US Virgin Islands
Der Plan für heute: Ausklarieren, rüberfahren in die USA (St Thomas, US-Virgin Islands), Einklarieren, ankern fahren. Sind ja nur 7 Seemeilen, aber vor dem Papierkrieg in den USA hab ich Manschetten. Völlig überflüssig. Sogar einen Steg vor dem Zoll zum Anlegen haben sie. 20 Minuten und wir sind "drin" in den USA.
Dann an eine Mooring vor einer Mini-Insel und Schwimm
en ,
schnorcheln,....
Auf St. Thomas müssen
wir
unsere Vorräte aufstocken - und geraten
prompt mitten in die USA. Hier ist es mindestens genauso amerikanisch,
wie St Barthelemy französisch ist. Aber es gibt einen gescheiten Supermarkt
in der Nähe und eine Selbstbedienungswäscherei. Der Hafen hier ist
eigentlich viel zu nobel für uns, hier kommen eigentlich nur
Superyachten hin. Der teuerste Hafen, in dem die fory-two je gelegen
hat. Pro Nacht US$ 94! Wir werden deshalb auch nur eine Nacht bleiben,
und uns die nächste wieder vor Anker in die Bucht legen. Ist eh viel
ruhiger und angenehmer durch den Wind.
Wir sind die einzigen hier im
Hafen mit Wäsche auf der Leine zum Trocknen und die KEIN! 100A Stromanschluss für die
Klimaanlage haben. Wir haben noch nicht einmal einen Stecker für die
dicken Steckdosen hier. Und was machen die Leute auf Ihren grossen
Superyachten Abends? Fernseh gucken wie zu Hause. Wenn auch natürlich
auf einem Großbildschirm. Aber den haben die bestimmt zuhause auch.
ST. Thomas ist Helgoland für Amerikaner. H
ier
legen am Tag mehrere Kreuzfahrtschiffe an und die Leute kaufen
was das Zeug hält Schmuck, Uhren, Parfüm und Schnaps - alles
vermeidlich günstiger da steuerfrei. Und tatsächlich kann man hier die
Literflasche Rum "Captain Morgans Private Stock" für $18,
also ca.10 Euro einkaufen. Nicht schlecht.
Es dauert leider einen Moment, bis wir den öffentlichen Nahverkehr begriffen
haben. Ein Taxi in die Stadt vom Hafen oder Kreuzfahrtterminal aus
kostet $4 pro Nase. Stellt man sich an eine andere Taxihaltestelle wie
die Einheimischen, sind es nur 50 Cent.
ALARM!
Es ist passiert! Das erste Krabbeltier ist an Bord gesichtet
worden. Eigentlich erstaunlich, das das erst jetzt passiert ist, aber
wir freuen uns dennoch nicht. Eine Küchenschabe krabbelte durch den
Besteckkasten, eine Kakerlake, Cockroach, La cucaracha. Die
meisten die wir kennen, hatten diese Begegnung bereits auf den
Kanarischen Inseln, nicht erst in der Karibik. Aber wir sind auch
nachlässig geworden. Haben Verpackungen nicht mehr konsequent schon am Steg
weggeschmissen, Lebensmittel doch nicht alle in Plastikkisten gepackt, den
Abwasch auf morgen verschoben und und und. Zum Glück sind die Biester
nur lästig und nicht gefährlich. Wir werden dennoch zusehen, dass wir
sie möglichst schnell wieder los werden.
Auf den britischen Jungferninseln
Die
kleineren unbewohnten Inseln der Jungferninseln sind wunderschön - kein
Wunder, dass hier so viele Leute Boote chartern. Und es gibt viele
Inselchen und Buchten zum Ankern, so daß sie nicht alle überlaufen
sind, wenn wir auch nie alleine in einer Bucht waren. Auf
Norman
Island und
Peter Island
gibt es vor allem Natur am und im Wasser.
Die Inseln selber sind
bewaldet und haben keine Wege. Aber man kann super schnorcheln oder mit
dem Dinghi ans Ufer fahren oder einfach die Pelikane
beim Fischen vom Boot aus beobachten.Auch vom Boot aus kann man bis zum Grund blicken und dort Rochen vorbeifliegen sehen.
Die
Einheimischen dürfen hier auch fischen. Wir nicht. Zum Beispiel mit
einem Wurfnetz.
Hier
ist das Wasser so schön warm und klar, hier geht selbst Mercedes ins
Wasser um zu schnorcheln. Ich nehme die Gelegenheit wahr unser
Unterwasserschiff zu putzen. Nach 9 Monaten im Wasser ist die oberste,
blaue Antrifoulingschicht jetzt fast abgetragen, die untere braune
scheint durch. Bald müssen wir das Boot wohl einmal aus dem Wasser
nehmen und neues Antifoulung malen.
Als
letzte der BVIs ist die Insel Jost Van Dyke dran. Heute regnet es wie
verrückt. Ich ziehe mir sogar eine Regenjacke an!
Im
Small Harbour machen zu viele Fliegen sich über
unser Essen her, also fahren wir in die Nachbarbucht in
die
Great Harbour.
Hier gibt es Strandbars, eine Tauchbasis, eine Bootstankstelle und
einen Fähranleger - sonst nichts. Ausser gepfefferte Preise. Offenbar
steht das "Foxys" in irgendeinem Reiseführer, die die Chartercrews
lesen. Jedenfalls ist hier alles voll. Wir müssen sogar unseren Tisch
räumen. Reserviert für Leute, die auch Essen wollen.
Zu den britischen Jungferninseln (BVIs)
Die Überfahrt beginnt mit Wasserhosen. Ein Wolkenband auf Backbord
produziert jede Menge davon, und die Wolken ziehen auf uns zu. Da
gleichzeitig die Sonne untergeht und wir so die Wasserhosen und ihre
Zugbahn nicht mehr im Auge behalten können, beschließen wir die Segel
zu bergen, uns Rettungswesten anzuziehen und abzuwarten, bis das
Wolkenband vorbeigezogen ist. Glücklicherweise können wir nict
berichten, was so eine Wasserhose mit uns und dem Schiff anstellen
kann.
Mittags kommen wir dann auf den BVIs an.
Hier
ist was los. Das
Funkgerät auf Kanal 16 steht nie still, und sobald man den äusseren
Inselring durchsegelt geht es hier zu wie in der Kieler Förde auf einem
sonnigen Sonntagvormittag
. Jetzt
liegen wir für einen Tag in einer Marina - dank des Dollarkurses ist es
garnicht so teuer (22 US Dollar die Nacht). Ab morgen versuchen wir
dann ein paar schöne Ankerbuchten zu finden..
Anguilla
Nach Anguilla ist es nur ein Katzensprung. Wir fahren durch die erste
Brücke um 9 Uhr und motoren die paar Meilen durch die Flaute.
Währenddessen wird Wäsche von Hand gewaschen. In Anguilla ankern wir in einer
wegen seiner Muscheln berühmten Bucht, der
Rendezvous Bay. Im
Gegensatz zu St Martin ist es hier fast einsam. Klares Wasser, Strand,
Palmen. So wie man sich die Karibik vorstellt.
Zum Einklarieren müssen wir mit dem Beiboot in die nächste Bucht, wo
die Fähren von St. Martin ankommen. Die Clearance gestaltet
sich etwas komplizierter als bisher. Zuerst wollen sie unser Boot
sehen, dann müssen wir die Formulare in 6 (sechs!) Kopien ausfüllen.
Wir pendeln zwischen Zoll, Einwanderungsbehörde und Hafenamt mit immer
anderen Formularen, die immer wieder bestempelt werden hin und her. Zu
guter Letzt ist aber alles geklärt, wir müssen das Boot nicht
herüberfahren und wir haben auch nur 25 EC-Dollar (ca. 6 Euro) Gebühren
bezahlt. Alles ist gut.
Dann ist Entspannung angesagt. Schnorcheln, schwimmen an den Strand,
Abendessen bei Sonnenuntergang im Cockpit. So sollte es immer sein...
Am
nächsten Tag mieten wir uns ein Auto um die Insel zu erkunden. Dirk von
der "M" ist auch mit von der Partie.So ein Mietauto kostet inklusive
Führerschein 55 US Dollar, also derzeit für uns gerade einmal 33
Euro.
Und
so können wir uns die lokale Rum Brennerei anschauen. Hier gibt es
Pyrat-Rum zu probieren und zu kaufen. Am leckersten ist 25 Jahre alte
Rum. Doch davon gibt es nur noch drei Flaschen und jede kostet 180US
Dollar. Der 15 jährige "XO" ist aber auch ganz lecker und wir gönnen
uns ein kleines Fläschchen.
Im "Valley", dem Hauptort wird eingekauft und unsere letzten EC-Dollar
aus Antigua ausgegeben. Die offizielle Währung ist nämlich auch hier
der "East Carribean Dollar". Nur sind alle Preise in US-Dollar
ausgeschrieben und den EC-Dollar gibt es so gut wie gar nicht.
Im
Norden schauen wir uns noch die offiziell schönste Bucht an. Ein
toller Strand mit ein paar Hotels, Bars und weisshäutigen Badegästen.
Doch uns gefällt unsere einsamere Ankerbucht besser und so fahren wir
zurück.
Ausserdem müssen wir uns sputen, um noch bei Tageslicht die
Bucht zu verlassen. Wir wollen ja über Nacht segeln und zu den British
Virgin Islands kommen.
So
kommt dann auch der Abschied von Dirk. Der will zwar auch zu den BVIs,
doch zunächst zu einer ganz anderen Insel.
In St. Martin
Hier in der Lagune von St. Martin kann man "kleben" bleiben. Es gibt alles, was das Seglerherz begehrt. Die Lagune ist vor allen Winden und Wellen geschützt, daher ankern hier auch viele viele Boote. An Land gibt es Supermärkte, Bootszubehör, Restaurants, Strände und und und.
Der Norden der Insel gehört zu Frankreich, hier gibts einen guten, aber leider auch sehr teuren Supermarkt, wie er auch irgendwo in einer Kleinstadt in Frankreich ist.
Der Süden gehört zu den Niederländischen Antillen. Um von der einen Seite der Lagune auf die andere zu fahren, muss man theoretisch auf der einen Seite ausklarieren und auf der anderen wieder einklarieren. Tatsächlich wird kontrolliert, dass man auch auf der französischen Seite ankert, wenn man dort einklariert hat und andersherum. Praktisch kann man aber zumindest mit dem Dinghi kreuz und quer fahren, einkaufen etc. ohne sich um den Papierkrieg zu kümmern.
Uns ist der Aussenborder für unser Dinghi kaputt gegangen - leider nicht mehr reparabel. So müssen wir hier Ersatz besorgen und schon ist ein
kleiner 4-Takt Aussenborder von Suzuki unser. Dank des günstigen Dollarkurses und der Steuerfreiheit der Insel zu einem akzeptablen Preis.
Hier wird endlich auch unser Spi ausgebessert. Wir haben uns mit Thomas von der Fa. Istec aus Hamburg hier verabredet. Er macht gerade hier Urlaub und hat uns
das für die Reparatur nötige Spi-Tape mitgebracht.
Silvester fällt leider ins Wasser. Bei 6 Windstärken und Regenschauern mögen wir unser Boot nicht verlassen und feiern lieber zusammen mit Dirk bei uns an Bord. Von unserem zentralen Ankerplatz in der Lagune kann man die Feuerwerke alle auch recht gut sehen. Nur Silvesterparty iss so leider nicht. Stattdessen bringen wir Dirk Skat bei und er uns eine neue Variante von UNO.
Hier gibt es einer der verrücktesten Flughäfen überhaubt. Die Startbahn fängt direkt hinter dem Strand an - und der ist nicht etwa abgesperrt, sondern erfreut sich gerade wegen des Flughafens regen Interesses. Bei jeder Landung kann man fast buchstäblich an die Räder der Flugzeuge greifen.
Bei jedem Start ist der Schub von den Düsen so stark, dass alle Leute am Strand
durcheinandergewürfelt und ins Wasser gepustet werden. Das muss man gesehen haben! Zumindest aus der sicheren Entfernung (20m neben der Startbahn) der
Strandbar.
Hier steht sogar der Flugplan für die Schaulustigem auf einem in den Sand gesteckten Surfbrett
Flucht vor der Dünung
Die Dünung soll hier in St. Barth. bis auf 4m hoch gehen. Das ist nichts für uns, also weg hier. Auf St. Martin gibt es eine Lagune, die vor
der Dünung geschützt ist und die ist nur 20 Meilen weg.Also nix wie hin um die nächsten Tage ein bißchen Ruhe zu haben.
St. Barthelemy
Abends los und durch die Nacht bis nach St. Barth. Bei nur 11 Stunden Licht sind die 75 Seemeilen an einem Tag nicht zu schaffen. Aber so kommen wir morgens um 8:00 Uhr an - nur um zu sehen, dass Hunderte andere schon da sind. Der Hafen ist voll, also ankern in der Bucht wie all die anderen auf 6 Meter tiefem, kristallklarem Wasser wo man den Anker deutlich auf dem Grund sehen kann.
Auf dem Weg zur Einklarierung bleibt dann der Aussenborder stehen. Nix mehr zu machen, also rudern. Später an Bord stellt sich heraus, dass er keine Kühlung mehr hat - die Wasserpumpe ist kaputt. Ob man den nochmal reparieren kann? Ich jedenfalls nicht. Aber auf der nächsten Insel, Sant Martin, soll es gute Geschäfte mit Bootszubehör und Reparaturservice geben...
St. Barth. hat einen ganz anderen Character als Antigua. Die Insel ist französisch. Man spricht französisch, läuft mit Baguette in der Hand herum, zahlt mit Euros. Das hier ist der westlichste Teil der EU!
Erst jetzt nehmen wir die gehörten Sprüche ernst, dass nämlich hier auf
St. Barth zwischen Weihnachten und Neujahr der Bär los ist. Vor allem
sind es die grossen Segler (ab 4 Salingen aufwärts) und die
Megayachten, die das Bild bestimmen. Entsprechend sind die Geschäfte
im Hafen und das Gehabe der Leute. So stelle ich mir
Monaco vor.
Hier wollen wir Silvester dann wohl doch nicht feiern. Zu allem
Überfluss soll das Wetter unruhig werden. Ein Sturmtief weit im Norden
schickt uns eine Nord-Dünung, die sich auf bis zu 4 Metern steigern
soll. Was auf freier See problemlos ist, bringt die Boote im Hafen und
in der Ankerbucht fürchterlich ins Rollen. Und das schon heute, wo
"nur" 2,5m Dünung zu verzeichnen ist.
Weihnachten auf Antigua
Wir hatten eine weisse Weihnacht, einen Festtagsschmauss, sogar
Familienanschluss.
- Weisse Weihnacht wegen dem weissen Muschelstrand
- Den Festtagsschmauss haben wir in einem Restaurant eingenommen,
auf der Veranda mit Livemusik und mit Blick auf den restauranteigenen
Steg, wo die forty-two festgemacht hat.
- Familienanschluss deswegen, weil wir spontan von einer deutschen
Familie am 25.12. zum Frühstück eingeladen worden sind. Die haben sich
für ein paar Monate ein Haus hier gemietet um in Ruhe ihr Schiff
renovieren zu können.
Und Weihnachtsgrüsse haben wir verschickt. Jede Menge. Wir hoffen die
sind alle angekommen. Sonst hier nochmal der Wortlaut unserer
Weihnachts-EMail:
Hallo
Ihr zu Hause,
auch
hier in Antigua haben wir weisse Weihnachten mit gleissend hellem
Muschelstrand und tuerkisblauem Wasser bei 29 Grad Celsius.
Gerade sitzen wir an Bord mit einem Rum-Cocktail und hoeren Reggae-
Weihnachtsmusik von der Hafenbar. Anstelle des hier ueblichen Truthahns
zu Weihnachten werden wir uns einen Hummer goennen.
Wir wuenschen Euch schoene Tage.
Mercedes und Carsten Borchardt
|
23.12.2009: Auf Antigua
Wir
lassen es ruhig angehen.
Erst
2 Tage nach der Ankunft sind wir zum
Strand gegangen. Und das ist hier wirklich genau das, was sich ein
verfrorener Nordeuropäer unter einem Paradies vorstellt. Weisse Strände
aus Muscheln, türkises Wasser, sanfte Wellen mit Brandung, Bäum
e und
Palmen am Strand. Und das ganze fast ohne Leute - Nebensaison.
Die
Amerikaner kommen erst so im März. Hier geht sogar Mercedes schwimmen.
Unseren
ersten Eindruck von Land und Leuten bekommen wir bei einem Besuch von
St. Johns, der Hauptstadt hier. Wir fahren mit dem Bus - das
funktioniert genau wie auf den Kapverden mit kleinen Vans die keinen
Fahrplan haben, sondern immer dann losfahren wenn Sie voll sind. St.
Johns ist eine quirlige kleine Stadt mit Markt, vielen kleinen
Geschäften und alles voll im Weihnachtsrummel.
Eine Nacht ankern wir im Falmouth Harbour, um uns das historische
Nelsons
Dockyard anzusehen. Der liegt im benachbarten
English
Harbour.
Dort wollten wir aber nicht ankern - da ist es so eng, dass kaum ein
Lufthauch weht und es einfach zu heiß wird. Nelsons Dockyard ist
wirklich schön, die Bilder geben
vieleicht einen kleinen Eindruck. Hier ist das Zentrum der
Antigua
Racing Week, die immer im April stattfindet. Das wahrscheinlich
bekannteste Regattaereignis der Karibik. Jetzt ist es hier eher ruhig.
Im Falmouth Harbour liegen auch die Superyachten der Superreichen.
Die
Superreichen sind aber nicht an Bord. Die Crews warten nur hier im
Falmouth Harbour bis der Eigner irgendwohin einfliegt und fahren dann
das
Schiff vorher dort hin. Man kann darüber denken wie man will,
beeindruckend sind diese Superyachten alle mal. Die Crew vergnügt sich
solange mit Whirlpool, Angeln und Helikopter fliegen.
13.12.2009: Überfahrt nach Antigua
Was
sollen wir über die Überfahrt berichten? Wollt Ihr Geschichten über
Stürme, Wale, Katastrophen? Dann lest lieber Jules Verne oder "The
perfect storm". Für uns ist dies eine einmalige Erfahrung, das erste
Mal eine so lange Strecke auf See. Etwas Besonderes ist es aber nicht
- schliesslich treiben sich gerade so 300 Segelboote hier auf der
Passatroute herum, alle mit Ziel Karibik Wir schreiben hier nur unsere
ganz persoenlichen Eindruecke auf.
Am
26.11. um 17:00 legen wir in Mindelo ab. Eigentlich ein schlechter
Zeitpunkt, müssen wir doch so die Abwinde der Inseln in der Nacht
durchfahren. Doch wir wollen zusammen mit der
Mirmel
fahren, und
Michael will aus persönlichenGründen unbedingt am Donnerstag Abend noch
los.
Also haben wir eine lange Nacht mit Nachtwachen, vielen Segelmanövern
und sogar Motoren wegen Flaute.
Ein typischer Segeltag
Kurz
vor Sonnenaufgang stehe ich auf und kontrolliere erst einmal unseren
Kurs, die Segelstellung und vor allem wie viele fliegenden Fische
Nachts an Bord gesprungen sind. Das sind vielleicht die
interessantesten
Fische überhaubt. Auf der Flucht vor Räubern, oder auch aufgeschreckt
durch Segelboote, springen sie aus dem Wasser. Teilweise ganze
Schwärme. Dann
fliegen sie teils über 100m
hakenschlagenderweise wie Kaninchen auf der Flucht knapp über dem
Meer. Berühren manchmal nochmal die Wasseroberfläche um einen besonders
engen Haken zu schlagen, bevor sie dann mit einem grossen
Bauchplatscher wieder in eine Welle abtauchen.
Um 10:00 UTC gibt es eine Funkrunde mit Christoph, dem
Seelotsen
, der alle segelnden
Ameteurfunker im Atlantik betreut und sie neben dem Wetter mit viel
Klönschnack versorgt. Ein muss jeden Morgen auf 14.313KHz einzuschalten
und mitzuhoeren. Hören kann übrigens jeder mit einem Kurzwellenradio.
Mitreden nur, wer Amateurfunker ist. Bin ich!
So ein Kurzwellensender an Bord ist eine tolle Sache. Nicht nur, dass
man mit anderen reden kann, man kann auch einen Computer anschliessen
und EMails verschicken und empfangen. Viele von Euch haben so schon
eMails von uns erhalten und an uns verschickt. Und das kostet nichts.
Es gibt rund um die Erde Funkamateure die verrückt genug sind Sende-
und Empfangsanlagen zu betreiben, nur damit andere Funkamateure eMails
verschicken können. Alles als Hobby und Spass an der Freude. Find
ich super.
Am Start in den Kapverden war die Funkrunde um 10:00 UTC noch Stunden
nach Sonnenaufgang, jetzt hier auf 58 Grad West beginnt sie schon vor
Sonnenaufgang. Ist eine komische Sache mit der Zeit, gerade für Leute
die sich in Ost-Westrichtung bewegen wie wir. Jeder, der schon einmal
ein
"Jetlag" erlebt hat, weis vieleicht wovon ich rede. Wir schlagen uns
hier an Bord mit den unterschiedlichsten Uhrzeiten herum:
- Die Ortszeit dort, wo wir losgefahren sind (derzeit 23:22)
- Die Ortszeit dort, wo wir ankommen wollen (gerade 20:22)
- Die Zeit dam wir gerade sind (21:22)
- Die Zeit "zu Hause" in Deutschland (01:22)
Weil das ganze zu kompliziert ist und nur Kopfschmerzen und "Jetlag"
produziert, benutzen wir keine dieser Zeiten, sondern noch eine andere,
nämlich UTC, die "Koordinierte Weltzeit", und die ist gerade 00:22. Die
Zeit entspricht der Uhrzeit in England ohne Sommerzeit und alle, die
sich keine Gedanken um Zeitzonen machen wollen, oder die einfach keine
Kopfschmerzen bekommen wollen, benutzen diese Zeit.
Nachdem
der "Klönschnack" beendet ist und ich die aktuellste Wettervorhersage
und eMails habe, gehts ans Frühstück. Auf dem Bild hier gibts
selbstgebackenes Graubrot, etwas ganz besonderes an Bord. Essen
zuzubereiten ist auch so
eine Sache, denn an Bord ist nichts gerade und zu allem überfluss
bewegt es sich noch. Da kann man nicht einfach das Marmeladenglas
irgendwo hinstellen. Zum Tomatenschneiden muss man sich festbinden, da
man ja zum Schneiden beide Hände braucht und sich deshalb nicht
festhalten kann. Abgelegte harmlose Küchenmesser sind hochgefährlich,
Töpfe mit heissen Soßen verteilen sich liebend gerne überall auf
Tisch, Fußboden und in den Kojen.
Essen zuzubereiten ist eine Kunst an Bord. Das Essen selber aber auch.
In der einen Hand den Kaffeebecher, in der anderen die Müslischale
fehlt schlicht die dritte Hand mit dem Löffel um den Kaffee umzurühren
oder sich das Müsli in den Mund zu schieben.
Wer
jetzt glaubt, wir würden verhungern, der irrt. Denn wir haben einen
kardanischer Herd und haben uns einen
kardanischen Cockpittisch konstruiert.So können wir Teller, Töpfe und
Tassen doch abstellen.
Kaum ist das Frühstück Vergangenheit, gibts den nächsten Termin. Um
12:30UTC haben wir unsere tägliche Verabredung mit Ari, einem Finnen
der
mit seiner Frau und auf der "saili" am gleichen Tag wie wir gestartet
ist und nach Barbados will. Auf 6515KHz tauschen wir unsere Position
aus und reden über den vergangenen Tag. Dank solcher Verabredungen kann
man in Kontakt mit anderen Seglern bleiben und kann so die Isolation zu
zweit für viele Tage auf einem kleinen Boot ein gutes Stück überwinden.
Segeln
selber hier auf der Passatroute soll ja langweilig sein. Mit dem Wind
immer von hinten stellt man einmal die Segel ein und das wars. Weit
gefehlt. Zwar kommt der Wind fast immer von hinten, aber Richtung und
Stärke ändern sich doch ganz erheblich.
Aber
das eigentlich Ätzende
sind die Squalls. Es gibt kleine Squalls aus heiterem Himmel, Squalls
die sich durch eine ungewöhnliche Wolke ankündigen,
Squalls mit heftigen Regen oder gar Gewitter.
Squalls sind
einfach Windböen, die auf keiner Wetterkarte auftauchen, weil sie zu
lokal sind. Und, ich schwöre es, sie sind hinterhältig. Sie kommen nie,
wenn man auf sie vorbereitet ist. Immer im Dunkeln, oder wenn man Essen
macht. Man segelt friedlich bei 4 Windstärken vor sich hin, sitzt auf
dem Klo und plötzlich legt sich der Dampfer in einer Bö von 30 Knoten
auf die Seite. Bis man die Hosen hoch hat, und kaum das man die Segel
gerefft hat, ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Meist ist man dann
vom Regen klitschnass und darf das Chaos von umherfliegenden Büchern
und Tomaten im Schiff wieder klarieren.
Da hilf nur, zumindest in der Nacht, die Segel so stark zu reffen, dass
man bei einem starken Squall nicht gleich aus dem Bett fliegt. Also
mindestens zwei Reffs in Gross und Genoa.
Gegen
den Regen hilft am Besten ein Regenschirm. Klar. Wir stellen ihn so in
den Niedergang, dass der Regen abgehalten wird und dennoch Wind hinein
kommt. Ohne Belüftung kommt man unter Deck sonst ganz schön ins
Schwitzen. Auch in der Nacht.
Die
meiste Zeit segeln wir entweder Schmetterling oder - bei mehr Wind und
Welle, nur mit dem Vorsegel. Obwohl unsere Windsteueranlage gerade auch
bei Wind von hinten erstaunlich gut steuert, besteht bei viel Welle
sonst die Gefahr einer Patenthalse (das Großsegel schlägt um und das
ganze Boot erzittert)
.
Mit
der Steuerung das Schiffes haben wir zum Glück nicht viel zu tun. Das
macht unsere Windsteueranlage. Solange sich der Wind nicht ändert,
steuert sie zuverlässig und ohne zu ermüden immer in die gleiche
Richtung. Ändert sich der Wind müssen wir nachkorrigieren. Und der Wind
ändert sich häufig. Dennoch ist die Windsteueranlage eine riesige
Erleichterung. Nicht auszudenken, wenn einer immer Ruder gehen müsste.
Und soweit wäre es fast gekommen. Mitten in einer Nacht fährt dir
forty-two plötzlich nach dem Mond, bzw. in Richtung Azoren - da
wollen wir aber garnicht hin. Eine Schraube hat sich losgewiggelt und
ist auf Nimmerwiedersehen in 4000m Meter tiefem Wasser versunken. Ende
der automatischen Steuerung. Aber Glück im Unglück: In einem unserer
vielen Kästchen mit Ersatzteilen findet sich eine passende Schraube -
immerhin M12 - und nach einer halben Stunde basteln geht es
weiter.
Gleich bei Sonnenaufgang kontrolliere ich dann das ganze Schiff nach
losen Schrauben und durchgescheuerten Seilen. Tatsächlich finde ich
noch eine Schraube vom Baumniederholer an Deck. Auch die wird mit einer
Schraubensicherung versehen und wieder festgezogen. Diese Prozedur der
Kontrolle wiederholen wir nun alle zwei Tage. Sicher ist sicher.
Tagsüber
versuchen wir zu fischen. Das klappt wunderbar. Köder an die Angel
und hinterherziehen. Nach Minuten bis Stunden sollte dann ein Fisch am
Haken hängen und das Abendbrot gesichert sein. Goldmakrelen, Doraden,
Thunfisch. All das schwimmt hier herum um will verspeist werden. Nur
ist das bei uns irgendwie andersherum. Die Fische fressen unseren Köder
und wir gehen leer aus. Nicht einen Fisch haben wir aus dem Wasser und
in die Pfanne bekommen - dafür sind wir jetzt Weltmeister im Köder bauen
Aber
wir haben natürlich auch Freizeit. Die verbringen wir vorwiegend mit
lesen und Skat spielen. Richtig gelesen. Skat spielen. Unser blinder
Passagier "Arthur" hilft uns dabei. Denn Arthur ist blind - und
schmeisst so immer einfach die Oberste seiner Karten in den Stich.
Manchmal gewinnt er sogar. Garnicht zu glauben.
Und
wir haben immer etwas zu feiern.
- Unseren 1. Hochzeitstag. Hier gabs jede Menge Geschenke (siehe
Foto).
- Die
Überquerung jedes 15ten Längengrades wird mit der Umstellung der
Borduhr um eine Stunde gefeiert. Es gibt einen Stundenschluck.
- Advent. Wir haben zwei Adventssonntage auf See verbracht und mit
Marzipan-Christstollen gefeiert.
- Das Bergfest, also die halbe Strecke von 1050 Seemeilen. Auch
hier gab es einen Schluck.
- Schiffe. Wir sehen hier tagelang keine Schiffe. Insgesamt haben
wir fünf Schiffe gesehen.Wir feiern jedes einzelne.
Eines
Tages zeigte die elektronische Seekarte nichts mehr an. Was ist das?
Das Ende der Welt? Fallen wir von der Erde jetzt hinunter? Aber Glück
gehabt. Nur die Karte ist zu Ende. Sie fängt kurz vor der Karibik
wieder an. Mitten im Atlantik zeigt sie eh nichts anderes als 4000 bis
5000 Meter Wassertiefe an.
Nachmittags
ist es oft sehr warm und wir schwitzen ziemlich. Da hilft nur einen
Sonnenschutz zu bauen und sich mit einem Wasserbad abzukühlen. Aber
auch das Wasser hat hier ganze 28 Grad Celsius. Doch zusammen mit dem
Wind
ist so ein Bad mit Meerwaser doch sehr erfrischend. Gleichzeitig kann
man sich waschen. Es ist erstaunlich wie wenig Frischwasser man
anschliessend braucht um sich das Salzwasser wieder abzuwaschen.
Bevor es dunkel wird, muss das Schiff aufgeräumt werden. Aller Kram im
Cockpit wird verstaut und das Geschirr wird abgewaschen. Abwaschen ist
wie Kochen ein schwieriges Unterfangen. Und das besonders wo wir erst
alles mit Salzwasser vorwaschen um Frischwasser zu sparen.
Auch der Müll wird ausgewaschen. Der wird nämlich gesammelt und nicht
einfach ins Meer geschmissen. Wird er nicht abgewaschen, fängt er
aber an zu stinken. Also lieber abwaschen!
Nach
Sonnenuntergang sitzen wir dann häufig noch mit einem Glas Rotwein im
Cockpit, geniessen die Kühle des Abends, schauen uns die Sterne an und
suchen Satelliten und Sternschnuppen.
Oder wir schauen uns ein Video an, das wir auf unserem Laptop
gespeichert haben. Die haben wir mittlerweile schon fast alle gesehen.
Wir brauchen Nachschub!
Meist geht es dann recht früh ist Bett. Der Schlaf ist eh nicht so tief
und so lange wie im Hafen. Alle ein bis zwei Stunden steht
einer von uns auf und kontrolliert Kurs und Segel. Und schaut natürlich
nach anderen Schiffen.
Ankunft in Antigua
Die
Ankunft in Antigua ist atemberaubend. Das Wasser färbt sich von dem
Blau des tiefen Atlantiks langsam in Grün und Türkis. Um in den
Jolly Harbour
zu
kommen, fahren wir halb um die Insel und durch flache
Korallen herum.
Der
Hafen liegt geschützt in einer Lagune mit Häusern direkt am Wasser -
schöner als in jedem Ferienprospekt. Wir können uns
garnicht satt sehen.
Nach
der Einklarierung treffen wir dann auch Michael von der Mirmel wieder,
der vor uns angekommen ist, und feiern zusammen unsere glückliche
Überfahrt und den dritten Advent.