Chesterfield Inseln
Lange geplant, dann verworfen und letztendlich sind wir dann doch noch zu den Chesterfield Inseln gefahren. Erstaunt stellen wir fest, daß außer uns niemand da ist - und das obwohl gerade Hauptrücksegelzeit nach Australien ist und die Inseln einfach auf dem Weg liegen. Und wir müssen feststellen, dass es hier wunderschön ist.
Bevor der Starkwind kommt, können wir uns noch die Inseln, die von Vögeln bewohnt sind, die keinerlei Scheu vor Menschen haben anschauen. Die Tölpel haben gerade Junge, manche brüten auch noch und es ist ein ständiges kommen und gehen der Eltern, die die Kleinen mit Nahrung versorgen müssen. Feinde haben die Vögel hier keine, sie können ihre Jungen also getrost alleine lassen.
Auch die Unterwasserwelt kann sich sehen lassen. Sauberes Wasser, angenehme Temperaturen, Fische in allen Größen. Mercedes kommt bei einem Hai-Streichelzoo voll mit kleinen (20-30cm) Riffhaien auf ihre Kosten (Keine Sorge, alle Finger sind noch dran).
Der Wind kommt mit 25 Knoten und
Draußen gibt es 4 Meter hohe Wellen. Innerhalb des Riffes liegen wir aber gut geschützt und haben keinerlei Probleme mit dem Wetter. Wir können den Ankerplatz vor Loop Island nur empfehlen!
Aufbruch nach Australien
Nun sind wir ausklariert und alle Papiere für Australien sind fertig. Visa haben wir auch schon. Wir haben uns an
der Port zu Port Rally in Bundaberg angemeldet. Dadurch sparen wir etwas Geld bei der Einklarierung und wir werden täglich von der Rally-Leitung mit frischen Wetter versorgt. Auch andere uns bekannte Segler sind dort gemeldet. Die ersten sind schon unterwegs und wir werden viele befreundete Gesichter wiedersehen.
Nach zwei Hafenwochen scheinen wir unsere letzte Etappe im Südpazifik starten zu können. Etwa eine Woche und gut 700 Meilen soll die Fahrt nach Bundaberg in Australien dauern. Am Mittwoch soll das Wetterfenster kommen und dann geht es los.
Es kommmt anders. Nach der ersten Nacht auf See bringt der aktualisierte Wetterbericht eine unangenehme Überraschung: Sturm und 4m Welle wird ab Diestag vor der australischen Küste vorhergesagt. Die Tage vorher soll fast Flaute sein. Es ist mehr als fraglich, ob wir selbst bei motoren mit Vollgas (falls der Sprit reicht) noch rechtzeitig in Bundaberg sein können. Als der Wetterbericht am Nachmittag die Verschlechterung bestätigt drehen wir ab und nehmen Kurs auf das Chesterfield Riff. Zwar soll Wind und Welle auch dort ankommen, doch einerseits etwas abgemildert, andererseits sollten wir vor dem Eintreffen des Starkwindes am Ankerplatz sein.
Im Dunkeln hören wir plötzlich ein Knall und ein Scheppern. Was ist passiert? Eben war der Mond noch vor uns, jetzt ist er Hinten. Die Leine von der Windsteueranlage ist gerissen. Unverschämt! Nach nur 5 Jahren und 17.000 Seemeilen im Einsatz bricht die Leine. Schnell ist eine neue eingeschoren und es kann weiter gehen. Ärgerlich nur, daß wir uns die Leine in Neukaledonien angeschaut haben und dachten
"Die müssen wir bald mal austauschen!"....Am nächsten Morgen schaut die neue Leine auch schon nicht mehr gut aus - und das nach nur 6 Stunden und 40 Seemeilen. Bis Australien wird sie aber wohl durchhalten, und dann müssen wir uns eine richtig gute Leine besorgen.
Bei unserer Abfahrt haben wir uns reichlich mit französischem Baquette eingedeckt - lange werden wir es vermissen müssen, ist doch Australien wieder mit Lebensmitteln aus englischer Tradition gesegnet. Doch wird das Brot schnell zäh wenn man es nicht aufbackt. Jedenfalls hält Carstens untere Schneidezahn dem Baquette nicht stand und bricht ab. Was tun? Der nächste Zahnarzt ist in Australien, eigentlich nur 4 Segeltage entfernt. Doch bei der aktuellen Wetterlage kann es Wochen dauern, bis wir da hinkommen. Also wird im Cockpit ein Behandlungsraum eingerichtet und Dr. Mercedes füllt und verspachtelt den zerbrochenen Zahn mit dem mitgeführten provisorischen Zahnfüllungsmaterial (haben wir noch von unserer hamburger Zahnärztin - danke nochmal dafür). Das Zeug ist recht einfach zu verarbeiten und wird mit der Feuchtigkeit im Mund von selber hart. Nur mit Mühe konnte Mercedes davon abgehalten werden den Dremel auszupacken und munter drauflos zu bohren und zu schleifen. Aber auch ungeschliffen sollte das Provisorium bis Australien halten, zumal das Baquette jetzt alle ist.
Ausflug nach Nouméa
ein Auto gemietet. So können wir in Nouméa ausklarieren und gleich ein bißchen Sight-Seeing machen. So kommen wir in die Gegenden, wo unser Boot nicht anlanden konnte.
In der Region Bourail liegt der (lt. Reiseführer) schönste Strand von der Grand Terre. Eingerahmt von kreuz und quer wachsenden riesigen Pinien liegt ein kleiner Strand. Dort sollen auch die Schildkröten ihre Eier ablegen. Sogar eine lange Anna (wie auf Helgoland) haben sie hier. Wegen der starken Brandung ist aber das Schwimmen verboten.
In La Foa hat Herr Eiffel eine Brücke gebaut - so recht was Besonderes ist sie nicht, aber man erkennt den Stil des Eiffel-Turmes doch heraus. Heute ist sie eine reine Fußgängerbrücke die niemand mehr braucht. Der Autoverkehr rollt zweispurig über eine namenlose Brücke gleich nebenan.
Gleich nebenan ist ein Skulpturenpark mit Kunstwerken der Kanaken. Mittendrin wird gerade ein Kindergeburtstag gefeiert und die Kinder toben um die Skulpturen herum.
Gegen Abend kommen wir in Nouméa an und bekommen in der Jugendherberge einen Schlafsaal für 4 Personen zugewiesen.
Der Ausblick von unserem Balkon geht über den Hafen und der Sonnenuntergang wird mit einer Flasche Rotwein genossen.
Am nächsten Morgen wird ausklariert. Carsten und Erich erledigen die Behördengänge, während Christiana und Mercedes auf
dem Touristenmarkt bummeln gehen - gerechte Aufteilung, nicht?
Da wir über Funk wissen, das auch befreundete Segler zur Zeit in Nouméa sind, vereinbaren wir einen Treffpunkt. Sogleich wird wild durcheinander diskutiert, wer wann und wohin auslaufen wird. Natürlich ist das Wetter das Hauptthema.
Jeden Donnerstag Abend gibt es am Place de Cocotiers eine kulturelle Veranstaltung. Angeboten werden Gebäck, Handarbeiten und gebratene Würste im Baquettemantel. Heute gibt es Lifemusik mit Trommeln und jede Menge polynesische Tänze. Gesättigt und hundemüde vom langen Prominieren fallen wir ins Bett.
Bei der Rückfahrt wollen wir durch die Berge fahren. In Neu-Kaledonien wird Nickel abgebaut. Auf unserem Weg fahren wir mitten durch ein solches Abbaugebiet. Überall sieht man die rote Erde und den terrassenförmigen Abbau. Die Strassen sind in einem sehr guten Zustand, trotzdem kommen wir teilweise nur mit 30 - 40 km/h voran. Die Berge sind einfach zu steil. Von oben gibt es fantastische Aussichten auf Täler, Flüsse und Küste.
Endstation Koumac
Noch eine letzte unbewohnte Insel sollte es sein. Wir ankern vor dem
Îlot Maabounghi. Doch es hat nicht sollen sein: Schon am späten Vormittag kommt Wind aus Nordost auf. Den gab es nicht in der Wettervorhersage und unser Ankerplatz ist bei dieser Windrichtung völlig ungeschützt. Also Anker auf und weiter Richtung Süden.
Der Nordost hält aber nicht durch, und so müssen wir schon bald wieder gegen den Südwind anmotoren. Dennoch erreichen wir am Nachmittag Koumac, unser letztes Ziel in Neukaledonien. Hier gibt es eine kleine Marina und wir planen mit dem Bus nach Nouméa zum Ausklarieren zu fahren. Von hier aus soll es dann weiter gehen nach Australien.
Aber keine Eile - wir wollen ein richtig
schönes Wetterfenster abwarten, damit wir auch zum Chesterfield Riff fahren können. Das sind ein paar Schaufeln Sand irgendwo mitten im Pazifik zwischen Neukaledonien und Australien. Gehört offiziell zu Neukaledonien, aber da ist und wohnt niemand.
Die Marina hat europäisches Niveau - mindestens - wie alles in Neukaledonien. Schwimmstege, Strom und Wasser, WiFi, Duschen, Restaurant. Nachmittags weht es oft wie verrückt. Bei 30 Knoten Wind spritzt es selbst im engen Hafen die Stege nass und ein Manövrieren im Hafenbecken ist fast unmöglich.
Koumac ist der größte Ort im Nordwesten. Immerhin gibt es 3.500 Einwohner, zwei Kreisverkehre unf fünf! Supermärkte, einen Bäcker, Fleischer etc. Trotzdem ist hier mittags Tote Hose - zwischen 12:00 Uhr und 14:30 Uhr haben alle Geschäfte zu. Es ist recht trocken zu dieser Jahreszeit, was man von einer tropischen Insel gar nicht erwarten würde. Doch die Wolken regnen sich an den Bergen weiter im Süden ab. Deshalb gibt es oft Buschfeuer. Eines hat auf den Hügeln zwischen dem Hafen und der Ortschaft gebrannt - bei dem starken Wind war der Versuch es zu löschen ohne Chance. Der ganze Spuk hat nur 2 Stunden gedauert und die meisten Bäume sind erhalten geblieben, weil der Wind das Feuer weiter getrieben hat. Am Ende des Hügels hat die Straße als Brandschneise gedient und so ist nichts Schlimmes passiert.
Baie de Croissant
Eine fast unberührte Bucht mit Korallensand, Palmen und ein paar Flüsschen. Unberührt deshalb, weil man nur mit dem Boot hinkommt. Wir finden die Überreste eines Unterstandes - es sieht so aus als hätte hier jemand früher Robinson Crusoe gespielt. Mercedes findet jede Menge super glänzene Muscheln und seltsame grüne Steine im Sand.
Wir haben fast Vollmond und der Mond geht zum gleichen Zeitpunkt über den Bergen auf, wie die Sonne im Meer versinkt. Übrigens ist ein Sonnenuntergang ohne Wolken auch für uns noch etwas Besonderes.
Poum
Etwas schaukelig ist es schon auf der Île Yava, außerdem ist noch mehr Wind angesagt und wir müssen einkaufen. Also fahren wir am Vormittag (Nachmittags ist der Wind meist stärker) die sechs Meilen zum Festland und hoffen in Poum einkaufen zu können.
Der Markt war am Mittwoch, den haben wir leider verpasst. Aber es gibt ja einen kleinen Tante-Emma Laden, wo man das Lebensnotwendige einkaufen kann. Meist heisst es jedoch: "Nein - haben wir nicht".
Auf dem Weg zum
Magasin kommen wir an wunderschönen Blumen, Pflanzen und sogar an einem Fliederbaum vorbei. Da Frühling ist, steht der auch in voller Blüte und der Duft zieht uns durch die Nasen. Mann, wie lange haben wir keinen Flieder mehr gerochen????
Poem ist ein normales, kleines Dorf in Neukaledonien. Die Kanaken kleiden sich farbenfroh - die Weissen nicht. Vor jedem Haus steht ein Tisch, wo die Müllbeutel hingelegt werden. Vielleicht damit sie nicht nass werden, oder damit die Hunde nicht dran kommen. Der Tisch dient meist gleichzeitig als Briefkasten. Eine Besonderheit hat Poem aber doch, und das sind die öffentlichen Toiletten und Duschen. Oder was von ihnen übrig geblieben ist. Wozu hat man sie hier in dieser außergewöhnlichen Form mal gebaut? Und warum sind sie verfallen?
Irrfahrt um den Norden Neukaledoniens - Île Yava
Zur Insel Yava wollten wir und sind wir auch gekommen, leider nur nicht auf dem Weg, den wir uns vorgestellt haben.
Wir wollen durch den
Boat Pass, kommen auch problemlos durch die echt schmale und flache Einfahrt, aber dann ist Schluß. Bei 1.8m Wassertiefe sehen wir voraus nur brechende Wellen. Endstation!
Oder vielmehr Umkehr. Anstelle von nur ein paar Meilen müssen wir nun um die Insel Baaba herum. Die 20 Meilen mehr wären auch nicht weiter schlimm, aber leider gibt es Starkwind von vorne. Um überhaupt voran zu kommen und noch vor Dunkelheit einen Ankerplatz zu erreichen, müssen wir gegen den Wind motorsegeln. Der
Zickzackweg auf dem Bild links kommt daher, dass wir nicht genau gegen den Wind fahren können. Also immer schön zickzack gegen Wind und Welle ankämpfen.
Dabei rauschen die Wellen übers Deck und zurück bleibt ein salziger Film. Gut, daß wir die Sprayhood in Fiji neu imprägniert haben. Die Gischt spritzt meterhoch und schon nach wenigen Minuten ist die Crew plitsche-nass. Da wir nicht mit diesem Wind und den Wellen gerechnet haben, ist das Dinghi aufgebaut auf Deck abgestellt und füllt sich so langsam Welle für Welle voll Salzwasser - wir werden echt faul... Leider sind die Lüftungsluken undicht, und so landet das Salzwasser auch im Bett. Segeln gegen den Wind ist doof. Das Ganze ist anstrengend und wir sind froh uns vor Anker ausruhen zu können.
Îlots Saint-Phalle
Baie de Pam
Heute ist Frühlingsanfang!! Und tatsächlich ist es merklich wärmer geworden. Leicht verdrängen wir den Impuls uns lange Hosen anzuziehen, tagsüber kann man gar schon richtig schwitzen, wenn man aus dem Wind und in der Sonne ist. Also Hurra!! Der Frühling ist da.
In der
Baie de Pam liegen wir super geschützt und machen ein paar Bootsarbeiten. Unser Vorsegel muß nachgenäht werden etc etc. Und beim Ablegen kommt doch tatsächlich in dieser Abgeschiedenheit ein Boot der Gendarmerie vorbei und kontrolliert, ob wir auch ordnungsgemäß einklariert haben. Hier am
Ende der Welt!
Côte des Cascades
Hienghène
Für Dienstag Nacht ist der nächste Trog angesagt. Wir entscheiden deshalb trotz Schlafmangel uns an die 80 Meilen entfernte
Grande Terre, wie man die Hauptinsel Neukaledoniens nennt, zu verholen.
Am Montag Vormittag kommen wir ohne Probleme an. Doch leider ist die Flußeinfahrt von Hienghène versandet, jetzt bei Niedrigwasser kommen wir nicht hinein zu dem
Allwetter Ankerplatz. Also ankern wir im Mündungsbereich, geschützt vor Ostwinden von den
Le Tours Notre Dame. Das ist eine Felsformation, die laut Reiseführer, Hienghene zur schönste Stelle des Festlandes machen soll. Atemberaubend soll genau unser jetziger Ankerplatz bei Sonnenaufgang sein. Jetzt ist davon nichts zu bemerken (siehe rechts).
Wie genau soll das Wetter werden? Liegen wir hier ok? Mercedes übersetzt den französischsprachigen Wetterbericht. Danach ist in den nächsten Tagen mit
angesagten 25 Knoten, Böen 30/35 aus Ost, Nordost zu rechnen. Dazu Dauerregen. Wir beschließen, daß der jetzige Platz unsere beste Option ist, auch wenn wir mit einiger Schaukelei rechnen. Bei Wind und Dauerregen wollen wir jedenfalls nicht die flache Flußeinfahrt befahren.
Das war dann wohl auch eine gute Entscheidung. Nach 12 Stunden Dauerregen ist die Bucht schlammbraun vom Fluß und es treiben jede Menge Äste und Bambus im Wasser. Die Strömung ist selbst hier und bei auflaufend Wasser so stark ablaufend, daß sie uns gegen den Wind herumdrückt. Leider mit dem Heck in den Wind bei
Wind gegen Strom. Wie mag sich das auf den
Allwetterankerplatz im Fluß auswirken?
Nach dem Regen
Am nächsten Morgen ist Wind und Regen vorbei, sogar die Sonne lässt sich kurz blicken. Wir sind ausgeschlafen und das normale Bordleben kann wieder beginnen. In der Nacht haben wir endlich auch genug Wasser aufgefangen um unsere Tanks zu füllen und Wäsche zu waschen. Wir backen Brot, Mittags gibt es Pizza. Wir fahren in den Ort um Milch und Käse zu kaufen. Sogar einen kleines Internetcafe (leider ohne Kaffee) gibt es. Und tatsächlich sehen die
Le Tours im Sonnenschein viel besser aus.
Île Beautemps-Beaupré
Endlich zeigt die Wettervorhersage weniger Wind, scheinbar optimale Bedingungen um zu der kleinen, unbewohnten und sagenumwoben schönen
Île Beautemps-Beaupré zu segeln. Auf dem Weg aus der Lagune von Ouvéa fangen wir noch schnell ein paar Fische - wir wollen später am Strand grillen.
Wir brechen morgens um 5:30 Uhr auf um Mittags anzukommen - und diese Ankerstelle ist wirklich ein traumhaftes Südsee-Strand-und-Palmen Paradies. So einer mit Palmen, weißem Sand, Muscheln, natürlich fast unberührt. Zum Meer hin ist die Ankerstelle von Riffen geschützt, die ihn bei Niedrigwasser zu einem Ententeich machen. Es gib gerade genug Platz zwischen den Riffen um sich mit dem Boot durchzuschlängeln. Die
Fleur de Sel ankert bereits seit gestern hier und hilft uns mit dem Dinghi durch die Riffe.
Der Anker fällt auf 3m Sand, wir genießen das Paradies und hoffen auf ein paar Liter Trinkwasser durch den angekündigten Regen, den die Überreste einer schwachen Front bringen soll.
Noch mal davon gekommen!
Die Überreste der Front haben den Wetterbericht offenbar nicht gehört oder wollen sich noch einmal aufspielen. Um 21:00 Uhr bekommen wir 25kn Wind und Regen - unangenehm und schaukelig, gerade hier bei Hochwasser, aber nichts was einem den ersehnten Schlaf rauben sollte.
Plötzlich hält der Anker nach einer Winddrehung durch die Front nicht mehr. Trotz Sandboden, Kontrolle durch Schnorcheln und 25m Kette. Wir schmeissen schnell noch 10m Kette hinterher. Trotzdem wandert unsere Position Meter um Meter nach hinten auf das Riff zu. Warum gräbt der Anker sich nicht wieder ein? Ist der überhaupt noch dran oder hält uns nur noch die Kette? Wie weit sind die Riffe noch weg? Hört man da nicht schon die Wellen brechen? Es ist Neumond, der Regen peitscht einem ins Gesicht,
NULL SICHT - PANIK! Also Motor an, Anker hoch und
blind! ein neues Ankermanöver fahren.
Der Anker ist bald oben - er ist also doch noch dran - und wir versuchen uns irgendwie zurück an unsere alte Ankerposition zu manövrieren.
Und genau das ist das Problem! Die Brille ist nass, die Displays von GPS und Instrumente deshalb nicht ablesbar. Die Taschenlampe beleuchtet nur den Regen. Das Tiefenmesser zeigt konstant 3m, ist also auch keine Hilfe. Wo sind die Riffe, wo ist der Strand? Um den Kurs halten zu können müssen wir wegen der Windböen Vollgas fahren. Vollgas auf die Riffe oder auf den steilen Strand? Total übermüdet und voller Panik will der Kopf nicht mehr richtig denken und die Orientierung geht gänzlich verloren.
Das Ankerlicht des zweiten Bootes und die Windrichtung sind letztendlich die einzigen Möglichkeiten zur Orientierung. Nur nicht zu weit wegfahren und in den Bereich der Riffe kommen. Über Funk verständigen wir die
Fleur de Sel über unser Problem. Sie schalten sofort das Deckslicht ein, und bleiben am Funk standby. Aber helfen können sie uns weiter nicht, aber das Licht hilft ungemein. Mercedes ist vorne am Anker, doch selbst Schreien hilft nicht gegen den Wind. Die Kommunikation ist genauso ausgefallen wie die Sicht. Irgendwie fällt dann irgendwo eher zufällig der Anker - und scheint zu halten.
Wir stecken 45m Kette. Hält er nur "zufällig" oder ist alles ok? Wir gehen von ersteren aus: also Ankerwache, Motor im Leerlauf, Ankeralarm auf 10m, zweiten Anker bereit gelegt zum Fallen, eine wasserdichte Tasche mit Pässen, Logbuch und Geldbörse ist gepackt. Der Wind geht noch hoch auf 30, Böen 35, doch der Anker hält.
Um 5 Uhr morgens ist dann alles vorbei und ruhig, hat die Front jetzt das Radio eingeschaltet? Jetzt sind wir seit 24 Stunden auf den Beinen und versuchen uns noch ein paar Stunden Schlaf zu holen.
Wären wir bei diesen Bedingungen auf ein Riff gefahren, hätte es die forty-two zu Kleinholz zerschlagen. Nur mit Glück wären wir dann mit heiler Haut an den Strand gekommen.
Mittags planschen wir schon wieder im Paradies - der Anker ist tief im Sand vergraben, da wäre keine Ankerwachen notwendig gewesen.
Letztendlich ist außer einer durchwachten Nacht nichts passiert, wir sind nicht einmal schlauer geworden. Haben wir irgendwann und wenn ja was falsch gemacht? Waren wir uns zu sicher? Seit zwei Jahren ankern wir fast täglich und noch nie hat der Anker geslippt. Wir dachten, wir gehen immer auf Nummer Sicher.
Wir können nur vermuten, warum der Anker nicht mehr hielt: Vielleicht hat sich die Ankerkette um den Ankerschaft gewickelt, als wir vor dem Einsetzen des Windes hin- und hertrieben. Nach der Winddrehung konnte sich dann der Anker nicht erneut eingraben. Jedenfalls haben wir am Sandboden eine hundertmeter lange Schleifspur von unserem Anker erkannt.
Ouvéa
Die Lagune von Ouvéa mit einem Durchmesser von etwa 20km steht auf der Liste des Weltnaturerbes der
UNESCO - und das zu Recht. Aber schaut Euch die Bilder selber an. Und wir dürfen hier ankern! Es ist hier so schön, dass einem fast die Augen weh tun.
Nach einer schnellen Überfahrt von Lifou sind wir durch den südlichen Pass in die Lagune eingelaufen und schon verschwanden alle Wellen und unsere forty-two kam mit dem Wind so richtig in Fahrt. Wir suchen uns am endlosen Strand eine Stelle aus, wo wir die Straße nicht sehen (und hören) können und schon fällt unser Anker auf 2,5 m Tiefe. Wir sogleich hinterher - färbt dieses leuchtene türkisblaue Wasser eigentlich ab?
Na gut, auf der Straße fährt so ungefähr jede halbe Stunde mal ein Auto vorbei, dafür läßt sich am Strand keiner blicken. Gut für Mercedes, denn dann hat noch keiner die guten Muscheln abgegrast... Praktischerweise ist man in der Lagune von den vorherrschenden östlichen Winden gut geschützt - gerade haben wir
draußen Windstärke 6. Unsere
forty-two kommt dennoch kaum ins Schaukeln. Und der Ankergrund ist einfach klasse: viel Sand und fast keine Korallen! Und das Resort um die Ecke wird gerade erst gebaut. Also fallen uns auch keine Touristen an....
Alles in allem leben hier in Ouvéa so gut 3000 Kanaken, die für die Verhältnisse in Neukaledonien noch sehr traditionsbewusst leben. Teils auch noch in Strohhütten. Allerdings werden die Einbäume schon aus Sperrholz und Abwasserrohr gebaut - nicht mehr wie in Vanuatu aus einem Baum. Auch die Missionare wussten wohl, wo es schön ist. Jedenfalls findet man hier jede Menge Kirchen. Gut die Hälfte sind allerdings verfallen, aber dennoch wird niemand in Ouvéa Sonntags keinen Platz in den noch verbliebenen finden.
Ausflug zu den Îlots Deguala
Die schmale Rinne zwischen den
Îlots Deguala soll die einzige Stelle in Ouvéa sein, wo man vor allen Winden geschützt ist. Außerdem verspricht der Segelführer klares Wasser, unbewohnte Insel, gutes Schnorcheln. Kennt ihr ja schon von uns - da müssen wir hin. Zuerst gilt es aber die Erlaubnis zum Besuch zu erhalten. Und zwar von dem zuständigen
Chef, so eine Art Häuptling des Stammes, zu dem die Inseln gehören. Und der wohnt in Saint Joseph, dem Ort ganz im Norden von Ouvéa. Nichts wie hin.
Mit radebrechenden Französisch erkundigen wir uns nach dem Weg und werden die Straße bis zum Ende geschickt, wo sich die
Cheferie befindet. Aber dort ist kein Chef zu sehen. Also wieder den ganzen Weg zurück und in dem kleinen Laden nachfragen. Das Mädchen hinter der Theke lernt zwar Englisch und Spanisch in der Schule, traut sich aber wohl nicht zu sprechen. Zumindest versteht sie aber wen wir suchen und bringt uns gleich um die Ecke. Denn dort wohnt der Chef: Ein freundlicher, älterer Mann in Shorts und T-Shirt. Es stellt sich heraus, daß man uns zum falschen Chef geschickt hat. Der
Richtige wohnt gut 12 km entfernt. Wir bekommen dennoch die Erlaubnis von ihm, und für die Inseln
Beautemps-Beaupre gleich mit. Denn für die ist er zuständig. Wegen den Îlots Deguala wird er seinen
Kollegen verständigen. Vielen Dank !
Am nächsten Tag geht es bei Sonnenaufgang los, Mittags sind wir dann da und tatsächlich alleine zwischen den beiden Inseln. Vorsichtig schlängeln wir uns zwischen den Korallen bis in die hinterste Ecke. Hier wollen wir es uns die nächsten Tage, für die recht viel Wind und Sonne angesagt ist, gut gehen lassen. Doch finden wir kein Plätzchen, wo wir uns vor Anker wohl fühlen würden. Überall Korallenköpfe und dazwischen nur 'ne Schippe Sand. Zu wenig, als das der Anker sicher halten würde. Es bleibt nur den Anker hinter einer Koralle zu verhaken. Ein Zweitanker wäre auch angebracht. Für uns ist das NICHTS! Wir wollen weder die Korallen mit unseren Ankern beschädigen, noch würden wir uns so sicher fühlen.
Also wieder zurück. Schade! Zum Ausgleich werden die 15 Meilen Rückweg ein toller Törn unter Segel. Wir angeln drei große Fische, sehen springende Wale innerhalb der Lagune und auch ein paar Seeschlangen strecken ihre Hälse aus dem Wasser. Aber wie das Leben so spielt ist die Kamera nicht schnell genug und Ihr geht leider leer aus...
Drueulu
Ganz im Süden der Bucht kann man auf 3m Sand vor einem kleinen Ort ankern. Warum hat man die Marina nicht hier gebaut, sondern in We? Hier ist es viel geschützter und man kann wundervolle Törns in der Bucht oder auch nach Ouvéa machen.
Wir gehen aber gar nicht an Land - das Wetter ist günstig um gleich morgen früh bei Sonnenaufgang nach Ouvéa zu fahren.
Die Bucht von Chepenehe
Die Bucht ist tief, geschützt vor östlichen Wind und man kann an vielen Stellen gut ankern - allerdings meist zwischen Korallen. Das hat aber den Vorteil, daß wir gleich vom Boot aus schnorcheln können. So klares Wasser mit gesunden Korallen und Fischen haben wir seit Tonga nicht mehr gesehen. Weiter im Norden ist ein Kreuzfahrtschiff aus Australien gekommen. Bei Sonnenuntergang fahren sie weiter, wohl nach Vanuatu.
Nach Lifous Norden - Joking
Nach einer Woche in der kleinen Marina und mit täglichen frischen Baguettes geht es weiter. Einen angenehmen kurzen Tagestörn entfernt liegt Joking an der Nordseite von Lifou. Dort sollen um diese Jahreszeit die Wale kalben. Auf dem Weg dorthin werden wir von einem sehr sehr sehr großen Fisch begleitet. Mindestens 2 Meter lang und mit blauen Schwanz- und Seitenflossen. Angeln und Fotografieren zwecklos.
Wir ankern vor der Steilküste mit einem spektakulären Blick auf die Höhlen der Küste - und das in der untergehenden Abendsonne. Unser Anker liegt auf Sand in 13 Meter Tiefe umgeben von großen Korallenblöcken und ist aufgrund des absolut klaren Wasser super zu sehen - wenn nur das Wasser nicht so frisch wäre...
Am nächsten Morgen sehen wir dann auch einen Wal. Er bläst aus der Ferne einen riesigen Strahl aus und verschwindet mit einer enormen Fluke zurück in die Tiefe. Aber leider wieder zu weit entfernt um ein Bild zu machen.
Auf nach Neukaledonien
Der Wind dreht von seiner normalen Südost-Richtung nach Nordosten, der Moment ist günstig für die Überfahrt nach Neukaledonien. Wir beeilen uns die 160 Meilen mit nur einer Nacht auf See hinter uns zu bringen. Erst einmal frei von der Insel Tanna können wir Kurs auf Lifou anlegen und die forty-two legt sich mit sechs Knoten ins Zeug. Damit geht leider auch entsprechender Seegang einher, aber wir erreichen den Hafen von We auf Lifou noch vormittags.
Sogar eine kleine Marina gibt es hier, so richtig mit Schwimmstegen, Frischwasser und Strom am Steg und richtige warme Duschen. Ein paar französisch sprechende Segler helfen uns beim Anlegen - das haben wir lange nicht mehr gemacht. Noch während wir die Leinen belegen taucht direkt neben uns eine Schildkröte auf, schaut kurz und taucht wieder ab. Mist, nie hat man einen Fotoapparat beim Festmachen griffbereit.
Wir betreten eine komplett andere Welt im Vergleich zu Vanuatu. Asphaltierte Strassen inklusive Strassenbeleuchtung und an der Tankstelle gibt es Baguettes. Alles ist französisch relaxed. Um unsere Ankunft und erst recht um den Papierkram kümmert sich niemand.
"Wartet bis Montag, dann kommt der Hafenmeister" - sagt unser Stegnachbar. Also bleiben wir vorerst "illegal", lehnen uns zurück und warten auf Montag.
Die Marina bekommt bei uns fünf Sterne für die
schönste Marina. Das Wasser ist klar, es gibt Clownfische, Mördermuscheln, Feuerfische, etliche Moränen leben zwischen den Korallen und wir sehen doch tatsächlich unsere erste Nautilus! Direkt neben unserem Schiff. Die gehören doch eigentlich in etliche hundert Meter Wassertiefe? Davon weiss diese Nautilus aber nichts und schwimmt gemächlich nahe der Oberfläche herum.
Am Montag wird dann klar:
Einklarieren geht nur in Nouméa. Aber nur der Skipper muß hin, das Boot kann in Lifou bleiben. Wie praktisch, daß heute Nachmittag die Schnellfähre nach Nouméa fährt. Schon Abends bin ich dort. Der Papierkrieg ist am nächsten Morgen innerhalb einer Stunde erledigt und ich bekomme noch den Mittagsflieger (30 Flugminuten) zurück. Fertig.