Nach Lenakel
Yasur - der Atem des Drachen
Port Resolution
Schon bevor der Anker fällt sehen wir die Aschewolken des Vulkans Yasur, der
dicht neben der Ankerbucht liegt und die Landschaft bestimmt. Heiße Quellen stoßen
im Rythmus der Eruptionen des Vulkans alle paar Minuten kleine Dampfwolken aus.
Am nächsten Morgen nutzen wir den Sonnenaufgang und fahren mit dem Dinghi
zum Eingang der Bucht, um die großartigen Felsformationen zu fotografieren.
Sie erinnern stark an die Algarve in Portugal.
Die Bucht ist schon voll von Fischern mit ihren Einbäumen. Aussenborder
gibt es hier nicht.
Am Abend leuchtet die Wolke des Vulkans in der untergehenden Sonne. Doch
was ist das - die Wolke zieht in eine andere Richtung. Nachts riechen wir
auch schon Schwefel. Das böse Erwachen folgt dann buchstäblich am nächsten
Morgen. Alle Boote sind mit einer schwarzen Schicht aus Lavaasche bedeckt.
Glück im Unglück: Die Asche lässt sich mit ein paar Eimern voll Wasser
relativ leicht von Deck waschen. Den Rest muß der Regen besorgen, der für die
nächsten Tage angesagt ist.
Port Resolution, benannt von Kapitän Cook nach seinem Flagschiff, ist eine
gut geschützte Bucht und die Heimat von ein paar hundert Melanesen, die in
mehreren Dörfern noch recht urtümlich leben.
Hier treffen wir die ersten
Menschen im Pazifik, die keine Christen sind, sondern noch ihrem traditionellen
Custom anhängen. Details führen hier zu weit, aber es werden noch viele
alte Rituale durchgeführt, die die Geister der Ahnen beschwichtigen sollen.
Vieles ist Tabu, und deshalb bleibt das meiste für uns im Dunkeln.
Doch die Menschen sind zu uns sehr freundlich, wir tauschen Gemüse und
Lobster gegen Seile, Zigaretten und Angelsehne. Auch laden wir Mobiltelefone
und DVD-Player mit unserer Solarzelle auf, denn in Port Resolution gibt es
keine Stromversorgung.
Auch ansonsten haben die Menschen nur das, was sie vor Ort fangen,
anbauen oder herstellen können. Die nächste größere Ortschaft liegt zwei
Autostunden enfernt auf der anderen Seite der Insel. Aber es gibt kaum
Autos (genau zwei) und eine Fahrt ist sehr teuer.
"Traditioneller Lebensstil" heißt aber nicht, daß sie sich modernem Leben
verschließen. Die Kleidung ist aus China (günstiger gehts
halt nicht), Fußball ist Nationalsport und die Frauen spielen Volleyball.
Zu kaufen gibt es nichts hier und Mercedes entdeckt die Leidenschaft zum
Backen. Vollkornbrote, Rosinenstuten, Hefezopf. Noch nie hatten wir
so leckeres Brot, seit wir Deutschland verlassen haben.
Ein weiterer positiver Begleiteffekt: der Ofen wärmt den Salon, denn es
ist teils empfindlich kalt hier.
Itchepthav
Vor einem starken Südostwind verholen wir uns auf die Nordseite von
Aneityum in eine einsame Bucht. Der Anker fällt auf schwarzem Sandgrund.
Das ist das erste Mal für uns, daß wir auf Lavasand ankern. Die Wassertiefe
ist dadurch sehr schwer zu schätzen. Auch Korallen sieht man schlechter.
All unsere Erfahrung bezüglich Wasserfarben und den entsprechenden Wassertiefen
und Korallen können wir vergessen. Aber der Lavasand, teilweise vermischt
mit weissen Muscheln, ist auch faszinierend.
Jedenfalls ist es hier ruhig, von den 25 Knoten Wind ist nichts zu spüren.
Und von hier aus ist es nur noch ein Tagestörn nach Tanna.
Invasion auf Mystery Island
Heute soll ein Kreuzfahrtschiff kommen und die Passagiere dürfen
sich einen Tag lang auf
Mystery Island vergnügen.
Noch ist der Strand leer und unberührt, aber die
Pacific Dawn geht gerade vor Anker und beginnt ihre Passagiere
auszuspucken. Was jetzt beginnt ist reines Kino.
Und wir mitten drin.
2000 Australier strömen auf die Insel und erleben eine ursprüngliche
und einsame Insel, begrüßt von Inselband und singenden Schulkindern.
Der "einsame" Strand ist gepflastert mit
blau-weißen P&O Handtüchern, das Wasser voll von Schnorchlern.
Die Luft riecht nach Sonnenöl, Kinder kreischen, alte Damen nörgeln.
Und wir bewegen uns kopfschüttelnd zwischen ihnen,
können es nicht begreifen.
Für die Einheimischen bietet sich die Gelegenheit an australische
Dollar zu kommen. Sie verwandeln sich von normalen Melanesiern in
Eingeborene und veranstalten den üblichen Kreuzfahrtschiff-
Trubel. Sie sind da ganz professionell, denn so ein Schiff kommt alle paar Wochen.
-
Ein Markt mit 43! Ständen an denen chinesische Strandklamotten,
schwarze Puppen und Tant mit Farben der Flagge von Vanuatu
verkauft werden.
- Mindestens 20 Melanesierinnen flechten wie die Teufel die Haare der Touristen,
und so laufen binnen kurzer Zeit alle Frauen mit kleinen Zöpfen rum.
Kurzes Haar - 25 AU$
Langes Haar - 50 AU$
- Bootstouren, Schnorcheltouren, Fische füttern, 15 AU$ pro Person
- Kava Zeremonie (Kava: irgendwas zwischen Alkohol und Marihuana), 10 AU$
- Ein Foto von Kindern, die sich mit Pfeil und Bogen wie Indianer
geschmückt haben : 2 AU$
- Ein Foto vom schönsten Punkt der Insel machen: 2 AU$
- Schnorchelzubehör ausleihen: 15 AU$;
Der Mann, der am härtesten arbeitet ist der, der mit einem Ausleger-Einbaum
Segeltouren ans Aussenriff anbietet. Er nimmt 10 AU$ pro Person, doch die
sind auf jeden Fall gut investiert. Wer möchte nicht über solches Wasser segeln?
Der alte Mann rudert, stagt und schwitzt. Wir gönnen ihm jeden verdienten Dollar
von Herzen. Wer weiß, wie groß seine Familie ist, die er zu versorgen hat?
Schlag 15 Uhr ist der Zauber vorbei. Die Einheimischen räumen alles zusammen, fahren
nach Hause und die Insel fällt zurück in ihr Mysterium. Wir machen uns ein Cocktail, nennen
ihn "Touri-downer" und geniessen die wieder gewonnene Stille.
Und am nächsten Tag hat die Tide und der Wind den Strand wieder geebnet...
Mystery Island
Nach Anelghowat - Aneityum - Vanuatu
Wir hatten eine schöne Überfahrt, vier Tage und vier Nächte.
Es blieb trocken bei
mäßigem Wind und Wellen, so daß wir die gesamte Zeit segeln konnten.
Bei Neumond sahen wir viele Sterne und Sternschnuppen.
Nur ein bischen kalt des Nachts...
Im Morgengrauen kommen wir an und finden glasklares Wasser vor,
wo man den Anker noch auf 12m Tiefe im Sand sehen kann.
Der Hauptort
Anelghowat auf Aneityum, der südlichsten
Insel von Vanuatu, besteht nur aus ein paar Häusern entlang der Bucht,
die durch einen Trampelpfad verbunden sind. Auf der ganzen Insel
wohnen nur etwa 500 Menschen. Ein Versorgungsschiff aus Port Vila,
der Hauptstadt, kommt einmal im Monat. Aber es gibt einen Polizisten,
der gleichzeitig Zöllner und Hafenkapitän ist, sowie eine Bank,
die an drei Tagen der Woche geöffnet hat. So können wir hier
einklarieren und unsere Gebühren bezahlen, immerhin 7800 Vatu.
Vanuatu besteht aus 83 Inseln auf denen 250.000 Einwohner leben,
die über 100 Sprachen sprechen. Damit sie sich mit ihresgleichen
verständigen können sprechen sie deshalb auch Bislama
(eine Kreolensprache) und, je nachdem welche
Schule sie besucht haben, französisch oder englisch.
Diese Kirche wurde mehrfach von den Einheimischen niedergebrannt -
die Missionare haben Gesang und Tanz verboten. Schule und Krankenstation
stehen aber noch.