Wir sind herausgefahren aus dem teuren Hafen und wieder nach Alvor vor Anker (Glück gehabt, unsere Boje von letztem Mal ist noch immer frei).
Hier in Alvor verbringen wir den Tag mit letzten Vorbereitungen zur Überfahrt nach Madeira - morgen soll es los gehen. 460 Seemeilen in Richtung Südwest. Wir hoffen am 2. oder 3. September anzukommen. Der weiteste Törn auf dem Wasser bisher, den wir mit der "forty-two" bisher gemacht haben. Allerdings soll das Wetter hier unten sehr viel angenehmer als bei unseren letzten längeren Passagen über de Nordsee und über die Biskaya sein. Wir werden berichten...
Irgendwann ist es so weit. Man braucht einen Supermarkt, eine Waschmaschine, und und und. Also ab in die Marina nach Lagos. Dort warten mittlerweile auch unsere Ersatzteile auf uns (Der neue Autopilot und ein Reserve-GPS, sowie ein AIS-Empfänger).
Aber die Marina ist teuer, sehr teuer wie alle hier in der Algarve. Die Nacht müssen wir 34 Euro bezahlen!
Hier in Lagos treffen wir auch die Leute von der Momo wieder. Die wollen auch als nächstes nach Madeira. Wir werden wohl zusammen fahren, und verabreden einen Funkkontakt über Kurzwelle. Mal schauen wie das funktioniert.
Das Zitat des Tages stammt von Mercedes und lautet:
Ich fühle mich gerade so frivol, hier nur des Vergnügens wegen zu segeln
Wir haben heute kein wirkliches Ziel außer dem, daß wir frisches Wasser brauchen. Sowohl zum Trinken als auch zum Wäschewaschen. Also ´raus aus der Lagune und den Wassermacher einschalten (Trinkwasser). Bis Portimão sind es 5 Meilen, also nur das Vorsegel ausrollen und vor uns hintreiben. Hier in der Bucht findet gerade eine große Regatta statt, der "Audi Medicup". Mit Fernsehübertragung und ausschließlich schwarzen Segeln. Ob die Jungs dort auf den Booten sich mit all Ihrem Adrenalin auch "frivol" fühlen?
Mit genug Trinkwasser vom Watermaker noch schnell in die Marina zum Diesel bunkern und Schiff waschen und nix wie ab zum ankern auf die andere, die ruhigere Seite des Flusses direkt vor der Strand- und Felsenküste.
In der Lagune ankern wir und bleiben eine Weile. Ich war hier schon einmal vor ca. 15 Jahren mit meinem Onkel und meiner Tante auf Ihrer Ilha Bela. Auf der Nordseite der Lagune steht recht einsam ein Haus mit Blick über die Lagune und das Meer. War schon damals mein persönliches Traumhaus.
Die Lagune fällt bei Niedrigwasser bis auf die Fahrrinne und den Ankerplatz trocken. Auf den Sandbänken wird dann gegrillt, sie dienen als Basis für die Skyter und vielerlei anderer Aktivitäten. Außeredem ist sie voll von Leben. Kleine Einsiedlerkrebse, Muscheln, Seesterne, Fische. Alles wimmelt vor Leben.
Der Ort ist zugegeben ein sehr touristischer Ort. Bei meinem ersten Besuch war er noch von den Fischern geprägt. Doch er ist noch immer schön anzuschauen und es gibt Läden, Bars und Restaurants für den täglichen Bedarf.
Wie könnte er aussehen, ein perfekter Tag?
Genauso könnte er aussehen, ein perfekter Tag.
Heute fahren wir nicht weiter. Es ist heiß und wir sind faul, gehen noch nicht einmal an Land. Der richtige Anlass unsere Sonnensegel für das Cockpit zu verbessern. Also wird ausgemessen und genäht.
Ablegen um 6:00 morgens noch bei Dunkelheit - ein langer Tag erwartet uns mit über 60sm. Zum Glück gibts heute kein Nebel. Nach gut 50sm runden wir dann das Kap - die See ist heute recht ruhig, also können wir ganz nah heranfahren und ein paar schöne Bilder machen.
Das erste Stück Algarve lassen wir dann ganz gemütlich nur mit der Fock an uns vorbeiziehen. Die zerklüftete Felsenküste ist schon nett anzusehen jetzt in der Abendsonne. In Baleeira ankern wir dann auf ca 9m Wassertiefe und mit 40m Kette - es ist recht windig geworden und wir wollen ruhig schlafen. Leider ist der Ankerplatz etwas unruhig.
Untypisch startet der Tag mit Südwind. Trotzdem können wir den größten Teil der Fahrt segeln. Genauso untypisch schläft der Wind am Abend wieder ein. Leider ist uns heute unser elektrischer Autopilot kaputt gegangen, und leider kann ich ihn nicht mehr reparieren. Der Ersatz reisst wohl eine neue Lücke in unseren Etat.
In Sines wurde Vasco da Gama, der vielleicht bedeutenste Seefahrer Portugals, geboren. Er entdeckte den Seeweg um Afrika nach Indien und überblickt jetzt den Hafen von Sines.
Hier in Sines wollen wir bleiben, bis das Wetter gut ist um um das Cabe do Sao Vincente (Südwestspitze Portugals) zu fahren. Das wird ein langer Tag mit ca. 70sm. Aber dann sind wir in der Algarve.
Es sind nur knapp 30sm bis Sesimbre. Unterwegs gibt es eine Premiere: Unser Watermaker wird ausprobiert. Und er funktioniert! In einer Stunde produziert er ca 5 Liter Wasser. Ohne Chlor und Kalk. Voraussetzung ist nur sauberes Meerwasser und Strom. Das Wasser schmeckt gut. Kaffee und Tee ohne den Chlorgeschmack, der hier sehr dominant im Leitungswasser ist. Damit sind wir wieder ein Stück unabhängiger von der Versorgung vom Land.
Abends schläft Mercedes im Cockpit. Im Schiff ist es einfach zu warm heute.
Komisch ist, dass wir hier vor Anker von keinem Zoll und keinem anderen Beamten behelligt werden. Wären wir nur ein paar Meter weiter in den Hafen gefahren, hätten wir wieder alle Beamten auf dem Hals gehabt. Nach Sinn und Unsinn dabei fragen wir lieber nicht...
Ein langer Segeltag, haben viele unterschiedliche Segel ausprobieren müssen und getestet, ob und wie das unter der Selbsteueranlage funktioniert. Zum Glück klappt es selbst bei Wind genau von hinten, Schmetterling und 2,5m Schwell.. Am 'Cabo Raso' frischte es dann auf N7 mit Böen 8 auf, zweites Reff und ein bischen Vorsegel war angesagt. Aber unsere 'forty-two' meistert das alles ganz hervorragend.
Der Nebel ist weg, also weiter. Wir haben den 'normalen' portugiesischen Sommerwind. Nur diesmal mit ca. 3m Wellen. Ist aber nicht so schlimm, ist nur Schwell. Aber schaukeln tut es trotzdem. In Peniche sind sie nicht nett zu ihren Gastliegern. Die Plätze sind dem Schwell der Fischerei- und Ausflugsboote voll ausgesetzt. Wir beschliessen hier morgen früh gleich wieder weg zu fahren. Die Ausflugsdampfer fahren alle nach Isla da Berlenga, sieht aus wie Helgoland - komplett mit roter Felsenküste und langer Anna.
Wir verlassen Leixoes (Porto) am Nachmittag um eine Nacht durchzufahren nach Nazare. In Leixoes kann man wirklich festkleben. Leider wird aus dem vorhergesagten Wind nichts - wir müssen die ganze Zeit motoren. Dafür fangen wir wieder ein paar Makrelen. In Nazare wird zum erstenmal der Räucherofen ausprobiert. Und wer sagt es: frisch geräucherte Makrelen sind wirklich lecker!!
Die nächsten Tage ist Seenebel angesagt - kaltes Meereswasser plus warme, feuchte Luft. Mal sehen wann wir hier aus Nazare weiter kommen..
Wieder Sonne, also wieder Seewind. Das heißt Spi auspacken, Windsteueranlage an und die Küste in Richtung Porto hinunterschaukeln. Diesmal habe ich Erfolg mit dem Angeln. Vier (4) Fische hängen nach und nach an der Angel. Keine Ahnung was das für welche sind, aber sie sind unten silbrig und oben schwarz-grün gestreift. Und lecker sind sie.
Wir ankern jedenfalls vor dem Hafen von Leixoes (Porto), ich bekomme einen neuen Haarschnitt (Mercedes' erster - urteilt selbst...) und anschließend gibt es toten gebratenen Fisch mit Kartoffelgratin aus der Dose. Mhm - Lecker!
Den 'Trick' mit dem Ankern vor dem Hafen haben wir von einem Schweizer Paar, die schon seit 12 Jahren auf ihrem Schiff leben. Wenn man abends in einem Hafen anlegt, bezahlt man die Nacht, obwohl man aber nur ein paar Stunden im Hafen verbringt und dort nach einem langen Segeltag eh nix mehr macht - ausser essen und schlafen. Kann man also nahe des Hafens ankern, spart man die Hafengebühren und fährt erst am nächsten Morgen in den Hafen.
An einem schönen Sommertag soll an der Küste hier der Seewind dominieren. Bis zum Mittag kaum Wind, dann setzt der Seewind von Osten her ein, dreht bis abends auf Nord und nimmt auf 6 Windstärken zu. So war's denn auch. Unter Motor sind wir los, um ab Mittags nur unter Spi zu laufen. Später wurde der Wind für den Spi zu stark; wir nehmen ihn weg und kommen bei 25kn Wind im Hafen an. Ein schöner Segeltag, nur habe ich wieder keinen Fisch gefangen. Irgendwie will das nicht klappen.
Beinahe hätte ich die portugisische Gastlandflagge falsch herum gesetzt. Das wäre eine Blamage gewesen.
Einfach nur ein schöner Segeltag, nicht schnell, aber gemütlich. Ein sehr sehr schönes Segelrevier ist das hier. Inseln schützen die Rias vor dem Schwell. Ankern kann man auch noch hinter den Inseln. Strände, Berge, Leuchttürme, alte Befestigungsanlagen, enge Gassen, günstige ´Menu el Dias´, die Spanier (oder besser Galicier) wissen hier zu leben. In Baiona legt man wie im Mittelmeer "römisch katholisch" (also mit dem Heck zum Steg) an. Der Bug wird durch eine Leine fixiert, die man erst vom Steg fischen muss. Ist das erste Mal, dass wir so ein Manöver machen, aber auch kein wirkliches Problem. Später legen wir uns aber an eine Boje, hier ist es ruhiger und auch günstiger.
Ein schöner Segeltag mit Wind von hinten bringt uns in den Ria de Pontovedra. Hier ist es plötzlich sehr touristisch. Strände voll mit (spanischen) Badegästen, Tretboote, Sonnenschirme, alles was dazu gehört. Unsere Idee vor dem Strand zu ankern geben wir auf - zu voll. Also in den Hafen. Aber auch der liegt direkt vor einem Strand und es ist nicht nur Urlaubszeit, sondern auch noch Samstag Abend - alles erinnert an die Vorstellungen, die man sich als schlichter Deutscher von z.B. Lloret del Mar an der spanischen Mittelmeerküste macht. Aber ich denke wir sind einfach zu verwöhnt von den doch sehr beschaulichen Rias weiter im Norden.
Das Wetter ist schön, aber Wind und alte Welle sind schlecht, also fahren wir nur um die Ecke zu einem Ankerplatz bei Muros. Vor Anker ist es nicht nur ruhiger, sondern es kostet auch nichts. Hier trifft doch tatsächlich des Abends auch die 'Dogmatix' ein, wir feiern ein kleines Wiedersehen und es wird ein langer Abend.
Heute stand ein Tagesausflug an. Wer Santiago de Compostela nicht kennt hier nur soviel:
Ein alter Wallfahrts- und Pilgerort mit riesiger Kathedrale, den gerade heutzutage viele Menschen aus allen Herrgottsländern besuchen, meist nach einer teils längeren Pilgerreise.
Die Altstadt ist wirklich sehenswert, aber über den Ort kann man sich an anderer Stelle besser informieren. Wir waren nur entsetzt von so viel Prunk in der Kathedrale. Gold, Silber und Juwelen wo man hinschaut. Gleichzeitig hängen überall Opferstöcke, in denen die armen Gläubigen Geld spenden, das vermutlich verwendet wird um den Prunk und Protz noch zu steigern.
Das Strassenbild wird bestimmt von den Pilgern, die man an den Wanderstiefeln, Rucksäcken und Wanderstöcken erkennt, nur echt mit einer angebundenen Kalebasse für das Wasser und einer Muschel (man erzählt die Muschel dient als Zeichen für Diebe und Wegelagerer. Überfällt man nämlich einen Pilger, ist das eine Todessünde. 'Normale' Wanderer darf man offenbar, ohne große Sorge auf eine Auswirkung auf das Leben nach dem Tode, überfallen).
Wie man das so kennt, kann man auch für den Heiligen seiner Wahl gegen Einwurf von Münzen eine Kerze anstecken. Hier ist bereits in die ehrfürchtige Kathedrale die moderne Technik eingezogen. Man wirft nämlich ein Geldstück in einen Automaten ein, und schon geht eine elektrische Lampe an - mit stromsparender LED Technik.
Wir fragen uns, was das wohl für ein Gefühl ist nach längerer (Pilger)Reise am Ziel seiner Wünsche angekommen zu sein, die neuen Freunde, mit denen man eine Zeitlang die Reise zusammen erlebte, zu verlassen um dann wieder in das Leben zurückzukehren, das man vor dieser Reise führte.
Ich kann schon glauben, dass die Küste hier am Kap Finisterre bei schlechtem Wetter den Namen Costa da Morte (Todesküste) verdient, aber heute scheint die Sonne und von Wind und Wellen ist nicht viel zu sehen. Besser so als anders, anstelle gegen die Todesküste zu kämpfen investiere ich lieber ein paar Liter Diesel. Die nächsten Tage sollen ungemütlich windig und Nass werden. Wir verkriechen uns daher in den sicheren Hafen von Portosin und warten ab. Ein paar Bootsarbeiten stehen an, vielleicht können wir mit dem Bus nach Santiago de Compostela fahren und uns das einmal anschauen.
a Coruña ist eine schöne Stadt. Mit Altstadt, engen Gassen, Stränden, Museen und und und. Man hätte sich auch mehr anschauen können. Aber wir wollen weiter, weil der Wind für die nächsten Tage wieder einmal falsch ist und wir nicht über eine Woche in La Coruña bleiben wollen. Also auf, weiter, weiter. Wir können noch vor dem Sturm am Dienstag ums Kap Finisterre herum sein. Nach 50 Seemeilen in Camariñas werden wir dann auf deutsch begrüßt. "Hallo Mercedes von der forty-two" heißt es. "Kennst Ihr mich noch? Ich habe schon mit Euch gerechnet". Wie kann das sein? Michael von der Mirmel kennen wir aus Hamburg. Wir haben Ihm einmal geholfen von Wedel zum Holzhafen zu kommen. Und jetzt trifft man sich hier unverhofft wieder. 'Wieso weißt Du, das wir hier sind' haben wir gefragt. Im Internet bei Positionsreport hat er nachgeschaut wer sich in seiner Gegend noch so herumtreibt und ist auf uns gestoßen. Da wir die gleiche Route haben, trifft man sich dann zwangsläufig irgendwann.
Wir wollten unbedingt weiter, für morgen ist schon wieder schlechter SW-Wind angesagt. Heute stimmte der Wind, wenn nur die Wellen nicht wären - weiter draußen in der Biscaya tobt nämlich ein Sturm, von dem kriegen wir zwar nicht den Wind, aber dennoch die Wellen mit, die genau in den Ria de Cedeira hineinlaufen. Aber was soll es. Eine knappe Stunde dauert das Motoren gegen die Wellen, dann sind wir aus dem Ria heraus und können segeln. Immer noch mit viel Welle, aber die Segel stabilisieren das Boot und es ist bei weitem nicht mehr so unangenehm. Die ganze Zeit muss die arme Mercedes steuern, das macht sie viel besser und mit viel mehr Ausdauer als ich. Ich kümmere mich derweil um die Navigation, hier gibt es einfach zu viele Untiefen, Klippen und Steine, als das man einfach drauflos fahren könnte.
Das letzte Stück nach la Coruña können wir dann gemütlich vor dem Wind und unter Selbsteuerung fahren, Mercedes kann sich hinlegen und schlafen.
Hier in La Coruna sind wir dann nach langem wieder in einer Marina mit allem was dazugehört. Stege, Wasser, Strom, eine Waschmaschine, Internet und und und. La Coruña selber soll eine sehr schöne Stadt sein. Aber die schauen wir uns morgen an.
Es ist vollbracht - wir sind herum um das Kap. Cedeira ist eine sichere Ankerstelle in einer Bucht vor einem Fischereihafen. Zumindest soll das so sein, aber bei einem Boot hat der Anker nicht gehalten, das Boot driftet bei 7 Windstärken durch den Hafen. Die Eigner sind nicht an Bord - Einkaufen im Ort. Mit Hilfe von Fischern und den anderen Ankerliegern gelingt es aber das Boot zu sichern und an eine Boje zu legen. Alles ist gut. Unser Anker hält super.
Abends veranstalten wir mit zwei Nachbarbooten ein großes Abendessen bei uns an Bord. Jeder bringt etwas zu Essen mit, es wird viel erzählt und Seemannsgarn gesponnen. Anschließend ein gemeinsamer Abwasch und jeder rudert mit seinem Beiboot wieder zurück zu seinem Schiff. Schön, das unser Boot groß genug ist um gemütlich mit 6 Leuten zu speisen. Das macht viel Spass. Das nächste mal versuchen wir es mit 8 Leuten!
Heute geht´s nicht weiter, stattdessen machen wir eine Wanderung zum nur knapp 4km entfernen Kap. Außerdem wird unser Unterwasserschiff gereinigt. Tristan leiht mir einen Neoprenanzug, da das Wasser doch recht kalt ist (nur 16°C) und hilft mir beim Schrubben. Es dauert eine ganze Weile bis der Bewuchs entfernt ist, aber es wird sich lohnen.
Das Cabo Ortegal - im Vergleich zu den 'großen' Kaps ein kleines, aber es wehrt sich. Wir kommen einfach nicht drum herum. Wieder ist Südwestwind 6 angesagt. Aber anstelle zurück nach Vivero fahren zu müssen wie zunächst befürchtet, hat Mercedes den kleinen Hafen Cariño im Hafenhandbuch entdeckt. Der liegt direkt südlich vom Kap, nur ein Fischereihafen, nix für Yachten. Aber wir sind dennoch untergekommen, liegen an einer Mooringboje, wahrscheinlich von einem Fischer. Hoffentlich kommt der nicht mitten in der Nacht wieder und wir müssen hier weg. Im Moment weht es nämlich ganz erbärmlich und wir sind froh hier an der sicheren Boje zu liegen. Und morgen soll wieder zu viel Wind sein. So können wir hoffentlich ein paar dringende Bootsarbeiten machen und uns das Kap Ortegal einmal von der Landseite aus ansehen.
Etwas Aufregendes ist passiert! Ich habe meinen ersten Fisch gefangen. Eigentlich wollte ich hier ein riesiges Foto zeigen, aber das wäre dann doch peinlich. Der Fisch war vielleicht 30 cm lang und so dünn, dass er als Mahlzeit nur zusammen mit einem Dutzend seiner Brüder getaugt hätte - aber ich habe ja nur den einen gefangen. Dennoch, mein erster Fisch -> Freu!. Gefangen, gebraten und gegessen. Man muss sich ja auch noch steigern können...
Für heute taugt das Wetter nicht um ums Kap Ortegal zu fahren, aber in dem teuren Hafen von Vivero ohne vernünftige Einrichtungen wollen wir auch nicht bleiben. So verabreden wir uns mit Tristan und Nadine in einer Ankerbucht, wo ein schöner Sandstrand und Schutz gegen Westwind sein soll. Genauso ist es auch - nur die 8 Meilen dahin sind anstrengend. Irgendwie kommen wir trotz motorens nicht wirklich von der Stelle. Es fehlt fast ein ganzer Knoten.Wir sind einfach zu langsam. Vor Anker stellt sich dann heraus, dass wir schon ganz schön Bewuchs am Schiff haben. Der muss bei nächster Gelegenheit herunter. Die Wassertemperaturen sind ja zum schwimmen ok (19°C). Aber heute ist es schon zu spät. Mañana mañana.
Aber mañana regnet es - ein Gammeltag vor Anker ist angesagt.Unser erster spanischer Hafen heißt 'Ria de Ribadeo'. Der Nordwesten von Galizien ist geprägt von diesen Rias, tiefen Buchten eingefasst von hohen, baumbewachsenen Bergen. So haben wir uns Spanien nicht vorgestellt. In den Rias sieht es eher nach Alpen und Bergseen aus. Nur das Salzwasser und die Fischerboote wollen einfach nicht dazu passen. Die Spezialitäten aus Tintenfisch oder kleinen grünen Pfefferschoten auch nicht. Jedenfalls eine positive Überraschung. Ein Augen- und Magenschmaus. Die Szenerie ist einfach grandios. Sie erinnert uns an die 'Lochs' von Schottland.
In Vivero ist einkaufen und Bootputzen angesagt. Ich (Carsten) muß pumpen während Mercedes das Bootsinnere mit Wasserschlauch und Bürste von Salz, Dreck und Sand befreit. Wir haben nämlich leider ein kleines Problem mit unserem Ankerkasten. Ein kleiner Teil jeder Welle, die über den Bug läuft (und das sind in der Biscaya viele gewesen) findet seinen Weg in den Ankerkasten. Und der hat leider keine Öffnung nach außen, sondern nach innen in die Bilge. Daher ist im Schiff immer etwas Salzwasser. Irgendwie wollen wir eine Dichtung für die Ankerwinch bauen, damit kein Wasser mehr hineinkommt. Wir sind uns aber noch nicht sicher, wie wir das anstellen sollen. Jedenfalls bin ich so schwere Arbeit nicht gewöhnt und bekomme prompt eine dicke Blase mitten auf der Handfläche, die natürlich sofort aufplatzt. Kein Pflaster hält da, also muss ich gar mit einem Verband herumlaufen. Rudern geht noch, aber an Schoten und Leinen ziehen ist echt eine Qual.
Knapp 300 Meilen sind es quer über die Biscaya - also etwa 3 Tage und Nächte. Etwa so weit wie quer über die Nordsee. Aber die Biscaya halt - da haben wir ja schon viele böse Geschichten gehört. Laut Wettervorhersage soll der Wind von anfänglichen West 6 langsam abnehmen. Und so war es dann auch. Aber die sechs Windstärken in der Biscaya am ersten Tag waren echt beeindruckend. Hauptsächlich die Wellen, die schon ein paar Tage Zeit und einen ganzen Ozean Platz hatten immer größer zu werden. Unseren ursprünglichen Kurs von SSW konnten wir so nicht halten. Nachts ging der Wind etwas zurück und drehte nach WNW, bei der Morgendämmerung hatten wir schon wieder Vollzeug und Kurs Ribadeo. Jetzt wurde die Fahrt angenehm. Am letzten Tag mussten wir gar motoren, um noch vor Anbruch der Nacht in Spanien anzukommen.
Was gab es noch? Delfine - jede Menge davon. Sonnenauf- und untergänge. Auf dem Meer finde ich die einmalig schön. Kochen bei Seegang (da muß man sich anbinden, mit einer Hand zu kochen geht nicht), Wachwechsel alle drei Stunden. Nur kaum Schiffe.
In der Biscaya liegt die Grenze des europäischen Festlandsockels. Fährt man über die Biscaya fällt der Meeresboden von 100m recht plötzlich auf über 3000m ab. Kurz vor der spanischen Küste geht es andersherum. Gerade an diesen Stellen sollen bei schlechtem Wetter ganz üble Wellen sein. Wir waren gespannt. Doch es war nichts zu bemerken von dieser 'Kante' auf dem Wasser. Bis auf die Fischer. Die fahren genau hier herum. Anscheinend gibt es dort besonders viele Fische.