Wir
haben uns entschieden als nächstes zu den Gambier-Inseln in
französisch Polynesien zu fahren. Die meisten Segler fahren zwar zu den
Marquesas, aber von den Gambiers können wir mehr Inseln der Toamotus
geniessen.
Unsere
Ausreisepapiere sollten heute fertig sein, so dass wir morgen los
können. Leider ist wieder tagelang kaum Wind angesagt - aber irgendwann
werden wir ja in die Passatwinde kommen.
Wünscht
uns viel
Glück für
die Fahrt - so 30 Tage rechnen wir. Ihr werdet ja hier lesen können,
wann wir angekommen sind. Jedenfalls, wenn es auf den Gambiers einen
Internetzugang gibt.
Bis die Tage.
1. Tag
(11.3.2011) Etmal 74sm:
Tsunami-Tag
Heute
haben wir einen Tsunami überlebt. Echt, der von dem Erdbeben in
Japan. Interesse an einen "Live"-Bericht von der
forty-two? Könnt
Ihr haben:
Heute morgen wollten wir in
Richtung französisch Polynesien aufbrechen. Die Ausreisepapiere haben
wir gestern Abend erhalten,
Diesel, Wasser, Gas und Lebensmittel gebunkert. Um 7 Uhr haben wir also
nach
fast einem Monat in San Cristobal, der Hauptstadt der Galapagos, den
Anker aus dem Hafengrund gehoben.
Noch während wir
damit beschäftigt sind und vor jeder Warnung von offizeiller Seite
kommt
unser
"Agent", Senor Bolivar, mit einem Boot herausgefahren um allen seinen
Klienten die Tsunami-Warnung zu überbringen. "
Erdbeben Stärke
8 in
Japan - Tsunamiwelle bis 4 Meter in Galapagos heute Abend so um 17:30".
Vielen Dank Senor Bolivar - Ihm war die Sicherheit seiner Segler
wichtiger als sein eigenes Hab und Gut, liegt
doch der Ort unmittelbar am Wasser und der Hafen
Wreck
Bay ist ungeschützt nach Westen, also in Richtung Japan.
Wir waren uns beide sofort einig, dass wir mit
unserer forty-two
tiefes
Wasser erreichen wollen. Dort soll man, nach allem was wir gehört
haben,
noch am sichersten sein. Die Alternative wäre gewesen, uns in
höhergelegenen Inselteilen in Sicherheit zu bringen und die forty-two
ihrem Schicksal vor Anker zu überlassen. Doch noch auf dem Wege aus dem
Hafen werden wir zurückgerufen. Auslaufverbot bis auf weiteres für alle
Boote, nach Anweisung des Präsidenten von Ecuador. Wir müssen
also bleiben, beschließen aber für uns, trotz Auslaufverbot
die offene
See zu erreichen, sollte das Verbot nicht rechtzeitig aufgehoben
werden.
Aber die Behörden verstehen hier offenbar etwas von
Seefahrt. Nach
einer halben Stunde kommt die Anweisung, dass alle Boote die Häfen von
Galapagos sofort zu verlassen haben, Mindestabstand vom Ufer 5 Meilen,
Mindestwassertiefe 100m. Wir sind die ersten aus dem Hafen, die anderen
Segelboote, Fähren, Transportschiffe und und und folgen langsam.
Noch sind es 9 Stunden bis zum vorausberechneten Eintreffen des
Tsunamis. Ausreichend Zeit für alle Boote tiefes Wasser zu erreichen
und für alle Einwohner Galapagos sich in
Sicherheit zu bringen.
Wir sind also auf See - einen Tsunami hatten wir ja
auch noch nicht. Ja,
in Deutschland noch in Hamburg im Sessel sitzend haben wir gehört, dass
Boote auf See garnichts mitbekommen von so einem Tsunami. Wollen wir
uns
darauf verlassen? Gilt das auch hier zwischen den Inseln? Oder gibt es
dann doch starke Strömungen, unberechenbare Wellen etc. Keine Ahnung.
Also bereiten wir uns auf das Schlimmste vor und das heißt alles an
Bord sicher verstauen, festzurren, unter Deck räumen. Rettungsgurte
bereitlegen, Notfalltasche packen. Da wir ja eh aufbrechen wollten war
das Meiste schon getan.
Dann heisst es warten - derweil segeln wir bei
schwachen Winden
langsam
in Richtung Süden - den Passatwinden entgegen. Dabei immer hübsch
Abstand von den Inseln halten und immer brav in tiefem Wasser bleiben,
schliesslich wollen wir nach Polynesien. Und wenn sich herausstellt,
dass es Polynesien nicht mehr gibt - oder bei sonst einem Problem -
fahren wir halt zurück.
Das Wetter ist herrlich, leichter Schwell von 1.5m
aus SW, 5-10 Knoten
Wind auch aus SW (das ist wie in Deutschland, der Wind kommt
halt
immer von dort wo man hin will). Mit uns sind noch drei andere
Boote in
Richtung Süden ausgelaufen. Die
Silas Crosby
will zu den Osterinseln
und später nach Chile. Die holländische
Libis
zu den Marquesas, die
Helena
und wir zu den Gambiers. Alle anderen Segler warten ca. 15
Meilen vor dem Hafen darauf, dass sie in einen hoffentlich
unbeschadetes
San Cristobal zurückfahren dürfen.
Die
Zeit verrinnt
unerträglich langsam. Genau jetzt
tauchen die ersten
grossen Wale auf, die wir auf unserer ganzen Tour gesehen haben. Eine
ganze Familie zieht dicht an uns vorbei. Thunfische springen vor
unserem
Boot aus dem Wasser. Über
Isla Espanola regnet
es. Wenn nur diese Welle
aus Japan nicht mit 800km/h durch den Ozean unaufhaltsam auf uns
zurasen würde.
Es wird Mittag, 14:00, 15:00, 16:00. Um 17:00 Uhr,
wir sind mittlerweile auf über 600m Wassetiefe, schließen wir alle
Seeventile und legen Rettungsgurte an. Es wird 17:30, 18:00
und
19:00 Uhr. Passieren tut nix. Garnix. Nur der Wind lässt nach und wir
bekommen Gegenströmung.
Über unser Funkgerät hören wir, das auf den
Galapagos nur 30-40 cm
Wellen angekommen sind, am Ufer etwas mehr. Einige Strände sind
weggeschwemmt, ein paar offene Boote sind ans Ufer getrieben, das
Erdgeschoss der Häuser an der Uferpromenade wurden
überespült.
Auch Polynesien gibt es noch - wir öffnen
wieder unsere verschlossenen Luken und Seeventile. Unsere
Reise kann nun getrost losgehen.
War das ganze also eine überflüssige Warnung? Wer
weiß - ohne Warnung wären die Surfer und
Badenden am Strand in Gefahr. Bei einer etwas höheren Welle hätte es
sicher schwere
Schäden gegeben und viele Tote. Die Bilder haben wir doch noch in
Erinnerung.
Hier ist es jetzt dunkel geworden. Wir motoren für
1-2 Stunden um frei
von der
Isla Espana zu kommen und freuen
uns, daß außer ein bißchen Aufregung bei uns nichts passiert ist.
Soweit ein eigentlich unspektakulärer Bericht von
unseren ersten und hoffentlich letzten Tsunami und den ersten richtigen
Walen.
Heute
gab es zu Essen: Riesengarnelen auf kubanische Art mit Brot.
2.
Tag (12.3.2011) Etmal 85sm: Regensegen
Die
ganze Nacht sind wir mit 2 Knoten nach Westen
gesegelt. Tagsüber
konnten wir in einem starken Regenschauer alle unsere Tanks und
Kanister auffüllen. Schon ein anderes Gefühl - mitten auf
dem Pazifik stehst du nackig (damit die Klamotten nicht nass
werden) auf dem Schiff, hältst die Wasserkanister fest und lässt dich
von dem dann doch nicht mehr ganz so warmen Regen abwaschen. Leider
kommt anschließend die totale Flaute und wir beschließen eine Weile zu
motoren. Maximal 4 Tage dürfen wir motoren um noch so eben genug Diesel
als Reserve zum Ankommen zu haben. Hier südlich von Galapagos ist oft
Flaute. Manchmal nur ein kleines Stück, manchmal tagelang.
Heute gab es zu
Essen: kanarische Kartoffeln mit einer Petersilien Mojo-Soße.
3.Tag (13.3.2011) Etmal 60sm: Besuch an Bord
Heute
hatt
en
wir Besuch an Bord. Ein Seehund begleitet uns für eine Weile. Was macht
der hier so weit weg von den Galapagos? Sein Fell ist schon voller
Seetang und -pocken. Auch eine Möwe ruht sich bei uns aus. Sie bleibt
über Nacht im
Hotel forty-two.
Nachmittags
kommt endlich ein bißchen Wind, wir können den Motor nach 25 Stunden
ausschalten und kommen mit immerhin 2.5 Knoten voran. Das Sonntag ist
haben wir glatt vergessen, und damit auch unser obligatorisches
Sonntags-Frühstücks Ei.
Heute gab es zu Essen:
Original Mercedischer Nudelsalat.
4.Tag (14.3.2011) Etmal
91sm: Ein Fischer im Nirgendwo
Heute
war wieder ein ruhiger Tag, den wir für einige Arbeiten genutzt haben.
Mercedes hat die Nähmaschine ausgepackt und unter anderem eine
Gastlandfahne für französisch Polynesien genäht. Das Wappen haben wir
mit Stoffmalstiften erstellt. Danke für die Stifte, Claudia.
Ich
habe unserem
Autopiloten eine Verbindung zu dem Windinstrument spendiert, so können
wir vielleicht auch relativ zum Wind steuern. Das macht zwar eigentlich
unsere Windsteuerung und zwar ganz ohne Strom, aber bei so wenig Wind
wie in den letzten Tagen klappt das leider nicht mehr.
Ein
kleines Stück im
Süden von hier soll in den nächsten Tagen mehr Wind kommen -
mal schauen, ob
wir dort rechtzeitig sind und somit ein Stück voran kommen.
Letzte
Nacht ist wieder ein
Squall
durchgezogen. So nennt man die Regenböen, die hier unvermutet entstehen
und plötzlich viel Wind bringen. Nach einer halben Stunde ist dann
meist alles wieder vorbei. Dumm ist nur, dass man solche Squalls nachts
erst sieht, wenn sie schon über einem herfallen.
Heute
haben
wir jede Menge Wale und Delphine gesehen - ganz dicht bei uns am Boot.
Klasse. Die Delfine drehen Piruetten und lassen sich ins Wasser fallen.
Es gibt mindestens 300 Bilder von dem aufspritzendem Wasser der
Kapriolen. Aber nicht ein einziger Delphin ist zu erkennen - der
Kameramann ist immer zu langsam.
Abends geht
es langsam besser - ist
die Flaute schon überwunden? Mit immerhin 3
Knoten Fahrt geht es voran. Nachts passieren wir einen Fischer, voll
beleuchtet in 1.5 Meilen Abstand. Kein AIS, keine Reaktion auf Funk,
Navigationslichter nicht auszumachen. Wir starten den Motor und
verschwinden aus seinem Dunstkreis.
Heute gab es zu Essen:
Hühnersuppe aus selbst eingekochtem Huhn.
5.Tag (15.3.2011) Etmal 136sm: Anker demontiert
Jeden
morgen wird das Boot nach fliegenden Fischen abgesucht, die des Nachts
an Bord geflogen sind. Es gibt ganz kleine von 1cm Länge, aber auch
20cm lange Fische, die schon fast in die Pfanne passen würden.
Der
Seegang
nimmt zu und wir segeln hoch am Wind. Das wären wir nie im Leben darauf
gekommen auf
dieser Strecke fast aufkreuzen zu müssen. Unser Anker am Bug taucht
immer öfters in die Wellen. Deshalb beschließen wir ihn zu demontieren
und
sicher in der Kajüte zu verstauen. So schlägt er nicht ins Wasser und
beschädigt womöglich noch etwas.
Ausserdem kommt es der Gewichtsverteilung im Boot zu Gute. Eine gute
Entscheidung, wie sich später herausstellt.
Heute gab es zu Essen:
Muschelnudeln mit Paprika-Pesto. 6.Tag
(16.3.2011) Etmal 135sm: Nix besonderes
Heute gab es zu Essen: Ein
riesiger Chilieintopf mit Tortillas. 7.Tag
(17.3.2011) Etmal 133sm: SCH***Wetter
Der
Wind nimmt auf 15Knoten zu, es regnet, eine Regenböe jagt die
nächste. Es wird ungemütlich an Bord und wir verkriechen uns unter
Deck. Die Steuerleinen für den Windpiloten haben wir verlängert - so
kann der Kurs auch aus der Kajüte heraus korrigiert werden.
Unseren
tollen holländischen verschließbaren Lüfter, die wir neu
eingebaut haben, taugen nichts und lecken. Wir müssen unsere größte
Pütz auf die
Vorkoje stellen, damit unsere Polster nicht durchnässen. Auch die
Genuaschiene leckt und das Wasser sucht sich seinen Weg bis hinter
unseren Herd. Das haben wir nicht gebucht!
Heute
gab es zu Essen: Chili mit Reis.
8.Tag
(18.3.2011) Etmal 126sm
Weiter bedeckt mit stetig zunehmenden Wind. Wir stecken des 3te Reff!
Die Wellen sind dementsprechend. Im Wetterbericht hört sich das dann so
an:
Wind SE20 Knots, See 8-10feet in mixed SW and NE
swell. Und es soll noch dicker kommen. Drei mal gepriesen
sei unsere Windsteueranlage -
ansonsten müsste einer von uns immer am Ruder stehen, und das in diesem
Wetter.
Heute
gab es zu Essen: Nudeln mit einer Chili-Bolognese Soße.9.Tag
(19.3.2011) Etmal 146sm - nix besonderes
Unsere
selbs angebauten Tomatenpflänzchen. Die Saat haben wir aus einer Tomate
entnommen und getrocknet. Mal sehen wann wir unsere erste Ernte
einbtingen.
Heute gab es zu Essen:
Kartoffeln mit eingekochtem Rindfleisch.
10.Tag (20.3.2011) Etmal 140sm: Ein Fisch, ein Fisch
Der
Regen hat aufgehört, der Wind ist beständiger und etwas ruhiger
geworden.
Wir gewöhnen uns langsam an die Schaukelei. Zum ersten Mal versuchen
wir uns auch wieder mit dem Angeln - und siehe, nach 1-2 Stunden haben
wir einn beachtlichen Thunfisch am Haken, der sicher für 3 Mahlzeiten
gut ist. Heute Abend gibt es Sushi!
Mittags
haben wir
unsere
ersten 1000 Seemeilen seit Galapagos gesegelt. Ein guter Grund für
einen Sundowner. Es gibt einen
Mojito, wie ihn
Hemmingway schon in Kuba getrunken hat. Mit echter frisch gepflückter
Minze von unserer eigenen Pfefferminze-Pflanze.
Heute gab es zu Essen:
Sushi mit fangfrischem Thunfisch und gebratenem
Thunfisch-Steak.11.Tag
(21.3.2011) Etmal 140sm
Per
Funk verständigen wir uns täglich mit anderen Booten, insbesondere
mit
Eddie und Glenda von der Helena. Die sind mittlerweile 300 Meilen
hinter
uns! Und das trotz ihrer Größe von 44 Fuß. Sie hatten einfach Pech,
haben
sich am Anfang für einen anderen Kurs entschieden und sind in
eine
Flaute gefahren, aus der wir noch so gerade mit dem
letzten Wind herausgekommen sind. Aber mit Ihrem größeren Boot
werden sie den
Abstand wieder reduzieren, sobald sie in den Passatwinden sind.
Heute gab es zu Essen:
Marinierter Thunfisch auf frischem Vollkorn Brot.
12. Tag (22.3.2011) Etmal 140sm
Ein herrlicher Segeltag im Passatwind. Sonne, ein paar Wolken, 15-18
Knoten
Wind schräg von hinten. Wir fahren dennoch meist mit zwei Reffs - auch
so kommen wir auf über 6.5 Knoten. Schneller wird bei diesen Wellen
ungemütlich. Mit den Reffs schonen wir nicht nur uns, sondern auch
unseren Mast und die Segel. Morgen noch soll das angenehme
Wetter so weiter gehen -
dann prognostiziert man deutlich stärkeren Wind für ein paar Tage. Mal
sehen ob der Wetterbericht recht hat. Sturm soll jedenfalls nicht
kommen.
Es ist kälter geworden. Seit Galapagos hat sich das
Wasser
um 3 Grad abgekühlt. Die Luft wohl noch mehr. Abends müssen wir uns
lange Hosen und ein T-Shirt im Cockpit anziehen. Ob es auf den Gambiers
schon schneit?
In unserer Funkrunde mit der Helena berichtet
Eddie,
daß er frisches Brot im Dampfdrucktopf gebacken hat. Das soll viel Gas
sparen. Wir backen unser Brot immer im Backofen. Das mit dem
Dampfdrucktopf
muss er mir noch erklären.
Heute gab es zu Essen:
Soja-Frikadellen mit Kartoffeln und scharfen Senf.
13. Tag (23.3.2011) Etmal 130sm
Langsam wird uns bewusst, wie weit weg unser nächstes Ziel ist.
Wir sind doch schon seit 14 Tage unterwegs und haben noch nicht einmal
die Hälfte der Distanz hinter uns gebracht. Trotz täglicher
Funkverbindungen sind wir abgeschnitten von der Welt. Der einzige
Hinweis, daß wir uns überhaupt von der Stelle bewegen ist der tägliche
Eintrag unserer Position in die Seekarte. Die Szenerie um uns herum
ändert sich nur mit der Tageszeit und dem Wetter. Andere Schiffe haben
wir schon ewig
nicht mehr gesehen.
Heute
gab es zu Essen: Weißkohlsalat mit Frikadellen und Brot.
14. Tag (24.3.2011) Etmal 142sm: Bergfest
Heute
war
Bergfest.
Wir haben noch 1509 Meilen zum Ziel und sind schon 1509 Meilen
Gesegelt. Das muss gefeiert werden. Es gibt selbstgebackenen Kuchen!
Und später noch frisches Zwiebelbrot. Wenn das kein Fest ist.
Heute gab es zu Essen: Grünes
Rindercurry mit Blattspinat und Reis.
15. Tag (25.3.2011) Etmal 143sm
Jetzt ist der
Starkwind da. In der Nacht kam er mit heftigen Böen bis 35 Knoten und
bleibt dann bei 25-30 Knoten. Die Wellenhöhe können wir in der Nacht
nicht ausmachen. Ich sage einmal "beachtlich". Wir ziehen das dritte
Reff ins Groß und verkriechen uns unter Deck. Im Cockpit ist es zu
nass. Kommt eine Böe zusammen mit einer großen Welle schlägt die
forty-two quer, Wasser fliegt über Deck und ins Cockpit, und Trilian
(unsere Windsteueranlage) braucht einen Moment um wieder auf Kurs zu
gehen.
Ab
Sonnenaufgang
können wir uns die Wellen dann auch anschauen. Die sind schon
beeindruckend. Der Wetterbericht spricht von 4 Meter Wellenhöhe.
Wir verbringen den Tag weiter unter Deck. Schon toll, das Boot fährt
alleine. Wir spielen Skat, lesen, kochen und haben nix zu tun.
Gepriesen sei die Windsteueranlage!! Zum Glück wird keiner von uns so
richtig Seekrank.
Nachdem wir plötzlich feuchte Füsse bekommen fällt uns auf, daß unsere
Bilgenpumpe nicht mehr funktioniert. Wir schöpfen also das Bilgenwasser
mit einem Joghurtbecher aus (knapp 10 Liter), verschieben aber die
Reparatur auf morgen.
Heute gab es zu Essen: Nudeln
mit Basilikum-Mojo-Soße.
16. Tag (26.3.2011) Etmal 150sm
Weiter
Starkwind. Die Sonne scheint und soweit das Auge reicht nichts
als Wellen mit weissen Schaumkronen.
Aber es nützt nichts,
die Bilgenpumpe muß funktionieren. Carsten kriecht also trotz
Schaukelei in die Backskiste und schaut sich das Dilemma an. Im
Auslassventil der Pumpe steckt irgendein größerer Schmutzpartikel, das
Ventil schließt nicht mehr und kann deshalb kein Wasser mehr
ansaugen. Der Schaden ist schnell behoben und
zum Schutz vor einer Wiederholung wird über den Einlaß in der Bilge ein
Gitter
gestülpt. Jetzt können keine größeren Teile mehr in die Pumpe gelangen.
Wir haben weiter Funkkontakt mit der
Helena.
Sie kämpfen trotz des größeren Schiffes mit den gleichen Problemen wie
wir. Aber sie fahren etwas schneller und kommen uns langsam näher.
Heute ist der Abtand noch 270 Meilen.
Der
Funkrunde "Pacific Island Net" von Günther aus Contadora / Panama
(siehe links) folgen wir auch jeden Tag. Die meisten anderen
deutschsprachigen Segler sind auf dem Weg zu den Galapagos und wünschen
sich mehr Wind - wir würden gerne welchen abgeben. Günther versorgt uns
alle auch mit den letzten Formel 1 und Fussballergebnissen.
Heute gab es zu
Essen: Hühnerfricassee und gelbem Reis.
17. Tag (27.3.2011) Etmal 143sm
Durch
das Salzwasser im Cockpit und die starke Schaukelei ist unser Lavendel
Seekrank geworden und eingegangen. Schade - er roch so gut.
Wir
kriegen die
Deutsche Welle nicht mehr. Also keine
Nachrichten aus aller Welt. Wir machen kurzerhand unsere eigenen
Nachrichten. Die gefallen uns besser und sind den wirklichen
Nachrichten wahrscheinlich recht ähnlich. Mercedes ist die
Nachrichtensprecherin, ich Reporter vor Ort.
Hier die Schlagzeilen
- Paris: Streik der Fluglotsen. Tausende von
Touristen verbringen die Nacht auf Flugplätzen.Die Lotsen fordern mehr
Lohn und bessere Arbeitsbedingungen (mit kurzer Reportage mit
Betroffenen vor Ort)
- Berlin: Skandal um SPU Politiker Hirschhamm. Hat er mit
Steuergeldern seine Affaire mit dem Oben Ohne Modell Olivia Busgen
finanziert? Hirschhamm dementiert:" Ich habe Olivias Busen niemals
angefasst!"
- Bundeskanzlerin
Angela Merkel ist zu Besuch bei dem Motorenwerk Kleinwagen und
versichert ihre Unterstützung gegen die drohenden Konkurs. 32.457
Arbeitsplätze stehen auf der Kippe.
- Tussmenistan:
Angriff der Rebellen auf UNO-Soldaten fordern weitere
Verwundete. Der Verteidigungsminister stellt weitere Truppen und eine
Verlängerung des Mandats in Tussmenistan in Aussicht.
- USA: Der Innenminister warnt vor einer verstärkten Gefahr von
terroristischen Anschlägen. "Gerade jetzt vor den Wahlen müssen die
Bürger ganz besonders aufmerksam sein".
- Guatelmana:
Ein Erdbeben der Stärke 5,4 hat die Einwohner einer 500
Seelengemeinde obdachlos gemacht. Der Schaden geht in die Milionenhöhe.
Um Spenden wird gebeten.
- Wetter: Arschkalt mit Nieselregen im Norden und Hitzegefahr
im Süden
Kommen wir der Realität nahe?
Heute gab es zu Essen:
Nudelsuppe.
18. Tag (28.3.2011) Etmal 139sm
Endlich
nimmt der Wind etwas ab. So segelt es sich gleich viel
entspannter.
Um 9:45Uhr haben wir den 120ten Längengrad überfahren. Da heißt es zum
zweiten Mal für uns die Uhren zurückstellen. Jetzt sind es schon 10
Stunden Zeitdifferenz nach Deutschland.
Unsere beiden Angelleinen haben sich verheddert. Da heißt es mit viel
Geduld viele viele Meter Angelschnur zu entknoten und zu entwirren,
wollen wir die Schnüre nicht einfach abschneiden. Aber wir brauchen sie
und haben ja Zeit für diesen gordischen Knoten.
Heute
gab es zu Essen: Spagetti mit Orangen-Rotwein-Kräutersauce.
19. Tag (29.3.2011) Etmal 140sm
Die
See hat sich beruhigt, die Sonne scheint und wir können Wäsche waschen
- Süßwasser gibt es dank unseres Wassermachers und dem Strom aus dem
Windgenerator genug. Trotzdem wird mit Seewasser gewaschen und das
Süßwasser nur zum letzten Spülgang benutzt. Handwäsche unter diesen
Bedingungen ist sehr aufwändig - für 2 Kilo Wäsche brauchen wir 2
Stunden. Aber nie gibt es so weiche Wäsche wie durch den Seewind
getrocknet.
Heute
sollte es Pizza geben. Mit den letzten frischen Tomaten, Ananas,
Thunfisch und dem letzten frischen Käse. Die ganze Kajüte riecht
bereits wie eine Pizzeria und das Wasser läuft uns im Mund zusammen.
Aber gerade als sie fertig ist und auf dem Ofen steht kommt eine von
den besonders hohen Wellen und die Pizza rutscht hinter den Ofen. Wir
haben dummerweise den Herd arretiert. Nur den Pizzaboden konnten wir
retten. Den Belag durften wir hinter dem Ofen abkratzen. 20.
Tag (30.3.2011) Etmal 109sm
Der
Wind dreht nach hinten - wir können endlich unsere Passatbesegelung
ausprobieren. Anfangs fahren wir sogar mit drei Segeln. Und das auf
einer Slup. Klappt prima.
Heute gab es zu Essen:
Zwiebelsuppe mit Rindfleisch und überbackenem Käse. Dazu
frisch gebackenes Weissbrot. 21.
Tag (31.3.2011) Etmal 99sm
Der
Wind nimmt ab und wir zeigen unserem Spinnacker den Pazifik. Das letzte
Mal haben wir ihn Richtung Panama benutzt. Bei leichten Winden
benutzen wir eine selbstgebaute, etwas größere Windfahne für die
Windsteueranlage. So klappts auch bei weniger Wind.
Normalerweise
wird die Angel bei Sonnenuntergang eingeholt. Das haben wir
heute
vergessen und prompt beißt einer an. Ein 1,20 Meter langer, aber ganz
dürrer Fisch - zu dünn und zu grätig. Er wird vom Haken befreit und
zurück gehts ins Meer, auf das Poseidon uns wohl gesinnt ist. Wir
hoffen auf Fisch, an dem mehr dran ist als nur Haut und Gräten.
Heute gab es zu Essen:
Überbackenes Rinderfilet mit Pfifferlingen. 22.
Tag (1.4.2011) Etmal 74sm: Wuling
Wir
können die Nacht und den ganzen Tag unter Spi segeln. Es geht
aber immer langsamer voran. Wir haben voll das Leinen Chaos an
Bord. Bei drei angeschlagenen Vorsegel (2xGenoa, 1xSpi) mit je drei
Leinen, sowie die beiden Spibäume mit je zwei Leinen haben wir
dreizehn Leinen nur für die Vorsegel im Cockpit. Früher waren das
mal drei. Das Cockpit sieht aus wie ein Spagetti-Topf.
Damit kann man herrlich ungewollte Knoten stricken und der
Weg
aufs Vorschiff erinnert an die alten Horrorfilme, wo die Helden sich
ihren Weg durch fingerdicke Spinnenweben kämpfen müssen...
Heute
hat Eddy von der Helena uns mit einem
wissenschaftlichen
Experiment verulkt.
Über Funk hat er ganz spezielle hochfrequente Töne übermittelt, die
unhörbar sind aber im Gehirn einen Geruch auslösen sollen. So sollten
wir Banane oder Erdbeere riechen, wenn wir mit dem Ohr ganz dicht am
Lautsprecher sind... Hat geklappt (April April)!
Heute gab es zu Essen:
Zitronenhuhn mit Mini-Maiskolben und Kartoffeln. Als Nachspeise
Limonen-Götterspeise mit Vanillesoße.23.
Tag (2.4.2011) Etmal 99sm: Alles Lila
Mittags
lässt der Wind nach, der Spi fällt in den Wellen immer öfter
ein.
Schließlich verheddert er sich am Radar und Carsten muß in den Mast
klettern.
Dann
dreht der Wind nach vorne und unser Spi zeigt, was er kann. Bei 60 Grad
scheinbarem Wind steht er immer noch. Normal ist das ein
Segel für
Winde von hinten.
Abends
schläft der Wind ganz ein. Der ansonsten tiefblaue Pazifik wird jetzt
lila und wir fahren in einen spektakulären Sonnenuntergang. Wir starten
den Motor - weiter im Süden hoffen wir Wind zum
Segeln zu finden.
Heute gab es zu Essen: Fusili
mit Thunfisch. 24. Tag (3.4.2011)
Etmal 98sm: Unser erster Mahi-Mahi
Die
Strategie hat geklappt - Abends haben wir den Wind erreicht und können
wieder segeln. Bei Sonnenuntergang haben wir endlich wieder
einen
Fisch gefangen. Einen Mahi-Mahi, auch Dorade genannt. Unsere erste
Dorade überhaupt. Nicht übermäßig groß, aber lecker und ausreichend
für zwei Mahlzeiten.
Im Laufe der Tage
kommt man schon auf
merkwürdige Gedanken sich die Zeit zu vertreiben. Wir haben z.B. eine
Anzeige wie viele Meilen wir noch zu segeln haben. Irgendwann kam
Mercedes auf die Idee die Anzeige als Jahreszahl zu interpretieren. Wir
haben uns gefragt, was eigentlich in diesem speziellen Jahr so passiert
ist auf der Welt. Aber wer weiss schon was z.B. 1509 los war. (Das war
unsere "Halbzeit"). Wikipedia weiss Rat. Am 14. Mai wurde z.B. in der
Schlacht von Agnadello die Armee der Republik Venedig
vernichtend
geschlagen. Jaja, Reisen bildet.
Oder Sternbilder.
Kennt ihr das
Sternbild des Waschtroges, der Schmetterlings oder des Toasters? Nicht?
Schaut euch die Sterne an - Sternbilder selber erfinden macht Spaß.
Hier
sieht man
Mercedes, wie sie französisch lernt - im Südpazifik die verbreiteste
Sprache, die wir leider beide nicht kennen.
Heute gab es zu
Essen: Tunesische Fischsuppe mit frischer Minze und warmen
Weißbrot. Abends gebratene Dorade.
25. Tag (4.4.2011) Etmal 85sm: Viel Welle nix Wind
Scheiß
Welle, scheiß Nacht.
Mercedes kommt gar nicht erst hoch - Durchfall, Seekrankheit,
Rückenschmerzen. Und wir machen wieder einmal den Fehler bei großer
Welle nur mit einem Vorsegel zu segeln! Das verstärkt die Schaukelei
des Bootes ganz enorm. Also: Bei großer Welle IMMER auch das Großsegel
oder auf Vorwindkursen Passatsegel / Spinnaker setzen! Es sei denn man
will die Seefestigkeit der Crew testen. Wir setzen die zweite Genua und
fahren mit Passatbesegelung. Sofort wird es im Schiff merkbar
ruhiger.
Heute
gab es zu Essen: Mahi Mahi auf sizilianische Art.26.
Tag (5.4.2011) Etmal 81sm: Endspurt
Der
letzte Tag auf See soll es werden. Wir fahren etwas langsamer, um
morgen mit dem ersten Licht vor dem Riffgürtel der
Gambier-Inseln
zu sein.Die Einfahrt ist zwar bei jeder Tide möglich, aber Nachts
möchten wir keinesfalls in den Riffgürtel und zwischen den vielen
Korallenköpfen und Mini-Inseln einfahren.
Es
gibt kaum Wind,
die Sonne scheint und wir machen uns und die
forty-two
landfein.
- Der
Anker wird wieder montiert
-
Das zweite Vorsegel und die überzähligen Leinen werden verstaut
- Es wird geduscht und rasiert
- Die Bettwäsche wird gewaschen
und getrocknet
Funk
ist merkwürdig. Unsere deutschsprachige Segler-Funkrunde mit Günter aus
Contadora (Panama) als Betreiber zählt jetzt schon 25
deutschsprachige
Teilnehmer, von denen etwa die Hälfte jeden Tag mithören und sprechen.
Die
forty-two ist das am weitesten entfernte
Schiff. Trotzdem ist die
Verständigung mit Günter und den meisten anderen Schiffen sehr gut.
Heute musste Mercedes sogar vermitteln (Relay spielen; die Paula
machen) für ein Schiff, daß keine 50 Meilen von Günter entfernt war.
Und das obwohl wir schon über 3500 Meilen entfernt sind.
Heute gab es zu
Essen: Nudeln mit Soße27.
Tag (6.4.2011) Etmal 17sm: Landfall
Die
Gambier Inseln begrüßen uns mit Regenböen und grauem
Wetter. Das
ist nicht nett. Ausserdem braucht man eigentlich Sonnenschein, wenn man
zwischen Korallen in einen unbekannten Ort navigieren will. Aber die
Seekarten hier sind ausgezeichnet. Kritrische Stellen sind mit
Seezeichen markiert und so ist die Navigation zu der Ankerstelle kein
Problem.
Noch
schnell die Gastlandfagge gesetzt und hinein. Zwölf Boote ankern hier
schon - weit mehr als wir erwartet haben. Wir finden nur noch ein
Plätzchen auf 16m Wassertiefe, klarieren das Schiff und sind nach 27.
Tage wieder vor Anker. Einklarieren kommt später - wenn jemand was will
soll er kommen. Wir gehen erst einmal in die Koje. Morgen ist auch noch
ein Tag um an Land zu gehen.