farben des Himmels darin. Da soll noch jemand sagen, tagelang nur das Meer zu sehen wäre langweilig. Keine Spur davon. Bevor Wind aufkommt, sind die Wellen schon da. Die See besteht jetzt aus der langen Atlantikdünung aus Nordwest und zusätzlich einer kürzeren Welle aus Nordost, die von dem vorherrschendem Wind hier hervorgerufen wird. Bis dieser Wind auch bei uns ist, schaukelt die forty-two in der Kreuzsee ziemlich. Mit dem Wind stabilisieren die Segel das Schiff aber wieder und das Leben an Bord wird wieder komfortabler.
Wir werden sogar zu schnell. Bei Dunkelheit und ohne Mond wollen wir in den schmalen Kanal zwischen Lanzarote und Graciosa und dem uns unbekannten Hafen nicht einlaufen. Mehr als 4,7 Knoten dürfen wir dann nicht fahren! Also reffen. Schliesslich fahren mir mit drei Reffs und ganz kleinem Vorsegel. Aber die Fahrt ist ruhig und wir können beide bis in die frühen Morgenstunden schlafen. Die Arbeit macht die Selbsteueranlage, andere Schiffe sind nicht in der Nähe. Und wenn doch werden sie zuverlässig durch unser Radar gemeldet. Pünktlich zu Sonnenaufgang sind wir dann vor Graciosa und laufen in den Kanal ein. Hier können wir dann das erst Mal den Düseneffekt beobachten, der hier auf den Kanaren so ausgeprägt sein soll. Zwischen den teils recht hohen Inseln presst sich der Wind hindurch und gewinnt so beträchtlich an Stärke.
Und endlich sehen wir den ersten Wal von Nahem - nur will er sich nicht so richtig fotografieren lassen. Vor Graciosa hatten wir so knapp sieben Windstärken von vorn. Aber die restliche Strecke ist nur kurz und wir sind schon bald im Hafen. Auch hier ist es sehr windig und der Hafen ist voll. Beim Anlegen mit zu viel Wind von hinten rammen wir leider kurz den Steg - nur ein kleiner GFK Schaden aber doch ärgerlich. Die erste Ausbesserung am Rumpf wird jetzt nötig. Das hat aber ein paar Tage Zeit. Jetzt erst einmal ausschlafen und dann die Gegend erkunden....
Von Funchal aus ziehen wir voll das Touri-Programm von Madeira durch. Hier treffen wir dann auch die Crew der Mirmel wieder - die sind in Quinta do Lorde eingetroffen. Auf dem Markt gibt es die unterschiedlichsten Früchte - dabei Maracujas in allen möglichen Formen und Geschmacksrichtungen! Die Altstadt läd zum Bummeln und Essen ein. Per Kabinenlift geht es hinauf zum botanischen Garten - und mit dem Korbschlitten wieder runter. Natürlich machen wir eine Levadawanderung - und natürlich vergessen wir warmes Regenzeug mitzunehmen. Es ist halt kalt und nass hier oben.
Entschädigt werden wir durch frisch zubereitete Rindfleischspieße in Portella. Gewürzt mit Salbei und Knoblauch werden die vor unseren Augen am offenen Feuer gegrillt. Die fertigen Spiesse werden dann an die Decke über den Tisch gehängt. Lecker. Wir bewegen uns mit öffentlichen Bussen fort. Das klappt prima und ist günstig.
Nach einer Woche Entspannung in Quinta do Lorde geht es in den betriebsamen Hafen der Hauptstadt Funchal. Albano macht gerade einen Segelschein hier auf Madeira und begleitet uns - für Ihn ist es ein erstes kleines praktisches Segelerlebnis. Inklusive Spinnaker, Reffen, Flaute und Gegenwind. Die Winde nahe Madeira sind so wechselhaft wie die Berge und die Landschaft. Nur leider keine Wale, obwohl die hier oft zu sehen sind. Hier in Funchal bekommen wir sogar einen Platz am Steg. Letzte Woche noch war der Hafen völlig überfüllt.
Carsten wird heute forty-two. Also gibt es eine Geburtstagsparty. Peter und Anita auf ihrer Jonga sind extra von den Azoren herbeigesegelt. Was haben wir uns gefreut den Peter wieder zu sehen und Anita kennen zu lernen. Unsere Stegnachbarn von der "Spökenkieker" helfen bei den Vorbereitungen. Wir hissen alle unsere Flaggen und Wimpel. So weis jeder im Hafen, dass es etwas zu feiern gibt und wir haben viele Gäste die mitfeiern. So unkompliziert geht das. Albano, ein "Eingeborener", kommt mit seinem Sohn vorbei, der am selben Tag Geburtstag hat wie Carsten. Albano haben wir vor zwei Jahren während unseres Besuches in Madeira kennengelernt.
Es gibt eine Gebutstagstorte, Poncha, Hähnchenflügel, Nudelsalat, die Marina lässt eine Flasche Sekt springen und und und. Der Abend wird lang, feucht und fröhlich..
Das Wetter soll windiger werden, also weiter zur Hauptinsel, sind ja nur 5-6 Stunden. Nachdem wir aus der Abdeckung von Porto Santo heraus sind, binden wir das zweite Reff ins Segel. So steuert die Windsteueranlage etwas besser und wir kommen auch nicht viel später an.
Auf dem Weg begleiten uns einmal wieder ein paar Delphine, diesmal allerdings drei der Sorte Großer Tümmler, und nicht wie die sonst so häufig gesehenen Weißschnauzendelfine
Was eine hübsche, kleine Insel. Direkt neben dem Hafen geht der Strand los, der eine heilsame Wirkung haben soll. Ein Gemisch aus feinem Tonsand mit einer Beigabe von etwas gröberen, schwarzen Sand, so daß nach jeder Welle ein neues Muster entsteht (Kennt Ihr Sandbilder? Genau so !). Auf jeden Fall eine heilsame Wirkung auf die Augen und für die Seele.
Morgens ist der Strand menschenleer, ich (Carsten) gehe joggen und nach dem Joggen im blaugrünen Meer baden. Dann duschen und in der Hafenbar einen Morgenkaffee trinken. So kann der Tag beginnen.
Der kleine Ort, ca. 1km entfernt und am Besten durch einen Strandspaziergang erreichbar, wird gerade mit Blumen geschmückt. Ein Fest in der Kirche steht für die nächsten Tage an. Eine Inselrundfahrt kann man mit dem Taxi oder auch mit einem offenen Bus (täglich um 14:00) machen. Der hält an den schönsten Aussichtspunkten und kostet nicht viel. So sehen wir auch die Nordseite der Insel, die entgegen der strandigen Südseite sehr felsig, rau und unzugänglich ist. Aber auch diese Seite besteht teilweise aus Sandstein, in die Wind und Regen die eigentümlichsten Formen hinein schleift.
Am 29.8. ging es los auf die bisher längste Strecke, die wir mit unserer forty-two am Stück je gesegelt sind. Von Alvor an der Algarve bis nach Porto Santo bei Madeira. Wir haben für die ca. 460 Seemeilen vier Tage und Nächte geplant. Je nach Wind kann es aber auch länger dauern. Die Batterien sind voll, wir haben jede Menge Diesel und Wasser gebunkert. Motoren könnten wir die Strecke aber nicht. Es ist einfach zu weit und so viel Diesel können wir nicht mitnehmen.
Zu Beginn ist die See etwas rough. Aber laut Wetterbericht sollen die Wellen jeden Tag etwas kleiner werden. Jetzt können wir auch den neuen AIS Empfänger ausprobieren. Der zeigt Position, Name und Geschwindigkeit der umgebenden Schiffe an und macht Alarm, wenn eines zu nahe kommt. Jeder Kringel auf der Anzeige steht für ein Schiff. Allerdings werden nur die großen Schiffe angezeigt. Segler, Fischer etc. sieht man nicht. Trotzdem eine große Hilfe, gerade bei langen Überfahrten.
Der Wind auf der Überfahrt ist recht wechselhaft, wir müssen also ständig ein- und ausreffen und den Kurs neu einstellen (wobei ständig so 2-3 mal am Tag bedeutet). Unsere Windsteueranlage hat aber jeden Kurs steuern können. Wir haben nicht eine Minute per Hand gesteuert. Eine längere Fahrt ohne Windsteueranlage kann ich mir garnicht vorstellen, bzw. wäre gerade bei kleiner Crew sehr sehr anstrengend.
Es wird kälter, Wolken ziehen auf. Wir müssen nachts Socken und Fliesjacken anziehen. Es fahren gerade in den ersten Tagen noch erstaunlich viele Schiffe herum. Wir müssen also nachts tatsächlich Wache gehen und können nicht beide gleichzeitig schlafen. Das ist uns zu gefährlich, auch wenn das neue AIS uns vor großen Schiffen warnen würde. Also wechseln wir uns so alle 3 Stunden ab. Die 3 Stunden empfinden wir beide als den beste Kompromis zwischen Schlafen und Wache.
Am Morgen finden wir Besuch an Bord. Ein fliegender Tintenfisch. Wie die fliegenden Fische können fliegende Tintenfische aus dem Wasser springen und etliche Meter durch die Luft fliegen, um ihren Fressfeinden zu entkommen. Zum Pech dieses Tintenfisches ist er zwar dem Angreifer entkommen, landete aber bei uns an Deck.
Da Madeira auch zu Portugal gehört, kommen wir trotz der längeren Überfahrt nicht zu unserem Länderschluck. So wird am Tag vor der Ankunft die Gastlandfahne von Madeira gehisst, und wir gönnen uns den neu erfundenen Fahnenschluck.
In der vierten Nacht kommen wir dann in PortoSanto an. Früher als geplant. Nachts einen Hafen anlaufen haben wir bisher auch ganz selten gemacht. Doch bei fast Vollmond und kaum Wind haben wir keine Bedenken. Wir finden eine freie Box und sind um 3:00 Uhr fest in Porto Santo. Jetzt können wir uns erst einmal ausschlafen, bevor wir uns in der Frühe mit den Hafenbehörden und dem Zoll beschäftigen müssen.