Im Moment haben wir 7m Tidenhub in Darwin. Die Sandbank hinter unserer Ankerstelle schaut dann besonders weit aus dem Wasser und wir fahren einfach mal hin.
Da kommt doch das Ausflugs-Amphibienfahrzeug Ride the Duck vorbei und fährt auf die Sandbank. Interessante Sache so ein Amphibienfahrzeug. Ob wir an unsere forty-two auch Räden anbauen können?
An unserem Ankerplatz in Darwin liegen wir jetzt schon eine ganze Weile. Abends kommen die Touristen mit Sunset Tours auf Ausflugsbooten zu uns herausgefahren, um sich den Sonnenuntergang anzusehen. Wir haben den Anblick jeden Abend - und jeden Abend sieht er anders aus. Am Wochenende machen viele Einheimische Bootstouren. Bei Niedrigwasser fällt die Sandbank hinter unserem Ankerplatz trocken und es wird gegrillt und gechillt. Leute ohne eigenes Boot verbringen das Wochenende am Strand auf der anderen Seite gegenüber.
Wir bereiten uns derweil auf die Weiterfahrt nach Indonesien vor. Ein paar Bootsarbeiten, Impfungen für Typhus und Tetanus auffrischen. Die Visa für Indonesien haben wir schon. Und wir sind gleich vierfache Millionäre!! Wir haben ein paar Australiendollar in Indonesische Rupien umgetauscht und fühlen uns jetzt reich! 1EUR = 10.000Rupien.
Aus lauter Vorfreude, bald wieder klares Wasser zum schwimmen und schnorcheln zu haben, hat sich Mercedes ihre Haare schneiden lassen. Neben ihr sehe ich jetzt aus wie ein Hippie!.
Die letzten Meilen nach Darwin haben wir kaum Wind - da wir bis Hochwasser ankommen wollen, muss deshalb der Motor ran. Am frühen Vormittag gehen wir in der Fannie Bay vor Anker. Hier liegen schon sehr viele Boote, die auch nach Indonesien fahren wollen. Darwin ist die Hauptstadt der Northern Territories, hat ein paar Hochhäuser, aber eine Großstadt ist es noch nicht.
Leider ist es hier in der Funny Bay sehr weit zum Ufer und daher recht schaukelig. Wir probieren den Ankerplatz vor Cullen Bay ein Stück tiefer in der Bucht aus. Hier gefällt es uns besser, auch wenn wir um die Schaukelei nicht herumkommen.
Heute ist Aufbruchsstimmung. Alle 9 Boot, die in der Alcaro Bay ankern, segeln innerhalb einer halben Stunde los. Es wird kein schöner Tag! Zunächst deutlich mehr Wind als angesagt - mit 25-30 Knoten, konfuser See bei starkem Querstrom, geht es hinein in den Van Dienem Gulf. Den empfohlenen Kurs können wir nicht anlegen - also hinein in das Gebiet mit den Flachstellen, Wasserturbulenzen und Eddies. Zu allem Überfluss klemmt auf einmal das Reff 2 vom Großsegel und wir müssen mit Reff 3 fahren. Das ist kein entspanntes Segeln mit dem Wind. Genaue Navigation auf tanzendem Schiff und ständiger Kontrolle des Wind-Autopiloten ist angesagt. Alle paar Minuten eine Salzwasserdusche. Auf der Sprayhout sammelt sich Seegras! Dann auf halben Weg nimmt der Wind stark ab - genau als die Tide kippt - Gegenstrom - motoren. Dennoch schaffen wir es als letztes (und kleinstes) Boot, noch vor Sonnenuntergang den Anker hinter Cape Hotham zu werfen. Tagesziel erreicht - sonst gibts nix zu berichten. Oder doch! Ein weiterer wunderschöner Sonnenuntergang mit Ankerschluck und ein hervorragendes Abendessen mit selbstgebackenem Roggenbrot und allem, was die Vorräte noch hergeben.
Eigentlich wollten wir ein paar Tage die verschiedenen Ankerstellen in Port Essingten unsicher machen - doch irgendwie überkommt es uns und wir fahren zusammen mit der Nicone weiter nach Cape Don. Diesmal müssen wir schon 2 Stunden vor Sonnenaufgang aufbrechen. Die Fahrt klappt problemlos. Unterwegs fangen wir einen kleinen Hai - der erste Hai an unserer Schlepp-Angel. Er ist so klein, daß wir ihn vom Haken lösen und zurück ins Wasser befördern können. Dennoch ziehe ich dicke Handschuhe an - auch mit den Zähnen eines Baby-Hais ist nicht zu spaßen.
Hier in der Bucht warten wir auf das richtige Wetter für die Fahrt nach Darwin. Erst einmal zieht wieder ein starkes Hochdruckgebiet über Südaustralien, das immer tagelangen Starkwind bringt. Allerdings auch schönen Sonnenschein. Die Bucht hat einen schönen Strand und kaum Schwell - es gibt definitiv schlimmere Plätze um ein paar Tage abzuwarten.
Die Fahrt nach Darwin ist etwas kompliziert, weil die Tiden bis dort stark zunehmen und es mehrere Engstellen mit so starken Strömungen gibt, daß man mit einem Segelboot nicht gegenan fahren kann. Das Timing muß deshalb an drei Stellen unbedingt stimmen. Das ganze natürlich bei gutem Wetter und am besten bei Tageslicht. Das Bild hier rechts zeigt z.b. die Strömungen im Van Diemen Gulf. Wir planen zwei Tagesetappen mit einem Zwischenstop bei Cape Hotham. Dort werden wir aber wohl erst bei Dunkelheit ankommen und ankern müssen.
Die paar Meilen nach Essingten sind unter Spi schnell geschafft. Unterwegs eine Überraschung. Per Funk ruft uns die Nicone, gute Freunde von uns, die wir seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen haben. Wir verabreden ein Treffen in Essingten. Es wird ein schönes Wiedersehen.
Die anderen Boote wollen bis ganz nach Port Essingten fahren - für uns ist das zu weit. Daher ankern wir hinter Danger Point und dürfen - ganz alleine in der Bucht - noch einen weiteren Bilderbuch-Sonnenuntergang erleben.
Nach ein paar faulen Tagen geht es los um Meilen zu fressen. Über Nacht sind es bis zum nächsten Halt gut 120sm. Zunächst gilt es sich durch die teils nicht kartografierten Flachstellen der Krokodilinseln zu schlängeln. Bei Anbruch der Nacht sind wir frei von den Untiefen. Leider kommt hier Nachts meist starker Wind auf. Die 20 Knoten werfen bei den flachen Gewässern (10-20m) und dem Tidenstrom eine kurze, kabbelige See auf, die uns ziemlich durchschaukelt. Ohne Wolken und mit Vollmond ist es sagenhaft hell, doch leider unerträglich kalt und wir frieren trotz langer Klamotten und Fleecedecke bei unserer Wache erbärmlich. Doch schon eine Stunde nach der Morgendämmerung zeigt die Sonne, was sie kann. Am Vormittag können wir dann, nun wieder schwitzend, den Anker in der ruhigen, sandigen Bucht werfen und die verlorenen Stunden Schlaf nachholen.
Wir bleiben einen Tag in der schönen Bucht. Am Strand kann man viele Kilometer entlang streunern. Muscheln zum Sammeln gibt es satt. Leider auch angetriebenes Plastik in allen Formen und Farben. Gleich hinter dem Strand findet man Bäume und Gras. Eine schöne Landschaft. Aber Achtung! Wir sichten Krokodilspuren! Das dazugehörige Tier war kein Kleines, lässt sich aber nicht blicken. Sorglos am Strand spazieren geht also doch nicht!
Livebericht von Unterwegs - auf dem Wege nach Howard Island segeln wir gerade an einer kleinen Ortschaft vorbei, die einen Mobilfunkmast hat (siehe Bild). So können wir unsere Webseite updaten. Noch eine Stunde und wir haben sicher keinen Empfang mehr. Also schnell die Daten hochladen! Schöne neue Online-Welt!!
Inzwischen sind wir in Howard Island angekommen. Ereignislose 35sm in Lee der Wessels fast bis zum Festland Australiens. Hier gibt es normalerweise deutlich weniger Wind als weiter draußen. Gut so, sollen es doch morgen 30kn werden.
Auf dem weiteren Wege nach Darwin liegt die Inselkette der Wessels im Wege. Es gibt nur wenige Wege auf die Westseite, und die sind aufgrund der starken Gezeitenströme schwierig. Aber außen herum ist ein großer Umweg, und so beschließen wir durch das berüchtigte Hole in the Wall, oder auch Gugari Rip zu fahren. Das ist weniger als 100m breit und es soll Strömungen von 12kn geben.
Ein Aufbruch bei Morgendämmerung ist wieder nötig, um rechtzeitig zum Hole zu kommen. Theoretisch soll um 13:22Uhr Hochwasser sein. Das ist gleichzeitig der Zeitpunkt, wo sich die Strömungsrichtung im Hole umkehrt und das Wasser für einen kurzen Augenblick zu einem Stilllstand kommt.
Der Wind lässt uns zunächst im Stich - wir müssen den Motor starten. Zunächst müssen wir bei auflaufend Wasser am Kap Wilberforce vorbei. Der Strom schiebt uns in die richtige Richtung und wir segeln teils mit 8kn über Grund.
Dennoch schaffen wir es nicht rechtzeitig am Eingang des Lochs zu sein. Aber die Realität hat eigene Gesetze. Trotz einer ganzen Stunde Verspätung kommen wir genau richtig an und erleben eine ruhige Durchfahrt bei optimalen Bedingungen. Glück gehabt! So ganz einfach lässt sich die Natur also doch nicht vorausberechnen. Hier ein paar Bilder von der Durchfahrt:
Eine geeignete Ankerstelle befindet sich knapp 6sm südwestlich. Wir ankern vor einem wunderschönen Sandstrand. Vieleicht die schönste Ankerstelle bisher für uns in ganz Australien. Deshalb bleiben wir auch einen Tag. Mit dem Dinghi rudern wir an Land und sehen plötzlich Tiere an Land herumhuschen. Bei genauerem Hinsehen erkennen wir Wallabies, die kleinen Kängurus. Zum Fotografieren sind sie leider zu schnell für uns. So haben wir nur die Spuren der Wallabies festgehalten. Auch jede Menge anderer Fotos gibt es von der Bucht. Ein paar findet ihr hier:
Wir segeln entlang der roten und grünen Küste von Arnhemland. Die Farben erinnern an Helgoland. In Arnhemland haben die Aborigines das Sagen. Es ist ein riesiges Gebiet (so groß etwa wie Portugal), daß zwar Teil von Australien ist, aber den Aborigines gehört. Ohne ihre Genehmigung darf man hier nicht hin. Unsere letzte Nacht in Cape Arnhem war schon am Rande der Legalität, aber wir waren ja nicht an Land. Die nötigen Genehmigungen wollen wir uns in Gove besorgen. Das ist ein Mienenort, aber auch der Verwaltungsort der Gegend und verfügt über einen guten, natürlichen Hafen. Dabei ist Hafen hier als besserer Ankerplatz gemeint.
Von Gove sieht man als Erstes einen rauchenden Schornstein. Später taucht die dazugehörige Fabrik und der Verladesteg auf. Die Bantry wurde gerade voll beladen und will ablegen. Die Leinen sind schon los, nur die Schlepper halten sie noch am Pier. Brav wartet sie, bis wir vorbeigesegelt sind. Während der kurzen Wartezeit wird vermutlich mehr Sprit verbaucht, als die forty-two während eines Jahres benötigt...
In der Ankerbucht vor dem Yachtclub liegen ca. drei Dutzend Boote. Die meisten an Moorings, also die Boote der Arbeiter hier. Wir sehen derzeit nur ein anderes Boot auf Durchreise, die deutsche Mohea, die wir schon in Seisia getroffen haben. Einen Steg oder gar einen Kran gibt es nicht. Unterwasserarbeiten können nur am Strand durchgeführt werden. Besser also, wer ein Boot hat, das dafür geeignet ist. Im Yachtclub gibt es ein kühles Bier und jede Menge Auskünfte. Der Barkeeper erklärt sich bereit uns am nächsten Tag in den Ort zu fahren - immerhin 11km. Ansonsten müssten wir mit dem Bus hin - Wochentags gibt es einen Bus in die Stadt hinein und einen hinaus.
Im Ort gibt es zwei mittelgroße Supermärkte. Brot nur tiefgefroren, frisches Gemüse hat schlechte Qualität bei horrendem Preis. Aber wir können unsere Vorräte etwas aufstocken. Hier sehen wir auch unsere ersten richtigen Aborigines. Viele stehen in Gruppen vor den Geschäften herum und machen irgendwie nichts. Sie reden in ihrer uns unverständlichen Sprache. Für uns sind sie schwer einzuschätzen. Sie wirken weder freundlich noch bedrohlich. Wir sind gespannt sie außerhalb von Orten in ihrem Arnhemland zu erleben. Der größte Teil unserer Reise bis Darwin geht durch ihr Land. Im Büro des "Northern Land Council" wollen wir die Erlaubnis für das Betreten von Arnhemland abholen, die wir schon vor Wochen beantragt haben. Doch das Papier liegt nicht vor. Nach einiger Diskussion kommen die Offiziellen zu dem Ergebnis, daß wir doch gar keine Erlaubnis brauchen, da wir weder auf dem Land reisen noch übernachten. Auch gut. Hoffentlich wissen das auch die Leute, die wir später in Arnhemland treffen werden.
Durch den vielen Wind und die großen Entfernungen haben unsere Vorsegel ziemlich gelitten. Etliche Nähte des UV-Schutzes sind aufgegangen und der Stoff ist teils ausgefranst. Es ist erschreckend wie stark die Sonne den Nähten zusetzt. Wir starten deshalb eine zweitägige Nähaktion, damit die Segel noch möglichst lange halten.
Marguerite und Pete von der 2XS haben ein Auto gemietet und laden uns zu einer Spritztour um Gove ein. Zuerst fahren wir zu dem Trödelmarkt bei dem Golfclub. Hier haben sie es super organisiert. Während die Männer Golf spielen shoppen die Frauen auf dem Trödelmarkt. Für die Kids gibt es eine Wasserrutsche, die einfach aus einer Plastikplane an einem Hang besteht. Ein bisschen Wasser und Seife drauf und fertig ist die Kinderwaschanlage.
Außerhalb des Ortes findet man überall bizarre Termitenhügel. Auf dem Rückweg nutzen wir die Gunst der Stunde für letzte Einkäufe. Dabei fällt uns dieser bekleidete Baum auf. Warum er allerdings Kleidung trägt, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. "Irgendso ein Aborigines Ding" ist alles, was wir zu hören bekommen.
Wir starten Montag früh bei einem Wetterbericht mit zunächst 15-25 Knoten Wind, die Tage darauf sollen es 15-20 Knoten werden. Es kommt natürlich anders - Flaute. Zu Beginn läuft der Motor und wir stellen uns auf mindestens drei Nächte für die gut 300sm über den Golf ein. Doch später kommt ausreichend Wind bei wenig Welle und wir können die gesamte weitere Zeit segeln. Selbst Regen und Squalls lassen uns in Ruhe. Dennoch ist es nicht leicht uns nach langem wieder an das Tag- und Nachtsegeln zu gewöhnen. So nahe der Küste trauen wir uns nicht ohne Wache zu gehen des Nachts zu segeln. Allerdings sehen wir auf der gesamten Strecke kein anderes Schiff. Nur einmal kommt ein Flugzeug der australischen Küstenwache vorbeigeflogen. Per Funk überprüfen sie, ob bei uns alles in Ordnung ist. Am Abend kommt ein Tölpel vorbei und will sich ausruhen. Gerne geben wir ihm für eine Nacht Asyl. Doch am Morgen jagen wir ihn von Bord - der Gestank und der Dreck, den so ein einziger Tölpel verbreiten kann, ist unvorstellbar.
Kurz vor der Abenddämmerung des dritten Tages fällt der Anker hinter Cape Arnhem. Bis nach Gove hätten wir es heute nicht mehr geschafft. Und so freuen wir uns auf eine Nacht ohne Nachtwache. Für Gove ist morgen noch Zeit.Zwei Flüsse münden bei Port Musgrave in den Golf. Das Mündungsgebiet hat eine ausreichend tiefe Zufahrt und verspricht Schutz vor Schwell und Wind. Auf dem Wege fangen wir eine spanische Makrele. Nach einigem Kampf ist der 10kg schwere Fisch endlich an Bord. Wie sollen wir so viel Fisch essen? Aber das ist ja nicht das erste Mal, daß wir viel Fisch haben. Nachdem jede Menge eingekocht und in Essig eingelegt ist, teilen wir den Rest mit dem anderen Boot im Fluß, einem Katamaran namens 2XS. Die Fischreste hängen wir über Bord - und tatsächlich kommt en kleiner Hai um sie zu vertilgen. Eigentlich hatten wir auf ein Krokodil gehofft. Die Crew der 2XS lädt uns zum Abendessen ein - es gibt natürlich gebackene spanische Makrele. Ein schöner Abend.
Im Fluß ist die Atmosphäre ganz anders als "Draußen". Mangroven, jede Menge Vögel, Krokodile und komische Geräusche aus dem Urwald.
Wieder 30 Meilen hoch am Wind nach Süden, aber wir können nahe der Küste segeln. Da sind die Wellen nicht so hoch. Nur der starke und böige Wind und die Regenschauer schlauchen. Die elektrische und mechanisch Selbsteueranlage schaffen das leider nicht. Handarbeit ist angesagt. SuperSailor Mercedes steuert fast die ganze Strecke!
Aufstehen im Dunkeln - Aufbruch bei Sonnenaufgang. Es sind zwar nur 10 Meilen bis Seisia, aber der Strom ist mit uns nur bis 9 Uhr, danach würden wir gegenan bolzen müssen. Mit 2 Knoten Strom Unterstützung sind wir sehr schnell angekommen. Anker werfen und dann erst einmal frühstücken.
Kaum haben wir gefrühstückt, kommt ein Schiff vom australischen Hydrografischen Institut vorbei. Sie wollen die Gegend neu vermessen. Aber wir sollen ruhig hier liegen bleiben und uns nicht wundern, wenn sie heute öfter an uns vorbeifahren und auch ein bißchen Schwell verursachen. Sie meinen was sie sagen - keine 10m hinter unserem Heck fahren sie später entlang.
Während wir in Seisia ankern, werden Fertigkäuser per Schiff angeliefert. Kräne gibt es nicht. Die Fertighausteile werden am Strand mit Gabelstapler und Sattelschlepper von der Schute abgeladen. Manche Fertighäuser bestehen aus 5 Einzelteilen.
Nördlich vom Escape River diktiert der hohe Tidenstrom das Segeln. Er ist nicht nur sehr stark, sondern auch nicht einfach berechenbar. Manchmal fällt ein Hoch- oder Niedrigwasser aus, an einigen Stellen kann der Strom bis zu 8 knoten betragen. Heute haben wir um 14 Uhr Niedrigwasser. Das bedeutet, daß wir von 14 Uhr bis Sonnenuntergang 18 Uhr recht schnell segeln können. Dann sollten wir einen akzeptablen Ankerplatz gefunden haben. In den nächsten Tagen wird die fahrbare Zeit noch kürzer.
Trotz erneutem Starkwind segeln wir deshalb los. Ohne vorherige Absprache gehen innerhalb von 10 Minuten 4 von 6 Booten im Escape River Anker auf. Offenbar rechnen wir alle gleich.
Wir segeln durch die Albany Passage, dann um Cape York (der Nordspitze Australiens) herum bis zu einer Ankerstelle hinter Posession Island. Die anderen Boote wollen offenbar gleich hinter Cape York ankern und segeln durch die schmale Passage zwischen dem Festland und der York Insel hindurch. Dabei läuft eines der Boote offenbar mitten in der Durchfahrt auf Grund. Viel können wir nicht erkennen, nur das das Boot schräg liegt und die anderen ihm per Beiboot zu Hilfe kommen. Umkehren ist für uns bei den starken Strömungen nicht mehr möglich. Solch ein Unfall wünscht sich niemand, insbesondere nicht in einer so weit abgelegenen Stelle wie dieser hier. Per Funk hören wir auch nichts. Wahrscheinlich werden wir in den nächsten Tagen erfahren, ob und wie und was zu Schaden gekommen ist.
In Posession Island angekommen, schauen wir in den Mast und können unsere Antenne nicht mehr sehen. Die scheint einfach weg geflogen zu sein. Kein Wunder, daß wir per Funk keinen Kontakt bekommen. Zum Glück haben wir eine kleine Notantenne. Die muß bis Darwin reichen, wo wir hoffentlich Ersatz bekommen.
Der Name Posession Island stammt natürlich auch von Kapitän James Cook. Hier hat er offiziell die gesamte Ostküste Australiens von 38 Grad Süd bis zu dieser Insel in Besitz genommen. Was immer das bedeutet. Jedenfalls haben wir einen Gedenkstein am Nordufer von Posession Island gesehen (durchs Fernglas).
Um 04:30 Uhr geht der Wecker. Falls das Wetter gut ist ODER die Nacht zu unruhig, starten wir die lange Etappe zum Escape River. Wir finden beständigen Wind und Mondschein. Also geht um 5:00 Uhr der Anker hoch. Die ersten Stunden werden dann aber doch sehr ungemütlich. Squalls mit Regen und starken Böen ziehen durch. Wir wünschen uns an den ruhigen Angerplatz zurück. Doch dann beruhigt sich das Wetter, wir segeln trotz Reff 2 unsere 6,5 Knoten, unsere Windsteueranlage kommt klar und wir können endlich frühstücken. Es wird ein langer Tag mit vielen Segelmanövern, Steuern von Hand wegen Squalls, Riffen und Schiffen die unseren Weg kreuzen. Unterwegs überholt uns der Katamaran 2XS, der in der gleichen Bucht wie wir geankert hat. Weil sie weitaus schneller sind gingen sie erst nach Tagesanbruch und mit Frühstück Anker auf. Der befürchtete Gegenstrom stellt sich aus unerfindlichen Gründen nicht ein und so erreichen wir schon um 16 Uhr in den Escape River. Der Fluß ist voll von Perlenzuchtstationen. Schlecht zu sehen mit ihren schwarzen Bojen, gerade gegen die Sonne. Doch die Leute von der Perlfarm kennen das Problem und lotsen uns per Funk um die schwierigen Stellen herum bis hin zu einer geeigneten Ankerstelle. Dankeschön! Die lange Etappe ist geschafft. Hatte sie mir doch schon seit Wochen Kopf- und Bauchschmerzen verursacht. Die nächste Etappe geht dann schon zum oder sogar ums Kap York (Torres Strasse) herum. Aber nicht gleich morgen. Erst einmal ausruhen. Wir haben in den letzten Tagen zu viele, zu lange und zu anstrengende Etappen gesegelt und haben Nachts wegen zu unruhigen Ankerplätzen zu schlecht geschlafen.
Mit dem ersten Sonnenlicht taucht auch eine kleine Sandbank unweit von uns auf. Darauf liegt ein Baumstamm? Nein, durchs Fernglas sehen wir unser erstes Krokodil in freier Laufbahn. Klar würden wir das gerne fotografieren, aber es ist einfach zu weit weg um es noch auf dem Bild zu erkennen. Aber nun wissen wir es, hier gibt es tatsächlich Kroks. Hmh, wie fängt man die eigentlich und nimmt sie aus??? Aus Erfahrung wissen wir ja das Krokofleisch wie Hühnchen schmeckt, nur ist das Fleisch fester und nicht so faserig.
Früh morgens kommt Rusty von der Perlfarm längstseits und lädt uns zum Morgentee ein. Die Einladung nehmen wir gerne an. Zur Zeit ist nur er und seine Frau auf der Perlfarm. Alle zwei Wochen fahren sie Einkaufen. Dazu geht es erst einmal für eine Stunde mit dem Boot den Fluß hinauf. Dort mit dem Auto eines Freundes ein Stück über Land, mit einer privat gecharterten Minifähre wieder über einen Fluß und schließlich die letzten Kilometer über irgendeine Piste nach Bamaga. Bamaga ist das nördlichste Dorf auf dem australischen Festland. Nach Jahren als Perlenhändler hatte Rusty keine Lust mehr auf das Jetset Leben und züchtet seitdem seine eigenen Perlen. Er vertreibt sie auch per Internet und direkt an Leute, die mal eben "vorbei kommen".
Rusty sagt: "Wer sich ein Flugzeug chartert und zu mir nach Turtlehead Island fliegt, kann sich ein paar Tage in einem Bungalow entspannen. Er sucht sich dann ein paar Perlen für eine Kette aus, die ich dann herstelle. Insgesamt bezahlt er alles in allem weniger als die Hälfte des Preises für die Kette als bei einem Juwelier in Sydney."
Also los ihr Perlennarren - rein ins Flugzeug und ab nach Turtlehead Island. Ihr wart sicher noch nie an einem abgelegenereren Ort.
Auf dem Wege in die Shelbourn Bay liegt dieser Segler hoch und trocken. Wahrscheinlich ungewollt gestrandet. Das ist nicht das erste Boot, das wir hier so sehen. Der Anblick tut nicht gut, mahnt uns zur Vorsicht.
Wir haben uns durchgerungen, weiter zu fahren. Zwei lange Etappen liegen vor uns, bis wir wieder zu einem geschützten Platz kommen.
Da auch die Großschiffahrt zwischen Festland und dem Außenriff fährt, gibt es viele Seezeichen. Einige haben sogar einen Hubschrauberlandeplatz. Ob der nur zu Wartungszwecken da ist, also zum Glühbirne austauschen?
Portland Roads ist außer bei extremen Niedrigwasser sehr rollig. Das war uns aus den Beschreibungen schon klar, aber das es so arg ist, dachten wir doch nicht. Leider gibt es keine Alternativen bei Starkwind und so können wir froh sein für die Nacht Schutz gefunden zu haben.
Ein guter Wind bringt uns einen schneller Törn nach Cooktown. Naja, eigentlich sollte man Cook-Straßendorf sagen. Und am Samstag Nachmittag nicht einmal das - hier ist dann total tote Hose.
Nur Cook steht wie jeden Tag auf seinem Podest und schaut auf den Endeavour River. Immerhin können wir noch Diesel auffüllen. Wasser gibt es an einem Hahn an der öffentlichen Toilette.
Das Ankern ist allerdings ein echtes Problem. Es ist einfach zu eng und zu flach. Die guten Stellen sind voll Moorings und die beste Ankerstelle liegt unerreichbar hinter einer Sandbarre. Da würden wir erst mit dem Nachthochwasser hinkommen. Im Dunkeln? In flachen unbekannten Flußmündungen? Nicht mit uns! Schließlich finden wir ein Plätzchen das wohl gehen mag. Am Pier steht ein Warnschild wegen Krokodile. Offenbar kommen wir jetzt vollends in deren Gebiete. Man warnt in allen wichtigen Sprachen: Englisch - Deutsch - Chinesisch.
Heute treffen sich die Bewohner von Cooktown um den Strand auf der anderen Seite des Flusses von angetriebenen Müll zu befreien. Den ganzen Tag fahren die Boote mit Leuten und Müllsäcken hin und her. Natürlich wird der Müll gewogen um den Erfolg zu bewerten. Offenbar haben die Leute bei dieser Gemeinschaftsarbeit auch noch viel Spass miteinander. Auf dem Bild rechts sehr ihr zwei verschiedene Palmenarten. Die normalen hohen Kokospalmen und kleiner, wo die Blätter in alle Richtungen abstehen. Wir nennen sie kurz Puschelpalmen
Letzte Einkäufe sind gemacht, Diesel und Wasser noch einmal voll. Es soll nur zu den Low Isles gehen, knapp 10sm vor Port Douglas. Hier fahren auch die ganzen Tagesausflugsboote hin. Heute sind sie so mit 7 Booten da. Macht aber nix - wir liegen etwas abseits und um 16:00Uhr sind sie alle wieder weg, und wir liegen in einer ruhigen und wunderschöne Ankerstelle. Sie liegt auch inmitten der Regatta, quasi auf den besten Plätzen - die führt nämlich um die Low Isles herum. Ein paar Boote schaffen die Tide bei den schwachen Winden nicht - sie werden wohl erst in der Nacht ins Ziel kommen oder aufgeben müssen.
Hier findetman auch wieder Riff-Fische und recht klares Wasser. Schon eine Stunde nach unserer Ankunft haben sich zwei Schiffshalter unser Boot als neue Heimat ausgesucht. Dank des Naturschutzgebietes sind die Fische recht zutraulich und lassen sich sogar von Hand füttern. Das hatten wir so auch noch nicht. Den hiesigen Sonnenuntergang dürfen wir Euch natürlich auch nicht vorenthalten. Diesmal mit der "Im Hintergrund sind die Berge" Variante.
Ab sofort werden unsere Einträge ins Logbuch wohl selten und zeitversetzt werden. In Richtung Norden gibt es keine Städte und daher auch kein Internet mehr oder nur sehr selten. Damit fällt auch telefonieren und skypen flach. Industrieland hin oder her, der Norden von Australien ist eines der unbesiedeltsten und abgelegendsten gegenden der Welt. Spätestens Mitte Juli wollen wir in Darwin ankommen. Da soll es alle Möglichkeiten der schönen neuen Communilationswelt geben.
Da wir an der Port to Port Ralley teilnehmen, wird uns jeden Tag ein anderes Highlight geboten. Heute, Mittwoch, ist Halloween und alle Teilnehmer sind aufgefordert als Piraten zu erscheinen. Für nur 10 AU$ gibt einen Begrüßungscocktail und eine kleine Pizza auf die Hand. Feucht fröhlich werden wir auf die Wiese hinter der Marina aufmerksam gemacht, wo sich zur Dämmerung die Kängeruhs versammeln. Klar haben wir die Kamera vergessen, aber am nächsten Morgen schleichen wir uns schon um 5:00 Uhr auf die Wiese und erwischen ein Känguruh in flagranti.
Am Donnerstag fahren wir mit dem Marina-Shuttle in die City von Bundaberg. Bundaberg ist eine kleine Gemeinde und so sind die Gebäude in der Stadt auch übersichtlich und nicht höher als 3 Etagen. Es gibt ein kleines Einkaufszentrum, wo wir uns sofort eine Pre-Paid Karte zum Telefonieren und Internet besorgen. Immerhin werden wir uns ja eine ganze Weile in Australien aufhalten und wollen auch erreichbar sein. Abends sitzen wir mit australischen Seglern zusammen und lassen uns Tipps für die Gegend geben.
Freitag fahren wir erneut in die Stadt. Dort gibt es einen Schiffsausrüster und wir haben eine lange lange Liste mit Dingen die erledigt und besorgt werden müssen. Unser Anker wird von Judy (von der Port to Port Ralley) zum Galvanisieren gebracht. Wir erstehen 4 neue Fender, da bei unseren alten die Luft endgültig raus ist, bzw. sich zwei vom Acker gemacht haben. Abends gibt es dann Curry-Night - für 5 AU$ Curry satt - im Clubhaus des Segelvereins Bundaberg. Klar, haben wir wieder unsere Kamera an Bord gelassen...
Für Samstags steht nichts besonderes an, und so fahren wir mal wieder einkaufen. Mercedes hat nichts mehr anzuziehen. Nein, ehrlich! Das viele Handwaschen, Wringen, salzhaltige Luft und UV-Bestrahlung macht die Kleidung schnell porös. Also bekommt Mercedes neue Hosen und Unterwäsche und Carsten neue Unterhosen. Abends werden wir beim unserem Steg-Nachbarn zum Essen eingeladen - echte australische Steaks vom australischen Rind und leckeren Salat.
Sonntags ist Farmers-Market. Morgens gibt es einen Marina-Shuttle-Service zum örtlichen Markt. Hier findet wir Obst, Gemüse, Blumen, Pflanzen, Trödel, Handkunst, lebende Tiere, Angelkram und und und. Unsere Taschen sind schnell gefüllt und Mercedes bekommt endlich wieder eine frische Basilikum-Pflanze. Nachmittags gibts es ein Seafood-Barbeque und jeder bringt einen selbstgemachten Salat mit. Schnell sind an die 50 Personen zusammen und es gibt eine herrliche Essensschlacht. Und wo ist mal wieder unsere Kamera ???
Am heutigen Montag wollen wir unser Leck finden. Carsten schraubt den Deckel vom Lüfter, dichtet alles mit Knete ab und hält den Wasserschlauch drauf - drinnen kommt kein Tropfen an. Super, Leck gefunden! "Halt doch mal den Strahl auf die Luke" meint Mercedes besserwisserisch. Gesagt, getan - und munter läuft der Wasserfall durch den LÜFTER?? Ohh nee!! OK, schnell wird die Luke abmontiert und neu abgedichtet. Morgen schauen wir mal, ob es das nun war... Nachmittags bekommen wir eine kleine Sightseeing-Tour geboten, die aber absolut langweilig ist: Ein Besuch im Verkaufsraum des örtlichen Ingwerbier-Herstellers (15 Minuten), eine Stippvisite im größten Baumarkt von Bundaberg (20 Minuten). Und zum Abschluß noch schnell zum Yachtausrüster reingehüpft (15 Minuten) -das war's! Abends sind wir dann bei der "Nikone" zum Schweizer Käsefondue eingeladen. Das entschädigt für den Tag. Jamjamjam.
Der Dienstags zeigt es dann: Trotz dem Abdichten, läuft weiter Wasser ins Bad. Wo verda..ddert ist das blöde Leck? Also tröpfelt Carsten nun Capt. Tolley's Creeping Crack Cure (Flüssiges Dichtungsmittel) in jedes einzelne Schraubenloch und in jede Ritze. Morgen wird nochmal getestet. Beim anschließenden Säubern des Bads fällt Mercedes auf, das das Wasser aus der Leitung merkwürdig riecht und auch sehr flockig ist. Nun heißt es auch noch mal schnell den Wassertank spülen und reinigen. Aber womit? Hier gibt es keine Spezialmittel zu kaufen, aber Baking Soda heißt der Geheimtipp. Also kippen wir eine ganze Packung davon in den Tank und lassen ihn stehen. Solange gehen wir einkaufen - heute wird nämlich mal wieder selbstgekocht! Es gibt Känguruh mit Salat - Lecker!
Mittwoch ist der Tag des Grauens: Carsten hält den Schlauch in den sauber gespülten Wassertank und kommt mit dem Nachbarn ins Quatschen. Mercedes fegt innen ordentlich, als plötzlich Wasser aus der Bilge steigt! Hilfe, wir saufen ab. Sofort an die Pumpe und hinten sprudelt munter klares Süsswasser ins Hafenbecken. Nach langen Suchen und dem kompletten Ausräumen der Backskiste haben wir es gefunden: Das Inspektionsluk vom Wassertank ist raus. Ähh? Na gut, dann schrauben wir es "eben" wieder rein. Eben? Klar doch! Nur kommt man nicht an den Tank ran! Dafür müsste nur mal eben den Motor ausgebaut, die zwei vollen! Dieseltanks rausgewuchtet und erst dahinter der Wassertank losgeschraubt werden. Ist doch 'nen Klacks! Von der Seite oder von hinten ist kein Rankommen. Was nun? Ratschläge von den anderen Seglern sind schnell zur Hand, aber leider nicht hilfreich. Also erstmal den Tank nicht zu voll nehmen... und eine Nacht darüber schlafen.
Der Donnerstag ist ein ALDI-Tag. Ja es gibt ALDI in Australien! Wir träumen von Kaffee-Sahne Schokolade, Aku-Politur und "aldi" guten Angebote. Ein Transport zu dem "nördlichsten" ALDI in Queensland wird organisiert. Der Andrang ist groß, aber im Bus ist nur Platz für 11 Leute. Die Liste ist bereits am Dienstag morgen voll und so wird eine zweite Fahrt angeboten. Eine um 13:00 und die nächste um 13:20 Uhr. Carsten muss bei der zweiten Tour mitfahren, um den Anker abzuholen. Um 5 Minuten vor Eins warten 16 Segler auf den Bus. Kein Bus weit und breit. Um 13:20 Uhr kommt der Bus - der zweite! Der erste ist einfach schon mal halbleer 15 Minuten früher gefahren. Da es also zuviel Leute sind (mittlerweile 18) müssen sieben dableiben und Mercedes ist eine von den sieben - Heul, Schnüff, Wein, Rotz. Dabei wollte sie doch so gerne NACH Aldi!
Die Überfahrt von Chesterfield nach Australien startet und endet mit Flaute. Dazwischen hat sie es aber in sich. Wir müssen durch einen unangekündigten Trog segeln. Das ist so was mit viel Wind, noch mehr Regen und konfuser, hoher See. Also genau das, was man sich als Segler nicht wünscht. Das Schlimmste ist nach einer Nacht und einem Tag überstanden, und so können wir uns letztendlich auf die Ankunft in Australien vorbereiten.
In Australien ist man sehr streng, was die Einfuhr von Lebensmitteln angeht - es könnten ja Ungeziefer oder in Australien unerwünschte Samen eingeführt werden. Frisches Obst und Gemüse haben wir ja nicht mehr, aber Eier und Wurst gehen gar nicht. Die müssen wir also vorher aufessen. Frei nach dem Motto "Lieber sich den Magen verrenken, als irgendwas den Aussies schenken" vertilgen wir alle Restbestände. Nudelsalat, Wurstsalat, Frikadellen - es gibt einen richtigen Eiweißschock. Kurz vor Australien beißt dann noch ein Tunfisch an - den können wir nicht auch noch essen, deshalb wird er eingelegt und eingekocht. Ist ja ein australischer Thunfisch und damit erlaubt.
Am Dienstag geht es im Dunkeln den Fluß nach Bundaberg hinauf. Die "Offiziellen" haben natürlich schon Feierabend und so ankern wir im Quarantänebereich. Der liegt aber gut geschützt im Fluß und wir können ausschlafen, bevor am Mittwoch morgen der Papierkrieg mit Zoll und Genossen losgeht. Darüber gibt es in Seglerkreisen viele Gerüchte und Horrorgeschichten. Wir wollen daher hier unsere Erfahrungen mitteilen.
Einklarieren in Bundaberg
Morgens um 8 Uhr werden wir per Funk aufgefordert am Quarantänesteg anzulegen. Ein Marinamitarbeiter hilft beim Anlegen und schon kommt als erste eine Beamtin vom Gesundheitsamt. Sie begrüßt uns freundlich und fragt als erstes, ob wir gesund sind. Sind wir. Hauptsächlich interessiert sie sich für frisches Obst, Gemüse, Eier und Fleisch. Wir haben nur noch zwei Zwiebeln und eine Knoblauchzehe, die in den gelben BIO-HAZARD Sack wandern. Auch die Schale einer Kokosnuss dürfen wir nicht behalten, weil noch Fasern dran sind - eine polierte Schale ist kein Problem.
Unsere Nüsse, getrockneten Bohnen, Käse, Sonnenblumenkerne, alle Dosen und Getränke (auch Milchpulver und H-Milch) sowie Gewürze sind kein Problem und wir dürfen sie behalten
Alle Holzeinbauten werden auf Termitenspuren untersucht. Sperrholz ist unbedenklich, aber in Vollholz nisten sich diese unerwünschten Insekten gerne ein. Vor allem auf Booten, die die USA besucht haben, werden häufig Termiten gefunden. Bei uns aber nicht. Auch nach Andenken aus Samen, Holz und Muscheln werden wir gefragt. Aber auch die dürfen wir behalten. Unser Schiff wird aber nicht (wie in Kuba) komplett durchsucht. Man glaubt einfach unseren Angaben. Unsere Putzerei am Vortag scheint sich gelohnt zu haben, sie lobt uns wie sauber das Schiff ist und das die Lebensmittel nicht offen, sondern in Plastikkästen verstaut sind. Letztendlich erhalten wir die Genehmigung unsere forty-two für ein Jahr in Australien zu lassen. Bei längeren Aufenthalten würde es eine erneute Untersuchung geben. Diese Prozedur kostet in Australien saubere 330 AU$ Mindestgebühr. Am Wochenende oder wenn es länger dauert auch mehr.
Der Zöllner und der Beamte der Einwanderungsbehörde kommen zusammen. Wie üblich werden Pässe gestempelt, Visa kontrolliert und Formulare ausgefüllt. Wir haben zuviel Alkohol und Zigaretten an Bord, doch das interessiert die Beamten nicht. Auch hier bekommen wir eine Einfuhrgenehmigung des Bootes für ein Jahr und die Auflage dem Zoll alle drei Monate den Aufenthaltsort des Schiffes zu melden. Und schon sind sie wieder weg.
Keine zwei Stunden dauert die Prozedur, alle sind oberfreundlich und um 10 Uhr liegen wir bereits an unserem Liegeplatz in der Marina und werden von den Mitgliedern des hiesigen Segelclubs begrüßt.